Deporting Trump
Die Referentin #39
Jedes Mal, wenn ich denke, die Menschheit könne nicht noch dümmer werden, passiert etwas, das mich vom Gegenteil überzeugt. Trump ist wieder an der Macht – als hätte jemand die Tür zu einer heruntergekommenen Kneipe aufgestoßen, nachdem er sein Abendessen ausgekotzt und auf dem Weg dorthin auch noch seine Würde verloren hat. Nachdem er sein ganzes verwöhntes-Kind-Drama hinter sich gelassen hat – ein Drama, bei dem sogar das Kapitol Zeuge seiner fragilen Männlichkeit wurde –, ist er nun voller Energie zurück, um weiter Gift zu versprühen. Denn in einer Welt mit kollektiver Amnesie ist alles möglich, solange man ein alter, weißer und reicher Mann ist. Aber wage es bloß nicht, als Frau Präsidentin werden zu wollen – und schon gar nicht, wenn deine Haut nicht hell genug ist. Denn das Mindeste, was du dann hören wirst, ist, als „alte Schlampe“ bezeichnet zu werden.
Tage vor den US-Wahlen habe ich mit meinen Uni-Kolleg:innen darüber gesprochen, ob es diesmal anders ausgehen würde. Viele Menschen hatten die Hoffnung, dass es so wäre. Ich wollte diese Hoffnung auch für einen Moment haben, aber sie starb, als Minderheitengruppen wie die Latino- und Schwarze Community begannen, Trump offen zu unterstützen. Als Frau und Latina habe ich mich geschämt, als ich erfuhr, dass es Latinos gibt, die sich als Amerikaner betrachten und gegen lateinamerikanische Migranten sind – obwohl sie selbst welche sind oder aus Migrantenfamilien stammen.
Dass Trump wieder an der Macht ist, bedeutet nicht nur einen gewaltigen Rückschritt für die US-amerikanische Gesellschaft, sondern für die ganze Welt. Denn Repräsentation ist wichtig – und das gilt leider auch für die Repräsentation von Ignoranz, Unterentwicklung, Machismus und Hass. Und genau das verkörpert Trump.
Zwar gibt es auf der internationalen Bühne noch andere Akteur:innen, die ebenfalls eine Rolle spielen und das Gleichgewicht in die eine oder andere Richtung kippen können, aber die Welt steht weiterhin unter dem Einfluss dessen, was in den USA passiert. Lateinamerika hat dieses Land immer als Vorbild betrachtet. Und während indigene Völker nun dort versuchen, ihre eigene Weltsicht zu stärken, wollen die Politiker weiterhin dem US-Präsidenten gefallen. Nun, da der „Macho“ wieder im Amt ist, fühlen sich rechte und konservative Politiker wie Milei in Argentinien und Bukele in El Salvador bestärkt. Sie werden sich noch mehr trauen, die Rechte von Frauen, der LGBTIAQ+-Community und anderen Gruppen einzuschränken, die nicht in ihr traditionelles Familienbild passen. Und wir dürfen Europa nicht vergessen – auch hier verstärkt sich der migrationsfeindliche Diskurs. Migrant:innen werden zunehmend in einen Topf geworfen, als Kriminelle abgestempelt und zum Hauptproblem eines Systems gemacht, das sich im Gegenteil an die neue Realität einer multikulturellen Welt anpassen sollte.
Trump stärkt nicht nur die Menschen, die alle hassen, die nicht weiß, westlich und christlich sind, sondern bedeutet auch einen Rückschlag im Kampf gegen Klimawandel und Umweltschutz. Nun werden sich noch mehr Menschen – nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Staaten – mit Freude aus der Verantwortung für ihren CO2-Fußabdruck stehlen. Denn anscheinend sind Unternehmen wichtiger als natürliche Ressourcen. Ich frage mich, was sie verkaufen werden, wenn die Ressourcen erschöpft sind. „Drill, baby, drill“ wird dann wohl nur noch als Song taugen – zu dem nur Musk und Trump tanzen werden.
Wenn Trump wirklich „America Great Again“ ohne Migrant:innen machen will, dann sollte er als erster den Kontinent verlassen. Seine Familie kann auch mitkommen – denn schlussendlich sind sie wegen ihrer Einwanderungsgeschichte alle Migrant:innen. Es sei denn, sie wollen den Aufenthalt bei den „First Nation“ beantragen.
Redaktionell geführte Veranstaltungstipps der Referentin