Die Referentin #8 - Beiträge der Ausgabe

Editorial

Die Referentin | Editorial, 1. Juni 2017
Die Referentin #8

Beginnen wir mit unseren Linernotes vom Cover und merken wir zu Zahlenmystik und verquer geknüpften Verbindungen an: Mit Gegensätzen arbeiten will gelernt sein! Sonst kommt am Ende unendlicher Schwurbel raus. Derzeit besser bekannt als Fake News und alternative Fakten.

Damit zu Beginn dieses Editorials ein Hinweis auf die am 16. Juni in Salzburg stattfindende Mediana, eine auch von unseren KollegInnen von Radio FRO und der Kupf mitorganisierte Konferenz zu Medien, Kultur & Demokratie: Hier wird des roten Medienministers Entwurf zur Medienförderung diskutiert, der laut Positionspapier der Mediana sehr wohl festmachbare Qualitätskriterien einfach beiseitegelassen hat. Nachzulesen auf mediana.at.

Wir lassen in diesem Editorial Konkretes zum Inhalt weg und verweisen lediglich auf unsere Kolumnistin Wiltrud Hackl, die sich, zwar ganz „Work Bitch“ wie immer, aber diesmal eben nicht nur, in die Diskrepanzen der Politik verstiegen hat. Lesen sie selbst zur Krise der Politik. Wir als Redakteurinnen eines Kunst- und Kulturheftes, respektive BildanalystInnen, möchten an dieser Stelle anmerken, dass auf den aktuellen Amtsantrittsplakaten des anderen großen Schwarzen, des neuen oberösterreichischen Landeshauptmanns („Die neue Zeit“) das Sujet im rechten oberen Ecke verdammt nach Ausschaltknopf aussieht. Es ist uns ein Rätsel, wie sowas passieren konnte.

Wir setzen hier fort mit einer weiteren Bild-Anmerkung zur Politik: Der blaue Linzer Infrastrukturstadtrat wirbt gerade auf seinen Inseraten unter dem Slogan „Ein neues Stadtviertel entsteht“ damit, dass er „Lebensraum schafft“. Wohlgemerkt diesmal nicht im Osten, sondern im Linzer Süden, außerdem geht es um „qualitätsvollen“ Lebensraum. Als Kunst- und Kulturredaktion setzen wir die Bildanalysen fort und meinen, dass der Hintergrund irgendwie nach Gauforum aussieht, aber da sind wir mit unseren Nazikeulen in den zierlichen Handtäschchen wohl wieder selber schuld. Der Stadtrat scheint außerdem sein gegendertes Ampelmännchen-Trauma vom Amtsantritt noch nicht verwunden zu haben und gibt einen ganzen Flyer zur Ampel an sich heraus, so als ob er die Ampel und den Verkehr gerade neu erfunden hätte („Sicherheit für Fußgänger“, zum Beispiel: „Ampel zeigt grün, Info: Wenn die Ampel auf Grün steht, darf die Fahrbahn am Schutzweg überquert werden“). Jaja, ganz was Neues und sicher, der Verkehr muss ordentlich geregelt sein, am besten auch der zwischen Mann und Frau.

Die hiesigen Mainstream-so-genannten-Qualitätsmedien sind währenddessen auch mit wichtigen Beobachtungen zur Zeit und zum wahren Sexus beschäftigt. Zum Beispiel attestierten sie der zurückgetretenen Parteiobfrau der Grünen immer noch eine „Mannequinfigur“, trotz ihrer 48 Jahre … wichtige Sache, stimmt schon, so positiv fürs Frauenbild! Aber das ist nur der übliche Kleinscheiß, wirklich drastisch arbeitet sich der Regress hier an die Textoberfläche: Wir zitieren die OON anlässlich Chelsea Mannings „frühzeitiger“ Haftentlassung: Ihre Motive zum „Geheimnisverrat“ hatte Manning so beschrieben: „Wenn Du freien Zugang zu Geheimdokumenten hast und unglaubliche, schreckliche Dinge siehst, Dinge, die an die Öffentlichkeit gehören, was würdest Du tun?“ Sie wollte, so ihre Verteidigung, dass „die Menschen die Wahrheit sehen.“ Die Wahrheit über ihr Leben ist, dass Chelsea wohl eine unglückliche Kindheit gehabt hatte. Dann ein paar lapidare Sätze über Alkoholikereltern, in der Schule gehänselt, Transsexualität. Bei solchen Wahrheiten bleibt einem schlichtweg das Hirn stehen. Geht’s eigentlich noch??

Mit diesem Schwurbel aus der realen Welt möchten wir abschließen. Und gar nicht real kontradiktisch unvereinbar, und auch gar nicht zahlenmystisch, sondern ganz realer Geldfluss: Die acht Seiten mehr in dieser geheimnisvoll erweiterten Ausgabe #8 wurden durch eine großzügige Spende von Andrea Tippe finanziert. Dafür bedanken wir uns herzlich. Und, was wir am Ende auch noch sagen wollen: Manfred Berghammer imponiert uns auch.

Viel Spaß beim Lesen, die Referentinnen, Tanja Brandmayr und Olivia Schütz

www.diereferentin.at

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