Die Referentin #6 - Beiträge der Ausgabe

Editorial

Die Referentin | Editorial, 1. Dezember 2016
Die Referentin #6

Wir begrüßen unsere LeserInnen im Herbst und Winter 2016 mit recht eindeutigen Gefühlen zur Zeit und einem Cover, dessen Werk aus der Ausstellung „Gemischte Gefühle“ stammt. Die Ausstellung im Landesmuseum hat unsere jüngste Autorin Léonie Hubauer für uns auf Seite 3 besprochen. Einen größeren Zeitsprung – sowohl was das Alter der Autorin Lisa Spalt als auch die Wirkungsgeschichte eines Denkmodells aus dem 18. Jahrhundert anbelangt – machen wir mit dem Phänomen des Psittacismus, der einerseits vergessen, andererseits höchst wiederauferstanden seine freche Fresse ins Angesicht der Welt hält. Das erklärt so einiges emotionale Ungleichgewicht, das wir aktuell wahrnehmen. Pamela Neuwirth rundet den fühlenden Einstieg in die Herbst/Winterausgabe der Referentin ab – mit einem Porträt der Malerin Claudia Nickl und einer Haltung, die trotz lebensweltlicher und künstlerischer Schwierigkeiten nur als individuell und widerständig bezeichnet werden kann.
Einen kleineren Schock bescherte uns Stella Rollig, die nun – und wir gratulieren auf das Allerherzlichste – bereits im Jänner das Linzer Lentos verlässt, um künstlerische Direktorin des Belvederes zu werden. Wir erinnern uns an die vielen medialen Angriffe und Peinlichkeiten, die speziell die Anfangszeiten von Frau Rollig in Linz begleitet haben und nun zur Bekanntgabe ihres Abschiedes wohlmeinend verhüllt und auf kleiner Flamme wieder aufgekocht wurden. Elisabeth Lacher, die das Interview mit Stella Rollig geführt hat, stellt in den lokalen Mainstreammedien ein, wir zitieren, „quasi unbegrenztes Maß an Kleingeistigkeit, Ignoranz und Snobismus“ fest, weiter: „… welches Stella Rolligs großartige Arbeit für das Lentos Kunstmuseum und somit für Linz für die Öffentlichkeit verzerrt und in Schieflage darstellt. Gut, dass manche Faktenlage dann auch für sich spricht: nämlich die direkte Berufung aus der Direktion des Lentos in die Direktion des Belvederes“. Wir schließen uns dieser Einschätzung an und es bleibt zu hoffen, dass die Politik in der Nachbesetzung wieder genug Mut beweist, um hier Position zu beziehen. Wir schließen uns außerdem dem Schlusssatz von Robert Stähr an, der das Haus Salzamt betrifft – und der bitte selbst beim Text über das Projekt „Goodbye Wittgenstein“ nachzulesen ist. „Salzamt bleibt“ am Cover ist übrigens als Aufforderung an die Politik zu lesen, die Entscheidung, das Haus zuzusperren, nochmals zu überdenken. Außerdem bezeichnet es auch ein verwundertes Reflektieren eines Politikstils, der Holger Jagersberger, den Leiter des Salzamtes, mit einer angekündigten Schließung konfrontierte, die er selbst aus den Medien erfahren hatte. Insgesamt: Viele wünschen sich hier ein produktiveres Zusammenwirken der kulturellen Kräfte in der Stadt.
Wie immer bleibt die Aufforderung, sich selbst durch die vielseitigen Inhalte des Heftes zu lesen. 0% postfaktischer Müll meint jedenfalls für uns nicht nur Berichterstattung mit Menschen, die ihre Sache ernst meinen, sondern auch eine Haltung, den mittlerweile üblichen medialen Doublebind aus „knackiger Kritik“ und „zündelndem Bedauern“ nicht mitmachen zu wollen. Let’s make Kulturjournalismus great again: Psittacismus lässt grüßen.

Es grüßen außerdem
die Referentinnen Tanja Brandmayr und Olivia Schütz

www.diereferentin.at

Archivierte Ausgabe
Dezember 2016/Jänner/Februar 2017
Die nächste Ausgabe erscheint am 6. Juni 2025
Das professionelle Publikum

Redaktionell geführte Veranstaltungstipps der Referentin

7. März 2025 bis 28. März 2025
KAPU
2. April 2025 16:00
Kunstraum Goethestrasse xtd
5. April 2025 20:00
Stadtwerkstatt
8. April 2025 bis 9. April 2025
Theater Phönix
11. April 2025 21:00
Sirup
Weitere Beiträge dieser Ausgabe
Zufällige Beiträge aus dem Archiv
Über uns

Die Referentin ist ein freies Zeitungsprojekt und veranstaltungsbezogenes Print- und Onlinemedium, das zeitgenössische Kunst und Kultur in Linz und darüber hinaus fokussiert. Die Referentin erscheint vierteljährlich und bietet: zeitgenössische Bezugsrahmen, längere Texte, inhaltliche Auseinandersetzungen, beste Referenzen – in der Stadt, aus der Stadt und darüber hinaus!

Die Referentin liegt in diversen kulturellen Institutionen und anderen Szene-Knotenpunkten in Linz und darüber hinaus ständig auf.

Kooperation Versorgerin

Die Referentin ist ein Kooperationsprojekt 
mit der Zeitung Versorgerin und wird auch gemeinsam mit der Versorgerin vertrieben.

Abo

Die Referentin kommt mit dem Kooperationsblatt Versorgerin gratis ins Haus.

Sie möchten Die Referentin mit einer Spende unterstützen?

Inserieren

Wir bieten Inserat-Platzierungen im ganzen redaktionellen Teil der Referentin sowie im Professionellen Publikum, einem Zeitungsteil mit redaktionell ausgewählten Veranstaltungstipps.

Vorgängerprojekt

Das Vorgängerprojekt der Referentin war die Zeitung spotsZ

Von 2006 bis 2010 sind 42 Ausgaben des Heftes spotsZ erschienen, die monatlich in Form von unabhängiger redaktioneller Berichterstattung das Kultur- und Kunstgeschen in Linz thematisieren.