Ni Hao – Huhn Kung Pao
So – auf geht’s. „Der Weg ist das Ziel“ – ein Zitat frei nach Konfuzius gibt mir gleich den kulinarischen Kulturkreis vor. Der versprochene Chinarestaurant-Test ist da. Der Slowdude wandelt auf der chinesischen Innenstadtachse und nimmt auch Taiwan mit auf in die Liste der Samples – wir halten es mit der chinesischen Führung und sehen Taiwan als abtrünnige Provinz.
Auserkoren für den großen Test wurden Fu Cheng an der Donaulände, die Goldene Pagode im wohl schönsten Gebäude an der Donaulände – dem Linzer Generalitower und Kim San am Hauptplatz. Vorab: Der Slowdude liebt die chinesische Küche, alle Spezialitäten der einzelnen Provinzen kennt er aus dem Effeff und ist auch selbst in der Zubereitung ein wahrer Meister. So gesehen kann man ihm nichts vormachen.
Fu Cheng:
Wie viele andere vermisse ich das alte Lokal. Das Lokal war etwas runtergerockt, aber hatte durchaus Ambiente mit Charme. Der Umbau – ein paar Jahre her – hat aus der grindigen Bude eine Art Flughafenloungebistro mit Arztwarteraumflair gemacht. Unendlich auswechselbar und echt misslungen. Aber wichtig ist ja die Küche. Und die ist OK. Wird in Linz Menschen von außerhalb ein Chinarestaurant empfohlen, wird meist das Fu Cheng genannt – weil lecker Nudeln, kein Glutamat und gute vegetarische knusprige Ente. Die Ente – ob echt oder gefaked – ist gut, authentisch gewürzt und hat eine sehr ausgewogene Fleisch-Nudel-Gemüse-Aufteilung. Die Vorspeisen: auch durchwegs sehr gut. Kann man empfehlen – durchaus. Richtig gut sind auch die Suppentöpfe. Preisleistung ist OK – etwas im oberen Segment. Der Slowdude sagt 6 von 10 Punkten – die 4 Punkte minus haben die Architekten zu verantworten.
Goldene Pagode:
Auch hier gleich zum Ambiente. Hier wird geliefert, was wir von einem Chinarestaurant erwarten – nicht cool und schick, aber auch nicht shabby. Wer auf Interieurdesign wert legt, ist hier fehl am Platz – aber es ist durchaus gemütlich. Und: Die Goldene Pagode ist das Chinarestaurant mit Wirt. Denny Lau wandelt charmant von Tisch zu Tisch, begrüßt Stammgäste persönlich und unterstützt sein Personal. Das wünscht sich der Slowdude – Wirtinnen und Wirte, die präsent sind. Zur Kost: eine unüberschaubare Speisekarte, viele Gerichte – manche im Original, manche europäisiert. Und das Surplus – was der Slowdude super findet – viele Gerichte mit Bio-Zutaten aus der Region. Getestet wurde das Bio-Ochsenfleisch aus dem Mittagsangebot: Ein Gedicht! Ein wunderbares Gericht mit feiner Ingwernote. Der Slowdude sagt 9 von 10 Punkten. Abzug nur für die Rauchergruppen an der Bar, die einem das Essen verleiden können.
Kim San:
Ein Chinarestaurant wie aus meiner Kindheit. Deko wie damals. Eine Systemgastro-Standardbuffettheke gepaart mit den Gewölbebögen schaffen ein besonders eigenartiges Ambiente und eine strange Akustik. Und fast Unsichtbarkeit – was positiv als auch negativ ist. Möchte man sein Ruhe – ein Traum. Hat man Durst – ein Albtraum. Zum Essen: Im Test war das Mittagsbuffet – allyoucaneat auf Flatrate. Preisgünstig. Wenn man satt werden möchte und keine kulinarischen Feinheiten erwartet, durchaus vertretbar. Das knusprige Huhn mit Knoblauchsauce ist selbst nach der Warmhaltebehandlung noch richtig gut – einzig der Reis befindet sich schon auf dem Weg in einen eher zähflüssigen Aggregatzustand. Der Slowdude sagt 7 von 10 Punkten. 3 minus für den Reis. Eigentlich ganz gutes Essen zum fairen Preis.
Na, was sagt ihr? Ich habe mich bemüht und versucht, ernsthaft Ambiente und Küche zu bewerten. Das mache ich nie wieder. Ab sofort kommen vom Slowdude nur mehr absolut subjektive Beobachtungen und skurrile oder wirklich tip-top kulinarische Entdeckungen.
Kommentare, Hinweise und Tipps via E-Mail an slowdude@gmx.at.
Euer
Slow Dude