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Verschönerungsverein qujOchÖ

By   /  29. August 2024  /  No Comments

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Die Künstler*innengruppe qujOchÖ wartet seit 2001 mit Aktionen & Veranstaltungen auf. Eine Bestands­aufnahme: Referentin-Resident-Rohrschach-Rätsler Ralf Petersen sprach mit Isabella Auer, Melanie de Jong, Jakob Dietrich, Tomiris Dmietrivskikh, Marlies Hajnal & Hedieh Khajehzadeh.

MISS MAGNETIQ und ihre treuen Gehilf*innen Nickel, Kobalt und Mangan. Foto qujOchÖ

Wir sprechen über das Hauptquartier von QujOchÖ – das ehem. Wirtshaus Alte Schieß­halle – – über Vergangenes, Gegenwär­tiges und Zukünftiges – – nicht in dieser Reihenfolge – –, und selbstredend über Galaxien und Mikrokosmen.

PLANET EARTH
We’ve come a long way – – der schwarze Schleim läuft die Scheibe hinunter und alle Superheld*innen sterben. ALLE? NEIN! qujOchÖ steigt aus dem SUMPF, rennt durch die Straßen, scheißt professionell (und nicht mehr wie Kollegin Brandmayr mal – – VERSORGERIN #76 – Dezember 2007 – – konstatierte: HÖCHSTENS) Kunst.

Du holde Kunst::: Die Zuversicht einen grünen Daumen zu haben
So hold isse meist ja gar nicht
Ne rauhe Flanze isse meist die Kunzt

Sommer an der Linzer Stadtgrenze: Hier, wo das Ortschild an einem mehr oder weniger magnetischen Stahlpfosten befestigt ist, reiß ich mich los, lass ich mich anziehen: In den Garten der SCHIASSN. Aufregende Geräuschkulisse: Ununterbrochener Maschinenlärm in Untergaumberg – – Nachbarinnen versuchen sich an der Autoreparatur oder sägen fleißig – – geschäftig auch die qujOchÖnianerinnen: Im August gibts bei ihnen samstags das gartenquinO – – Leinwand vor der Traubenpresse, Kino „unter den Bäumen im Gastgarten des Kulturvereins zur Schießhalle!“ (Ankündigungstext); Konzept: Gemütlich DJ und late Brunch – – qujOchÖ kocht auf, Screening so balds dunkel ist. Erster Samstag: Kooperation mit Youki, prinzipiell „lustige absurde weirde Filme“ – – „uplifting“, sagt Marlies Hajnal. Letzter Termin: Sagra al Wirtshaus – – „wie ein Grätztlfest“ (Feier im öffentlichen Raum) – – Film dafür: Roman Holiday, Klassiker – – für die Italovibes ital. Cucina und Aperol etc. Früher hieß die Kinoreihe Dreaming in the Swamp, weil man war im Sumpf: Das war der Innenhof vom quitch (altes Hauptquartier an der Donaulände). Im SUMPF herrschte Betriebsamkeit; ihm entkommen – – keine bissigen Alligatoren mehr! – – wird sich entspannt, am Stadtrand; die Füße hochgelehnt?

Das Kollektiv hat ein Projekt gemacht: BAR DER VERLORENEN HOFFNUNG – – weckte wohl den Wunsch, zu „setteln“, ein guter Zusammenschluss: Mit qujOchÖ zusammen konnte die Schiassn sowas wie einen Business-Plan erstellen – – vorher viel verteilt gearbeitet: Viele verschiedene Optionen Programme Plätze probiert bespielt etc. pp. Und immer mal wieder überlegt: „Wohin mit uns jetzt?“ Eine Option war mal, dass quasi die ganze freie Szene in die Tabakfabrik kommt – – 50-60 Leute da sesshaft werden. Feuerwehrpolizei-Regulationen haben in der letzten Minute dagegen entschieden; qujOchö trotz Standort phasenweise DISCLOCATED TISSUE = ORTLOSES GEWEBE, nun zum Ort gekommen – – Pflanze braucht n Platz inner Sonne, bisschen Wasser und v.a. TLC – – Tender Love and Care – – oder war das was Bürgerliches? War die Pflanze nicht äh resilient? Seit 2022 ist qujOchÖ in der Schiassn: „Ich bin das Haus und ich bin auch bei qujOchÖ dabei“ (Auer), so gabs gleich ein dutzend kreative Köpfe mit guten Ideen. „Dafür schauts aber ganz ordentlich aus bei euch!“ (Ich), de Jong: „Da musst du mal unser Lager sehen!“; im Lager sei es eigentlich intim: „Like looking at somebody’s life“ (Khajehzadeh). Kisten über Kisten gefüllt mit Geschichte – – huge piles of boxes, „some of value“ (Dietrich).

