Am 29. September 2024 hat Österreich einen gefährlichen Weg eingeschlagen, einen, der alte Geister von Hass und Misstrauen wiederbelebt. Es scheint, als hätten wir vergessen, was es bedeutet, eine Partei an die Macht zu bringen, deren Rhetorik auf Spaltung, Angst und Misstrauen gegenüber „den Anderen“ basiert.
Persönlich hat es mich nicht überrascht, dass die Mehrheit „blau“ gewählt hat, obwohl ich gerne falsch gelegen hätte. Tage zuvor habe ich die Medien verfolgt, um die öffentliche Meinung einzufangen, und bin auf ein Reel von Der Standard gestoßen, in dem FPÖ-Wähler interviewt wurden. Einige erklärten ihre Unterstützung für die FPÖ mit Aussagen wie „Österreich ist für die Österreicher“, eine Botschaft, die nicht nur ausschließend, sondern auch ignorant gegenüber dem Beitrag der Migrantengemeinschaften für das Land ist. Keines der Argumente konzentrierte sich auf Wohlstand, Beschäftigung oder Wirtschaft, sondern auf Ideen der Ausgrenzung und des Hasses gegenüber „den Anderen“.
Als ich die Wahlergebnisse sah, war mein erster Gedanke: Rassisten, Klassisten und Diskriminierende werden sich bestärkt fühlen, und die Gewalt wird in öffentlichen Räumen spürbarer werden. Als Internationalistin und als jemand, die die Anfänge einer gewaltsamen Diktatur in Nicaragua miterlebt hat, weiß ich, dass, wenn eine extremistische Partei an die Macht kommt, der Hass sich verbreitet und die Gewalt zunimmt. Leider ist es für manche einfach, Schaden gegen andere zu rechtfertigen, nur weil sie „anders“ sind.
Und tatsächlich ließen die ersten Hassbekundungen nicht lange auf sich warten. Vor einigen Tagen erzählte mir eine Kollegin empört, wie ein Jugendlicher in der Straßenbahn Menschen beschimpfte, die „ausländisch“ aussahen. Auch mein Partner berichtet mir täglich, wie seine Kollegen grundlosen Hass gegenüber Muslimen, Türken und anderen Ausländern ausdrücken. In vielen Fällen handelt es sich um irrationalen Hass, der durch falsche oder ungeprüfte Informationen genährt wird.
Das erinnert uns daran, wie wichtig politische Bildung ist. Unsere Geschichte zu verstehen, kritisches Denken zu entwickeln und uns in Respekt und Gleichheit zu schulen, sind die besten Mittel gegen Hassreden. Eine gebildete Bevölkerung lässt sich nicht so leicht durch populistische Reden manipulieren, wie sie einige Parteien einsetzen.
Die Mehrheit hat ihre Präferenz in dieser Wahl deutlich gemacht, und ich hoffe, dass die Regierungskoalition dieses sensible Gleichgewicht meistern kann, indem sie eine Politik der Einheit und nicht des Hasses fördert.
Letztlich ist Österreich so vielfältig wie die Welt, deren Teil es ist. Erinnern wir uns daran, dass wir alle, irgendwann, einmal Migranten waren. Möge diese Zeit eine Gelegenheit sein, dass jede:r von uns darüber nachdenkt, welches Land wir aufbauen wollen – eines, das auf Angst basiert, oder eines, das auf Respekt und Menschlichkeit fußt.