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Kulinarische Scharmützel eines professionellen Dilettanten

By   /  1. September 2016  /  No Comments

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Erdbeer Torte mit Vanille Creme

Sweets for my sweet, sugar for my honey – oder so. Kuchen und Torten, die süßen Antagonisten stehen nun im Fokus – auf Befehl der Chefredaktion. Und so fügt sich der Slowdude und klärt erstmal Grundsätzliches und begibt sich dann auf eine städtische Mehlspeisen-Testrally.

Die Fragen: Ist die Torte aristokratisch und der Kuchen bürgerlich oder gar proletarisch? Entspricht die Torte einem Rolls-Royce Phantom VI und ein Kuchen einem Citroën 2CV? Ist die Torte das Besondere und der Kuchen das Einfache? Ist die Torte aufregende Sinnlichkeit und der Kuchen langweiliger Alltag?

Mitnichten! Der Kuchen schlägt die Torte um Längen – glaubt dem Slowdude und seiner Beweisstrecke. Der Kuchen ist flexibel, dynamisch und innovativ. Immer am Zeitgeist, wandelbar, leichtfüßig und wechselt gekonnt zwischen Genussmittel, Seelentröster und Mahlzeit. Zudem kann er saisonal punkten (mit Ausnahmen), ist gänzlich unpolitisch und pfeift (auch mit Ausnahmen) auf allzu scharf gezogene territoriale Grenzen und Zuschreibungen. Die Torte hingegen ist behäbig, fett und oft aufdringlich üppig. Ähnlich der alten, schwerfälligen Tante, die bei Familienfeiern mit der Handtasche am Schoß am Kopfende des Tisches sitzt, etwas aufdringlich riecht, die Kinder in die Wangen kneift und meist zu lange bleibt.

Die Torte erhebt auch Anspruch auf Landschaften (Schwarzwald), auf Hotels (Sacher), Städte (Linz), Adelsgeschlechter (Esterházy) und Kleriker (Kardinal).

Der Kuchen hingegen dient sich selbstlos seinen Hauptdarstellern an: zum Beispiel Apfelkuchen, Marillenkuchen, Schokokuchen und Mohnkuchen. Und noch einer direkten Konfrontation hält der Kuchen stand: Der Verzehr ist einfacher und lässt sich nobler bewerkstelligen – die Torte hingegen kämpft oft gegen ihre unausgereifte Statik und oft eigenartige und der Selbstzerstörung zuträgliche Montageart. Also: Torte 0 und Kuchen 3 Punkte. Eindeutiger Sieger – was aber nicht bedeutet, dass Kuchen immer lecker sein muss – zumindest nicht in Linz.

Hier stehen passionierte KuchenfreundInnen einem sehr vertrackten Angebot gegenüber. Dominiert von der Linzer Torte (die eigentlich von einem Bäcker namens Linz in Wien erfunden wurde) ist Linz kein besonderes Kucheneldorado. Als eine Art Rockefeller des süßen Gewerbes beherrscht Jindrak das Geschehen in der Stadt. Das Angebot ist üppig und Torten-dominiert und auf der Kuchenseite unterentwickelt. Und selbst die paar Kuchen, die es gibt, sind tortig. Die Konditorei Preining im Linzer Norden hingegen bietet neben einem – wie der Slowdude findet – zu großen Tortenangebot eine sehr gute Auswahl von verschiedenen Kuchen an. Der Marillenkuchen ist besonderes zu empfehlen. Und die Tante ist auch da.

Im Linzer Zentrum produziert die Bäckerei Knott immer donnerstags den sogenannten Topfenzopf – ein unglaublich flaumiger Topfenkuchen in Kastenform. Ein Muss! Unbedingt probieren! Eigentlich das heimliche Highlight der Linzer Kuchenrally. Recht schmackhaft, aber auch auf Angebotsseite recht beschränkt, sind die Kuchen der Bäckerei Honeder. Kein Muss, aber ein wohlwollendes Kann. Sympathisch geradlinig und sehr schmackhaft sind die Kuchenspecials der K&K Hofbäckerei. In Kastenform gebacken sind Schoko- und Nusskuchen auch ein ideales Mitbringsel, das selbstgemacht aussieht. Die Bäckerei Haubis und Kandur sollen auch noch genannt sein. Keine Highlights, aber auch keine Fails. Die Bäckerei Eichler macht in Linz wahrscheinlich den besten Guglhupf.

Die absoluten Schlusslichter sind Backwerk und die Backshops der Supermärkte. Inakzeptabel. Da schmeckt das Gebäck so wie der Shop aussieht. Nach Plastik. Und das ist keine vorab gefasste Meinung, sondern das Ergebnis eines Selbstversuchs.

So. Der Slowdude hat das Süße überwunden und freut sich wieder auf das saure Milieu.

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  • Published: 8 Jahren ago on 1. September 2016
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  • Last Modified: September 1, 2016 @ 12:50 am
  • Filed Under: Kolumnen

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