Hedieh: Power of (this/the) place: Exchange. Nicht Ateliers zum allein Arbeiten, sondern Räume zum Austausch; Beispiel die OPEN PLATFORM rhizomaniacs – – „Plants grow on their own“ und everything can „grow from any timeline“. Meet-Up Sessions sind das und wie so vieles hier haben die sich „fluently developed“ – – Dietrich erklärt: „Früher haben wir das Wort Neigungsgruppen benutzt“ – – weil muss ja nicht jede*r immer alles usw. – – mehr in kleineren SUBGROUPS Dinge tun – – den Begriff dann abgeschafft, stattdessen: „qujOchÖ ist ein Universum“ und es gäbe „viele Mikrokosmen, die sich dazwischen befinden“.

Am Anfang war qujOchÖ vor allem eine Venue für versch. ausgeartete elektr. Musik; sich nicht „nur“ als Künstler*innengruppe zu begreifen, sondern auch als KULTURVEREIN zu bezeichnen war rechtliche Grundlage für Förderungen usw., dass agiert werden konnte – – jetzt alle paar Jahre so ne Generalversammlung; sich erinnern, welche Ämter wer hat usw.: Performing Vereinsmeierei. Koordinierbar: Gegenwärtig umfasst qujOchÖ „11 oder 12“ Leute – – ständige Fluktuation in 23 Jahren Bestehen – – „2014“, erzählt Dietrich, gabs so ne Reflexion: „WAS SIND WIR?“; Working hard together – – was wir sind über was wir tun herausfinden – – und ganz traditionell (wieder: Förderung usw.) mal so Programm fürs nächste Jahr auf die Beine stellen – – die nächste Mission wartet immer schon (Kein Warten auf Hilferufe), da es doch um die „Gestaltung“ einer local world geht, die hoffentlich das Potential zum fairytale hat (Schauen Sie sich zwecks Kontext die Abenteuer von MISS MAGNETIQ an!) – – Die Tradition ist so gesagt das Wahrsagen, Voraussagen, Prophezeien – – und das geht traditionell so: „Throwing parts of ideas into a pot“; so entsteht ein POOL OF IDEAS, da wird sich was ausgesucht: Was interessiert? Wer mag was tun? Hat vielleicht was damit zu tun, dass die Projekte, die qujOchÖ umgesetzt hat und umsetzt so vielfältig und unterschiedlich sind – – und das Ganze mitunter einen nichtlinearen Anstrich bekommt – – Tünche, Tünche, die feinen Leute kommen, unsere Stadt zu begutachten (Frei nach Bert).

Body, behaviour, collective working – – untaggable?
„Making something happen“: Beim Steirischen Herbst 2010 (Meister, Trickster, Bricoleure – Virtuosität als Strategie für Kunst und Überleben) war qujOchÖ so „lost in ideas“: Am Besten selbst TRICKSTER werden, direktes Einwirken durch große Themen(-vielfalt): Snowballsystems, financial corruption, rollen, rollen, ins Rollen kommen, keep rollin, rolling, Rohling: Sparbuch, Zinsen, in 100 Jahren eine Million machen aus dem Geld – – keep it in a safe space. Neulich war qujOchÖ im Zoo: Überschätzte Intelligenz. Work in Progress & permanente Krise. Es wäre an dieser Stelle ein Netz von Vorhaben kartografierbar: Geplante Ausstellungen, Workshops, Events. Erwähnt sei jedenfalls eine große kollaborative Veranstaltung, die mit anderen Initiativen und Gruppen im Haus, z. B. POTATO PUBLISHING und FMR durchgeführt werden wird: k.u.k.u.k – Kuranstalt zur Schießhalle. Thema ist das „strange phenomenon“ KUR: Das Time Out, das Arbeiterinnen nach so und so vielen Jahren zusteht – – für Selbstständige aber nicht greift. Hier empfangen die Superheldinnen (Zuschreibung des Artikelverfassers) von qujOchÖ einen disparaten Hilferuf und schalten sich ein, den Überarbeiteten eine Kurerfahrung zu schenken.

