Die Referentin #6 - Beiträge der Ausgabe

In der Mitte der Nacht ein Eishockeymusical.

Andrea Winter | Kolumnen, 1. Dezember 2016
Die Referentin #6

Finsternis macht sich seit längerem breit. Nicht nur in der Nacht, die den Tag verschlingt, sondern auch beim von Medien und Fans vormals hochgejubelten und nun niedergestampften Herren-Fußball-Nationalteam, nach der US-Wahl, vor der abermaligen Wahl des österreichischen Bundespräsidenten (falls wir wählen können), wahrscheinlich noch mehr nach der Wahl (falls sie nicht oder doch angefochten wird), in der Politik allgemein, in der Solidarität, in der Zivilcourage, im gesellschaftlichem Miteinander. Wenn die Nacht am dunkelsten ist, beginnt die Dämmerung. Und die Hoffnung stirbt zuletzt. „Hoffnung ist viel zu passiv. Wir brauchen Willen.“, sagte Leonard Cohen, der leider auch von uns gegangen ist. Noch mehr Finsternis. Aber er sang auch: „There is a crack, a crack in everything. That’s how the light gets in“.

Der Riss in der Gesellschaft ist da. Doch wo ist das Licht? Vitamin D hilft gegen die Sonnen- und Lichtarmut des Körpers und nebenbei unterstützend bei chronischen Krankheiten. Sauna lässt den Körper Gifte ausschwitzen und bei ausreichendem Hitze-Kälte-Unterschied das Herz-Kreislaufsystem auf Funktionstüchtigkeit prüfen. Ohne aktives Tun! Gleich neben der Sauna im Parkbad in der „Keine Hoffnung“-Arena (so wurde sie angekündigt!) lud das Theater in der Innenstadt zum Black Wings-Musical „Heaven and Hell“. Zwei Spieler der Black Wings landen nach einem Zusammenstoß, bei dem sie das Bewusstsein verlieren, im Limbus und geraten dort in den Kampf zwischen Himmel und Hölle. Ihre Begegnungen mit Frau Gott, Luzifer, Rasta-Jesus und sonstigen Kreaturen eröffneten ein dreieinhalbstündiges „Musical On Ice“-Spektakel, bei dem die Eishockeyfans stimmgewaltig mitmischen durften und Kader- und Jugendspieler mit ihren Show-Wettkämpfen die Dramaturgie mitbestimmten. Ausdrücklich gewünscht wurde keine Abendgarderobe, sondern das Erscheinen im „Black Wings Fan Outfit“. Zum Lachen verführt wurden die Besucher durch diverse interne „Black Wings“ Schmähs, Applaus zollten sie neben den zahlreichen Gesangseinlagen aus dem Rock- und Popbereich dem Maskottchen Gonzo, der verkleideten und umfunktionierten Eismaschine und dem Hallensprecher. Die lauteste Zustimmung erhielt dieser in der Szene, in der sich die KämpferInnen für Himmel und Hölle zum Angriff formierten, mit folgender Aussage: „Stop! Wir san doch kane Fußballfans!“

Ich geh allerdings lieber zum Fußballverein meines Herzens. Eishockey zuschauen ist mir schlichtweg zu brutal. Das Musical fand ich gelungen. Eine Theaterproduktion auf Eis ist schon eine gewisse Herausforderung, imponiert bin ich allerdings von der Flexibilität und dem Einsatz der Vereinsverantwortlichen für die Fans etwas Erstmaliges und Ungewöhnliches auf die Beine zu stellen. Diese Wertschätzung wünsche ich mir vom Verein meines Herzens auch. Doch davon sind wir genauso weit entfernt, wie von einem neuen Fußballstadion. Die grünste Sportarena der Welt plant derzeit der englische 5. Ligist „Forest Green Rovers“. Das von Zaha Hadid Architects entworfene Holzstadion wird Herz eines Businessparks für grüne Technologien. So kann Interessensdurchsetzung eines Vereinsvorsitzenden aussehen!

Kampfsport auf höchstem Niveau bot die Karate WM 2016 Ende Oktober in Linz. Zwei Frauen und ein Para-Sportler gewannen Gold, Silber und Bronze. Alisa Buchinger, Bettina Plank und Markus „Mendy“ Swoboda. Haben Sie das gewusst? Viele Linzer erfuhren von der Karate WM nur wegen dem vorausgegangenen Fußball Cup-Stadiondesaster des Linzer Stadtklubs. Die nicht vorhandenen freien Plakatflächen fehlen anscheinend nicht nur der Freien Szene, sondern auch den Sportveranstaltern. Schade! Denn gerade diese stimmige Großveranstaltung hätte sich mehr Beachtung und Besucher verdient, hat sie sich doch als „Green Event“ der Nachhaltigkeit verpflichtet und u. a. im Merchandise mit dem sozialökonomischen Betrieb „Fix & Fertig“ (gegründet von der Sozialhilfe Wien) kooperiert und gezeigt, wie ein respektvolles inklusives gesellschaftliches Miteinander gestaltet werden kann. Sehe ich da Licht?!

 

Andrea Winters Sendung SPORT IM DORF (vorraussichtliche) Sendetermine und Inhalte:

Mi 21. 12. 2016 live 18.00–19.00 h, Markus „Mendy“ Swoboda (2. Platz Kanu Paralympics 2016, 2. Platz Para-Karate WM 2016) mit seiner Karate-Trainerin Iris Kreuzer

Mi 25. 1. 2017 live 18.00–19.00 h, geplantes Thema Eishockey

Andrea Winter
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