Volle Breitseite gegen unsere geliebten Lebensmittelmultis. Gegen sinnlose Globalisierung und gegen die zynische Cent-Kalkulation, die auf dem Rücken heimischer ProduzentInnen ausgetragen wird.
Heimische Toiletten – ob privat oder öffentlich – riechen in den letzten Wochen oft unverkennbar nach dem durch die schwefelhaltige Carbonsäure Asparagusin C4H6O2S2 hervorgerufenen Spargel-Urin. Spargelzeit ist nicht nur eine Zeit des lukullischen Wiedererwachens – der Frühling herzt uns mit Frische überall –, sondern ist auch eine Zeit des Preiskampfes und Verdrängungswettbewerbs. So liefern sich die Lebensmittelkonzerne eine wahres Spargelbattle mit Spargel Grün und Weiß, Sauce Hollandaise und anderen Zusatzprodukten und Rezeptideen. Angeboten wird der Asparagus aber nicht aus heimischen Gefilden, sondern aus Chile und anderen Gebieten „just around the corner“. Dass Mangos und Papayas nicht im Innviertel oder im Eferdinger Becken gedeihen, ist wohl bekannt – aber Spargel ist im besten Sinn des Wortes ein Traditionsgemüse der Region. Und wieso, fragt der Slowdude, greift der Handel nicht auf lokale Ressourcen zurück?
Es kann nur einen Grund geben: den Preis. Denn der chilenische Spargel in allen Ehren: er ist alt, holzig und bitter. Pipispargel eben. Und eigentlich im Vergleich zur Marktware der regionalen AnbieterInnen sogar teurer. Hier trifft eindeutig kapitalistische Gier auf die Idiotie und mangelnde Selbstbestimmung der KonsumentInnen. Ein wenig befassen mit: wann ist was reif, wann bekomme ich Produkte lokal oder regional, täte allen HeimköchInnen doch ganz gut.
Stattdessen gibt man sich dem Rezept- und Angebotsdiktat der Lebensmittelmultis hin und nimmt alles stupid, wie es kommt. Und lässt sich vom schicken und Authentizität heuchelnden Auftritt der Multis einlullen. Der eine wirbt mit einem niedlichen Schweinchen und einem Biobauern, der nur der Dorflehrerin nachsteigt, der andere hat eine schlaues 3D-Börserl, das einem in das Wagerl schaut; und der große Dritte im Bund macht alles am „Ursprung“ fest und etabliert gleichzeitig eine Bäckereikillermaschine.
Der Slowdude rät: Geht auf den Markt, schaut auf die Anbaugebiete in eurer Umgebung und ihr werdet alle feststellen: Spargel ist göttlich. Spargel ist sinnlich. Und Spargel gibt es frisch und günstig von März bis Juni.
Noch was in eigener Sache: Der Slowdude ist kritisch und unfair. Und auch oft voreingenommen.
Die letzte Kolumne des Slowdude brachte heftige Reaktionen seitens der gastro-journalistischen KollegInnenschaft hervor. Hier war die Rede von „lästern, schimpfen und beflegeln“ von „Schrott“ und einer „fragwürdigen Kolumne“. Nun ja. Keep calm and carry on. Der Slow Dude ist halt ein Rock’n’Roll-Schreiberling, nimmt sich kein Blatt vor den Mund und legt den Finger in die Wunde. Die Beobachtungen sind natürlich subjektiv – ganz klar. Nur sind sie nicht frei erfunden, sondern fußen auf seiner intelligent analytischen Beobachtung. Und außerdem ist der Slowdude auch selbstkritisch und verträgt auch einiges. Alles ist gut.