Übergangsrezepte
Die Referentin #40
Ja, der Dude ist wieder mal dem Buzzword-Bingo anheimgefallen. Im linken und rechten Palaver geht es aktuell viel um „Framen“, „Resilienz“, „Identität“ und „Disruption“. Lame. Der Dude stimmt aber auch nicht in den Kanon des Gen-Z- und Boomer-Bashings mit ein, sondern rät, kulinarisch dagegenzuhalten. In Zeiten des Übergangs ist es besonders wichtig, den Herd warm zu halten, die Wampe gefüllt, und den Tisch umringt von den Liebsten oder zumindest von guter Gesellschaft zu haben.
Wie schafft jetzt die Kulinarik-Kolumne den Twist weg von der Gesellschaftspolitik? Der Dude kennt den Trick, denn es gibt für alles ein Rezept! Wenn Wirtshäuser mit Gerichten wie „Heimatteller“ aufwarten, Bäckereien „Seelen“ backen und Produzenten „Kraftmüsli“ herstellen, ist es an der Zeit, die Rezepte für Disruptionsgulasch, Resilienzkrapferl und Identitätswürstel von der Kette zu lassen. Zudem „Framen“ als Kochtechnik zu etablieren.
Disruptionsgulasch
1. Normale Rinder- oder vegetarische Gulaschbasis herstellen und diese dann mit Sternanis, Zimt und etwas Honig abschmecken und mit dem Kochlöffel o. ä. sehr sämig rühren.
2. Polenta kochen und flach ausbringen und abkühlen lassen.
3. Abgekühlte Polenta in die gleiche Anzahl Quadrate schneiden. Ein Quadrat auf den Teller legen, etwas Gulasch aufbringen und Polentadeckel drauflegen.
Fertig.
Resilienzkrapferl
1. Gramastettner Krapferl kaufen.
2. Creme aus Topfen, etwas Milch, wenig gutem Olivenöl, Honig, Nüssen nach Wahl und wenig Kurkuma herstellen.
3. Creme auf Krapferl aufstreichen.
Schmecken lassen!
Identitätswürstel
1. Bratwürste, Semmel, Koriander und Sauerkraut kaufen.
2. Bratwürste schreddern (kleinschneiden, hacken … je nach Gemütszustand).
3. Das Wurstklein braten, bis durch und superknusprig.
4. Semmel aufschneiden und mit Sauerkraut und Wurst nach Belieben füllen und mit viel Sriracha und Koriander würzen.
Mahlzeit!
Framen als Kochtechnik
Zugegeben, Kochtechnik ist etwas hochgegriffen vom Dude. Wer sich hier revolutionäres Umdeuten erwartet hat, sei leider enttäuscht. Vielmehr geht es um die kulinarische Besetzung dieses Kampfbegriffs. Framen ist einfach, etwas Sämiges bzw. Dickflüssiges (Curry, Gulasch …) durch etwas mit fester Struktur wie Reis oder Kartoffelpüree einzufangen. Vielleicht sollten wir viel öfter im Alltag Begriffe wie diesen ins Kulinarische ziehen, umdeuten und somit entkräften.
Zeiten des Übergangs waren immer kulinarische Wendepunkte. Die Aufklärung brachte uns die französische Haute Cuisine, die Renaissance brachte die Gewürzexplosion in der europäischen Küche und die Antike die stetige Verfügbarkeit von Wein, Bier und Brot. Also alles gut und Kopf hoch. Egal ob Boomer, Zler, Xler oder sonst was.
Redaktionell geführte Veranstaltungstipps der Referentin