Talking workshops with Tomiris
DO EVERYTHING DO NOTHING (Series: Workshops/Artist Talks) – – rather hip topic at the moment (z. B. „rest as resistance“; und das generelle Diskurs-Angebot: What is art? Könnten nicht Routinen die Kunstform überhaupt sein – – nicht nur im Eiskunstlauf oder so sondern auch Zähneputzen?) – – Vier Workshops: I. EATING – der hat im Juni stattgefunden. Zu Gast war das Kollektiv FUNDUK aus Rom, die im Rahmen einer „collaborative research on taste and licking“ das Ziel verfolgten, „die Zunge zurück in die Öffentlichkeit zu bringen“; „We came up with a lot of questions!“, berichtet Tomiris Dmitrievskikh. Im Oktober findet der zweite & zweitägige Workshop unter dem Thema SLEEPING statt, zu Gast wird sein Berit Seidel, die u. a. an der Zürcher Hochschule der Künste tätig ist und im u5 art collective wirkt: Traummeditationen und ihre hilfreichen Effekte auf Kunst, das Soziale und politische Themen werden bearbeitet. Wie die Informationen, die wir im Schlaf und Traum empfangen, akzeptieren lernen? Im Workshop wird es ortsspezifische Aufgaben geben – – dreaming excercises – – bis hin zum Talisman. Träume teilen: Intime Angelegenheit!

In den 2025 stattfindenden Workshops der Reihe wird es noch um LOVING und WALKING gehen. Jakob Dietrich hat von einem Universum und dazwischen den Mikrokosmen erzählt: Diese Workshop/Artist Talk–Reihe ist so ein Mikrokosmos. Die qujOchÖnians, die zu dem Mikrokosmos zählen, sind natürlich in viele anderen der Mikrokosmen verstrickt – – die Mitglieder als rhythmische Knoten, wie vielzitierte Philosophen sagen könnten – – Tomiris war am Anfang skeptisch ob der langen Diskussionen, die die Gruppe führt – – inzwischen sind die wöchentlichen Termine für sie ein wichtiger Fixpunkt geworden, manchmal 4, 5, 6 Stunden lange Treffen, „when you’re engaged, time flies“ (Dmitrievskikh), – – mal Gespräche über Organisation von Veranstaltungen, lose Ideen, mal längerer Austausch über Schriftarten für Plakate = = Immer mehrere Meinungen, „we think together“ – – Grundlage: Beim ersten Treffen als frisches Mitglied zeigen schon länger aktive Mitglieder den Neuen eine Auswahl der Projekte – – neulich wurde das Archiv übersiedelt von einem Raum in den andern – – we „go in the boxes looking“ und „Jakob & Fips explain and tell stories“. Bei qujOchÖ gibts verschiedene Nationalitäten und Menschen unterschiedlichen Alters – – verschiedene Haltungen, verschiedene Arten, sich durch Kultur und Leben zu bewegen: Gute Balance aus Affinitäten zu unterschiedlichen Medien.

Das Hauptquartier SCHIASSN ist für die humorvolle, politisch ernste Arbeit ein guter Ort für alles Mögliche, für Ausstellungen und für Arbeiten, Holz- und Metallwerkstatt kommen langsam in Schwung; bei Druckfragen bei den Kartoffelkollog*innen von Potato Publishing klopfen & freundlich empfangen werden. Es gibt ein Hausmeeting, dass alle UPDATED & INVOLVED sein können: Manchmal im Gastgarten wüste Kundschaft, die nur ein Bier will, manchmal dafür Teenager aus der Gegend, die erzählen: Als Kind war ich mit meinen Eltern im Wirtshaus essen. Und heut bei einem Workshop dabei = = Das Kulturhaus am Stadtrand als Rampe in künstlerische Seinssphären.

Das eingangs erwähnte Zitat mit der „Maschine, die höchstens Kunst scheißt“, kam übrigens nicht von Brandmayr selbst, sondern vom damaligen Gesprächspartner Thomas Philipp. Zu QujOchÖ war im Dezember 2007 in der Versorgerin 76 ein Text erschienen – im selben Text findet sich eine Definition, es ging um Pflanzen und Rhizome, mit der ich zu schließen versuchen mag: „Hat sich die Pflanze einmal angesiedelt, ist es so gut wie unmöglich sie wieder zu entfernen“.

qujOchÖ ist eine seit einiger Zeit agierende Künstler*innengruppe, die sich aus ihrem Hauptquartier, dem Atelier- und Künstler:innenhaus im ehem. Wirtshaus zur Schießhalle, heraus mit den Schnittstellen von Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft beschäftigt qujochoe.org

Am 18. 10. 24 ist das Duo SO SNER bei qujOchÖ zu Gast.

Information zu(r kostenlosen Registration zu) Berit Seidels Workshop zum Thema SLEEPING am 12. & 13. 10. findet ihr online.

Der „Verschönerungsverein“ im Titel bezieht sich auf diese Selbstbezeichnung:
qujochoe.org/archive/ist-linz-schon

In der Referentin ist bereits dieser Text über die Schiassn erschienen:
diereferentin.servus.at/gemma-ind-schiassn

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About the author

ist Autor und Künstler und lebt in Österreich. ralfpetersen.info

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