So wie sie kann, so wie sie will
Die Referentin #40
Der intersektionale Feminismus hat mich gerettet. Seit ich angefangen habe, mehr darüber zu lesen und mich zu informieren, habe ich verstanden: Feminismus ist nicht gleich Feminismus. Das hat mir nicht nur geholfen, meinen Platz innerhalb der Bewegung zu finden, sondern auch gezeigt, dass es viele verschiedene Wege gibt, Feministin zu sein – abhängig von den Ressourcen, die wir haben, von den Räumen, die uns zur Verfügung stehen, vom Rückhalt, den wir bekommen, und auch von der Lebensphase, in der wir uns gerade befinden.
So wie ich heute nicht mehr dieselbe Person bin wie vor einem Jahr – weil ich mich verändert, weiterentwickelt und neue Erfahrungen gemacht habe –, so hat sich auch meine feministische Haltung verändert. Und das ist okay.
Wer glaubt, dass alle innerhalb der Bewegung gleich laut sein, sich gleich stark engagieren oder gleich aktiv teilnehmen müssen, hat den Feminismus nicht verstanden. Jede kämpft auf ihre eigene Weise, aus ihren eigenen Räumen und wie sie kann und will. Wir können niemanden dazu zwingen, feministische Räume zu nutzen – auch wenn sie durch den Kampf anderer entstanden sind –, wenn sie es nicht fühlen, nicht können oder nicht wollen. Wir dürfen die neuen Generationen nicht dazu drängen, mit der gleichen Lautstärke zu sprechen oder auf dieselbe Weise aktiv zu sein, wenn sie sich dabei nicht sicher fühlen.
Solche Forderungen haben nichts mit Empowerment zu tun – sie zeigen vielmehr, wie maskulinisiert der Feminismus mancher Akteur*innen inzwischen geworden ist. Sie zeigen, wie sehr wir uns als Bewegung noch weiterentwickeln müssen, um auch andere Arten des Widerstands zu erkennen und zu respektieren.
Diese Kritik richtet sich direkt an das Verhalten einiger Feministinnen aus der Linzer Szene, die sich während der Veranstaltungen am 8. März 2025 darüber beschwerten, dass die anwesenden Frauen* die vorhandenen Räume nicht ausreichend nutzen würden. Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Vorstellung davon, was es heißt, „aktiv“ Feministin zu sein, zu erweitern. Wir dürfen nicht erwarten, dass alle auf dieselbe Weise kämpfen. Vielleicht möchten manche lieber flüstern statt schreien, schreiben statt vorlesen, meditieren statt demonstrieren. Und das ist genauso legitim.
Ein passiverer Feminismus macht niemanden zu einer schlechteren Feministin. Undankbarkeit kann man daraus auch nicht ableiten – nur weil sie die erkämpften Räume nicht nutzen wollen. Vielleicht ist es einfach ein Zeichen dafür, dass sie Zeit brauchen, um eigene Räume zu schaffen, in denen sie sich wohlfühlen – ob im Austausch mit anderen oder für sich allein.
Ein weiterer 8. März ist vergangen, und er hat uns erneut etwas gelehrt: Es ist ein Tag, der uns daran erinnert, wie viel noch zu tun ist. Aber er ist auch eine Gelegenheit, uns selbst daran zu erinnern, wie viel wir noch lernen müssen – vor allem im Umgang mit der Vielfalt innerhalb unserer Bewegung.
In einer Welt, die laut, gewaltsam, spaltend und von lauter, toxischer Männlichkeit geprägt ist, kann manchmal Ruhe und Stille revolutionärer sein, als ständig denselben aktiven Feminismus zu wiederholen. Die Faust zu heben, laut zu sein und große Wellen schlagen zu wollen – das ist anstrengend. Als Feministin, die aus dem Aktivismus kommt, musste ich dies lernen und auch verstehen, dass es notwendig ist, sich Zeit zu nehmen, um so viele Informationen zu verdauen, und dass es legitim ist, sich die Zeit zu nehmen, auch in der Stille zu heilen. Die Suche nach neuen Ausdrucksformen in der Stille – weniger laut, weniger intensiv – kann auch politisch sein. Achtsamkeit, Pausen, Raum für sich selbst: Auch das ist Widerstand.
Feministisch sein sollte bedeuten, jeder Frau* die Möglichkeit zu geben, ihren eigenen Weg zu gehen und ihren eigenen Feminismus zu leben.
Redaktionell geführte Veranstaltungstipps der Referentin