Unter dem Motto Ungebetene Gäste thematisiert das Festival der Regionen 2017 in Marchtrenk Aspekte des Flüchtens und der Bewegung, der Gastfreundschaft und des Ressentiments. Mit der Produktion des Festivaltrailers wurde die Filmemacherin, Musikerin und bildende Künstlerin Karin Fisslthaler beauftragt. Daniel Steiner, beeindruckt von Fisslthalers Zäunen, zitiert zuerst Wikipedia.
„Ein Zaun ist eine Form der Einfriedung. Er trennt zwei Bereiche dauerhaft oder auf Zeit durch eine von Menschen geschaffene Abgrenzung. Geschieht dies speziell um Tiere einzuschließen, spricht man auch von Gatter oder Pferch. Ein Zaun besteht gewöhnlich aus Holz, Metall (festem Guss- oder Schmiedeeisen oder auch biegsamem Draht) oder Kunststoff. Aus Stein oder Beton errichtete Abgrenzungen heißen Mauer; eine Mittelstellung zwischen Zaun und Mauer nimmt die Gabionenwand ein. Gelegentlich sind Zäune auch farbig gestrichen, lasiert oder lackiert, moderne Holzzäune meist imprägniert, Drahtzäune oft kunststoffbeschichtet. Häufig verwendete robuste Holzarten sind Edelkastanie, Lärche, Eiche, Kiefer oder biegsame – und billige – wie Fichte und Weide. Anders als eine Mauer oder Wand ist er jedoch im Prinzip transportabel und begrenzt durchlässig. Von einem Hindernis, einer Barriere oder Absperrung trennt ihn die klar definierte Grenzziehung, wenn auch die Begriffe gelegentlich in synonymer Bedeutung verwendet werden.“
Karin Fisslthaler hat die Einladung, den Trailer für das Festival der Regionen, zum Thema „Ungebetene Gäste“ zu produzieren, genutzt, um eine künstlerische Replik zu dem sich leider durchsetzenden europäischen Umgang mit Schutzsuchenden zu finden, ohne dabei zwanghaft politisch zu werden, beziehungsweise: in einem zuerst privat anmutenden Gestus. Vordergründig und laut FdR-Site „als faszinierendes Licht- und Schattenspiel inszeniert“, eröffnen sich in diesem Sinn und bei genauerer Betrachtung des Kurzfilms weitere Bedeutungsebenen. Ausgehend von einem Lokalaugenschein am diesjährigen Austragungsort des Festivals, fokussierte sich das Interesse der Künstlerin – inmitten dieser angesprochenen und allgemein sehr homogenen Abschottungstendenzen – auf die Verschiedenartigkeit von Designs von Zäunen und deren intendierter Wirkung: Abgrenzung und Schutz, Repräsentation und Protz, Ein- oder Aussperren. Oder auch nur aussagekräftige Klein-Konvention in der Einfamilienhaussiedlung? Entgegen ihrer bisherigen filmischen Arbeitspraxis hat Fisslthaler bei diesem Projekt gänzlich auf die Verwendung von Found Footage verzichtet und nur selbstgedrehtes Material benutzt. Alleine mit dem Fahrrad im nächtlichen Marchtrenk unterwegs, kam sie während der Dreharbeiten dem Gefühl des Eindringlings bzw. des ungebetenen Gasts sehr nahe. Das kurze Aufleuchten des Blitzlichts, der generell spärliche Einsatz von Licht bei diesen Nachtaufnahmen und das profan Abweisende der von Menschenhand errichteten Begrenzungsanlagen erzeugen eine düstere, beklemmende Grundstimmung, die in Richtung eines Alltagshorrors Ulrich Seidlscher Prägung geht. Spätestens hier stellt sich die Frage: Kann man hinter diesen Zäunen Schutz finden? Hier Gast zu sein – unfreiwillig ungebeten – das will man nicht, das muss man. Im Sinne einer für Karin Fisslthaler typischen hybriden Herangehensweise an künstlerische Projekte, beauftragte sie sich in Form ihres musikalischen Alter Egos Cherry Sunkist quasi selbst mit der Komposition und Produktion der Filmmusik und dem Sounddesign. Die oben angesprochene, beklemmend düstere, ja kalte, menschenfeindlich wirkende Atmosphäre der Bildebene wird durch die Verwendung eines auf Beats, Gitarre und Stimme reduzierten Popsongs kontrastiert, das Gesamtbild durch eine emotionale Ebene erweitert. Zu guter Letzt fand auch noch das Festivalmaskottchen, der Rottweiler auf den Festival-Bildsujets, und siehe die zu Beginn im Wikipedia-Eintrag zitierten, durch Zäune eingeschlossenen Tiere, in Form kurzen Rottweilergebells augenzwinkernd Eingang in den Trailer.
Im Rahmen der Festivaleröffnung am 30. Juni kann man Karin Fisslthaler aka Cherry Sunkist dann auch vor Ort Live erleben: Ab 21.30 h im Festivalzentrum auf der Marchtrenker Welserstraße bzw. bei Schlechtwetter im Kulturraum TRENK.S.
Auf den Netzseiten der Referentin findet sich außerdem ein Überblick über andere aktuelle Ausstellungen und Projekte von Karin Fisslthaler.