Beim Perspektiven-Festival in Attersee wurde auch das Dorfhotel Attersee ausgerufen, das im Ort verstreute Übernachtungen feilbot. Das Wiener Künstler*innenkollektiv conte potuto betrieb es innerhalb des Festivalzeitraumes von 15. Juli bis zum 6. August. Ralf Petersen war Gast.
Zur Identitätskontrolle wird mir die Hand abgemalt. Damit ich mich dabei nicht unwohl fühle, wird mir eine Marille angeboten. „Die sind sehr beliebt“, sagt Herr Walk, der Rezeptionist. Über dem Sofa hängt ein Gemälde, „ein echter Klimt“, wie er meint. Auf Wäscheleinen trocknen Deckenbezüge, im Garten spielt Herr Huth, der Fahrer, mit Schmetterlingen Trompete. „Ich suche die richtigen Töne“, winkt er ab, geht herein. „Bitte die Fluchttüren schließen“, herrscht er mich an. In der Küche bereitet Frau Walk Brotteig zu. Ich gebe mich als Pressevertreter zu erkennen, frage: „Was passiert hier?“ Für das Frühstück müsse der Teig 12 Stunden rasten, erklärt mir Frau Walk. „Die Hotelgäste sind immer hungrig“, sagt sie. Der Hotelbetrieb müsse einen geradlinigen Verlauf erzeugen, damit die kollektive Arbeit in einem Essen münde, Brot und Butter gleichzeitig fertig sind und serviert werden können. Frau Walk gibt zu, dass sie Druck verspürt. „Die Buben“, sagt sie, „sehen das spielerischer.“
Die Gäste schlafen in Leerständen, Scheunen, einer alten Mühle. Mit dem Dorfhotel Attersee unternimmt conte potuto einen „Versuch, Zusammenhänge über Fiktionalisierung sichtbar zu machen“, wie auf der Hotelhomepage zu lesen ist. „Das Dorfhotel“, erzählt Frau Walk, „ist ein Drei-Personen-Betrieb mit vielen Angestellten, die immer wieder plötzlich auftauchen.“ Das Konzept baue darauf auf, Situationen zu schaffen und auf die Möglichkeiten zu reagieren, die sich ergeben. Das Brot kommt aus dem Ofen, wird beschmiert, serviert: Frühstück. Beim Auschecken höre ich Frau Walk sagen: „Und wieder sind die Hotelgäste glücklich und zufrieden abgereist.“
Ich nehme als Eindruck bei der Abreise mit: conte potuto widmet sich nicht nur Fragen zu Produktions- und Arbeitsweisen, sondern auch am Attersee gibt’s Leerstände und deren künstlerische Bespielungen.
conte putoto ist ein Künstler*inenkollektiv, welches seit 2016 besteht und von Wien aus arbeitet. contepotuto.com