Festival-Feelings im Mai: Zum 53. moers-Festival: Jazzfestival für Musik, Besinnung, Politik, Superheldinnen und: Zusammensein! in Deutschland unterwegs waren li-sa & d.d.. Sie berichten von Festivalgefühlen, die sich abseits der Musik auch einstellen können. Inklusive Reiseerlebnissen.
Dahoam!: (= Lebensmittelpunkt von li-sa und diversen Snookerookians*): Linz/Alt-Urfahr-West: homebase; ca. 2 Min. zum Donaustrand; Arbeitsplatz; kulturelle und soziale Inspirationsquelle, …
fort?: Kompilierte und editierte (Tagebuch-) Einträge – unter besonderer Berücksichtigung des 53. moers-Festivals … – im Vergleich zu anderen, aktuell relevanten, Reisen? (= fort?). Plus ein abschließender Verweis auf einen faszinierenden und prägenden 100-jährigen Musiker (= Marshall Allen).
Do 16. Mai, 21:34: geplante Abfahrt von Linz Hbf nach Moers. Eintreffen des Zuges aus Wien: ca. 2 Stunden später. Der Zustieg wurde verweigert, da der Wagon mit dem gebuchten Liegewagenabteil nicht angehängt wurde. Unerlaubte Mitfahrt in einem Sitzwagenabteil, leider die ganze Nacht nur Stehen erlaubt. … Reiseerlebnis (zusammengefasst): Horrortrip!
Fr 17. Mai: Ankunft Moers. Zeltaufbau mithilfe der Campingnachbarn. Danke! Versäumten Schlaf nachgeholt. Ca. 21:00: Bändchen holen und auf zum Festivalgeschehen. Start: moers-Sessions leider schon vorbei, aber Freunde getroffen und Abbau fotografiert. Ab zu den Schlussacts in der Halle: heuer ist ja Japan-Schwerpunkt.
Sa 18. Mai, ca. 11:00: Start der moers-Sessions. Circa 32 Konzerte/Events an mind. 5–6 abwechselnden Locations, immer mit ca. 15 Min. Fußmarsch dazwischen. Hauptsächlich Regenfall, kaum Sonnenschein. Wie kann man zum Campen nur die Gummistiefel zuhause vergessen? Die vielen Standerl mit Getränken, Essen aus allen Ländern, Afrika-Chic oder -Instrumenten, … machen heute kaum Umsatz. Meine Assoziation: ein sehr großer Urfahraner-Markt ohne Vergnügungspark. Aber: Zeena Parkins, Conny Bauer und Liz Allbee mit japanischer Beteiligung waren toll. Ebenfalls die weiteren, mir unbekannten Bands/Konstellationen, aus Japan oder Afrika. Auf jeden Fall: heute keine Partys mehr. Um ca. 1:00 Uhr früh muss ich w. o. geben, da meine Kräfte zu Ende sind. Ich schleife mich ins Zelt. 14 Stunden Musik und nur ca. 30 Min. Mittagspause schlauchen wirklich sehr. Würde für nächstes Jahr das Trainieren für den Marathon helfen? Bin ich einfach schon zu alt für das moers-Festival? Nicht, wenn ich mich so umschaue!
So 19. Mai, ca. 12:00: Überdenken des Besucherinnenkonzeptes: Ich muss nicht überall dabei sein! Es ist völlig unmöglich! Eventuell ist es auch nicht vorgesehen? Daher: zuerst frühstücken, dann erst Konzertbesuch! Diesmal geht es für mich erst um ca. 13:00 los. Ich treffen immer wieder Freunde, lerne neue Leute kennen und tausche mich mit Fotokollegen aus. Ein paar Musiker bestellen Fotos bei mir und haben dabei Spaß zu posen. Immer wieder coole Konzerte im Schulhof: Steht zwar nicht im Programmheft, sollte man aber nicht versäumen! Auch die Reisegruppe Z. (siehe Screenshots oben) postet immer wieder die heißesten Tipps, Videos und Fotos, auch aus Cerkno, wo zeitgleich auch ein Festival stattfindet. Upps! Lillinger: nichts wie hin! Am Abend Brözzfrau in der Halle nicht vergessen! Im Hin und Her zwischen den Locations: am Schluss wieder zu spät, alles schon vorbei. Ich kann wiedermal den Abbau fotografieren. Hat auch was! Und: Mein Kollege aus London hat eindeutig mehr Übung/Glück dabei, bei den Konzerten anwesend zu sein: Es gibt also auch Fotos von den Musiker:innen beim Musik machen! Heute: bis zum Schluss durchgehalten!
Mo 20. Mai: wieder erst Frühstück, dann Musik. Immer wieder mal tauchen Lillinger und Stadhouders in unterschiedlichsten Formationen auf, ebenso wie vor meiner Kameralinse. Endlich einmal Stefan Schulze und sein „automatisiertes“ Piano gesehen. Heute unbedingt Arto Lindsay anhören/ anschauen! Tja: Das Festival ist schon wieder beinahe vorbei: Die ersten Freunde reisen ab.
Di 21. Mai: Rückreise: Was ja nicht zu glauben war und auch niemand vermutet hat: Ja, der Horrortrip lässt sich noch toppen! Diesmal zwar keine körperlichen Übergriffe, aber dafür: gestrandet in Frankfurt/Flughafen! Keine Weiterfahrt mit Zügen mehr möglich! Daher Nachttrip mit einem der letzten Leihautos bei Wind und Dauerregen nach Linz. Ankunft: ca. 1:00 Linz Hbf. Nach ca. 2 Stunden Fußmarsch – inzwischen habe ich ja eh trainiert – in einer nassen, kalten Nacht in den eigenen 4 Wänden (= dahoam!) angelangt! Alle meine Katzen freuen sich! Entschluss: Ich fahre lange nicht mehr weg! Nicht mal nach Berlin zum L’Alarme Festival, auch wenn es heuer das letzte Mal stattfindet (Motto: Finale) und ich Berlin liebe! Eventuell fahre ich zu einem Festival in Österreich: zu den Konfrontationen in Nickelsdorf. Aber sicher nie mehr deutsche Bahn … (Diese Entscheidung – nicht nach Berlin zu fahren – habe ich inzwischen wieder revidiert. Ich fahre wahrscheinlich doch: Komme was wolle!???)
Vor meiner Fahrt zum Art & Maker Camp oktolog in Wels fürchte ich mich wesentlich weniger!
Reisetipp: Eine Zugfahrt von Wien nach Krakau ist sehr empfehlenswert. Bequemer Zug, freundliches Personal, pünktliche Ankunft. Auch der Aufenthalt war super! Eine sehr lebendige Stadt. Trotzdem: weg aus dem touristischen Zentrum: Raus nach Nova Huta!
Kontradiktion: Dahoam? vs. fort!
Hinweis:
Interview von Shannon J Effinger in The Guardin anläßlich des 100. Geburtstages von Marshall
Allen: “A man cannot learn without discipline”: jazz guru Marshall Allen on life with Sun Ra –
and turning 100; Link zum Artrikel
Er hat Europa gleich zweimal befreit: Einmal mit dem Sturmgewehr (als Teil der zweiten Landungswelle am „Omaha Beach“/Normandie am 6. Juni 1944) und dann mit dem Saxophon (u. v. a. m.!), als Teil der Free-Jazz- und Afro-Futurismus-Avantgarde! (B. L.)
* Snookerookians: „Come from planet snookeroo. They are on earth to help people!“ Hamid Drake
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