Das Wahrzeichen von Marchtrenk wird beim FdR mit zwei Projekten bespielt.
Ein Wahrzeichen repräsentiert eine Stadt. Für Machtrenk ist das der Wasserturm, ein Relikt aus dem 1. Weltkrieg mit Einschusslöchern, wo heute Tauben nisten. Architektonisch steht der 24 m hohe Betonturm am Durchbruch der Moderne „form follows function“ und ist der letzte erhaltene Militärbau aus dem 1. Weltkrieg in OÖ. Nicht verstecken, sondern stolz sein? Der Krieg im Fokus einer Stadt. Wer will darauf stolz sein? Oder andersrum: Eine Stadt bekennt sich zu ihrer Geschichte. Von was erzählt uns dieser Turm? Vom anbrechenden 20. Jhdt. & vom Ausbruch einer Gesellschaft aus der sinnentleeren Fassadenkultur, vom Rausch der Geschwindigkeit, von aufbrechenden Experimenten in allen Kunstrichtungen, die sich selbst aus dem Korsett sprengten, vom Untergang eines Großreiches, von der Relativitätstheorie über den Reißverschluss bis zum elektrischen Schneebesen, von lachenden Gesichtern, die als Helden in den Krieg hinauszogen und nicht mehr oder erblindet, verstümmelt und traumatisiert zu zweit auf drei Beinen zurückzukehren. Mit Shell Shock Syndrom.
Der Wasserturm wird im Rahmen des Festivals mit zwei Projekten in Szene gesetzt: Innen mit einer begehbaren Klanginstallation (Angezählt/Counted out von Katarina Matiasek): Wie durch Schichten der Zeit dringen die Stimmen ehemaliger italienischer Kriegsgefangener aus der Vergangenheit herüber, die zwischen 1914–18 im Lager waren. Außen eine Lichterkette (Running Light von Miriam Hamann), die als Lichtkörper Bezug auf die Signale der Hochsee-Navigation nimmt und unaufhörlich rund um den Turm kreist. Der Wasserturm wird so zu einer Assoziation und einem symbolischen Leuchtsignal für alle, die auch heute ins Kanisterboot der Hoffnung steigen und den Fluchtweg über das Meer nehmen. Wohin der Weg? In einen rettenden Hafen? Oder in ein Massengrab?