Die Referentin #2 - Beiträge der Ausgabe

Die zweite Ausgabe der Referentin liegt vor. Zuerst wollten wir die Seite 3 ja mit Kanada beginnen.…

Die Referentin
Editorial , 1. Dezember 2015

Die Installations-, Foto- und Filmkünstlerin Tea Mäkipää ist mit der Ausstellung „Years after Zero“…

Tanja Brandmayr
Kunst und Kultur , 1. Dezember 2015

Das Oval Office Linz ist ein kontinuierlich stattfindendes Format mit queer-feministischen Inhalten…

Tanja Brandmayr
Kunst und Kultur , 1. Dezember 2015

Die Linzer Nibelungenbrücke ist eine Hinterlassenschaft der NS-Zeit. Das Projekt brücken:schlag wil…

Christian Pichler
Kunst und Kultur , 1. Dezember 2015

Das Architekturforum widmet sich in seinem Herbstschwerpunkt dem Thema Rand – und meint dazu treffe…

Robert Stähr
Kunst und Kultur , 1. Dezember 2015

Don’t Forget About Your Girl, Alaska!

Daniel Steiner | Kunst und Kultur, 1. Dezember 2015
Die Referentin #2

Bereits mit ihrer Band ELISA WORKS sorgte die Multiinstrumentalistin, Sängerin, Texterin und Komponistin Lisa Maria Thurnhofer in der oberösterreichischen Kulturszene für Furore. Jetzt arbeitet sie unter dem Namen FRIDA VAMOS an einem neuen multimedialen Projekt im Popkontext. Die Vorab-Auskopplung „Alaska“ lässt abermals aufhorchen! – meint Daniel Steiner.


ELISA WORKS entstand aus einer Notlage heraus. Im Vorfeld eines ver­einbarten Konzerts muss­ten mehrere Kollegen eines früheren Bandprojekts Thurnhofers aufgrund anderer, besser bezahlter Engagements absagen. Die damals erst 18jährige wollte diesen Gig aber unbedingt spielen und erarbeitet gemeinsam mit FreundInnen ein auf von ihr in Teenagertagen komponierten Songs basierendes Programm. Der Erfolg gab Lisa Maria Thurnhofer recht, ELISA WORKS entwickelte sich zu einer Popband mit Hitqualität. Nummern wie „Hey There (Stranger)“ oder „FridayNights“ wurden zu Publikumslieblingen, erst­genannte Nummer erschien auf einem Tribute Sampler für den Rothen Krebs.1
Auch aufgrund der Entstehungsgeschichte bleibt ELISA WORKS2 immer in im Grunde traditionellen Bahnen der Pophistorie verhaftet. Simple Melodien, auf Anhieb mitsingbare Refrains und größtenteils eine klassische Instrumentierung – wie schon zu Zeiten der Beatles basierend auf Gitarre, Bass und Schlagzeug – die sowohl akustisch als auch in „Stadionrock“-Besetztung funktioniert. Sicherlich gibt es Abweichungen vom klassischen Popschema, hier wird ein Glockenspiel eingebaut, dort ein Keyboard, manchmal zur Ukulele gegriffen – vor allem teilt sich Lisa Maria Thurnhofer den Frontgesang mit Jana Tack, einer in Österreich lebenden Lebenskünstlerin aus Belgien. Diese Aspekte zeigen bereits in dieser musikalischen Schaffensphase die Bereitschaft Neues zu wagen. Wobei an dieser Stelle angemerkt werden muss, dass die Band ELISA WORKS nicht aufgelöst, sondern nur auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt wurde.

Mit ihrem neuen Projekt FRIDA VAMOS – der Name entstand übrigens während eines Nebenjobs als Kellnerin im allseits bekannten Cafe Strom zur Abwehr allzu aufdringlicher Verehrer – schlägt Lisa Maria Thurnhofer gänzlich andere Wege ein als bei ELISA WORKS. Im Mit­telpunkt steht nicht mehr der klassische Song an sich, nicht mehr dessen Reproduzierbarkeit, ob am Lagerfeuer oder auf der Bühne einer 2000er Halle unterstützt von Licht-, Laser- und Rauchshow, sowie dem ganzen restlichen Rock’n’Roll Brimborium. Ausgangspunkt ist nun das Zusammenspiel von Text, Musik und Bild, gewissermaßen der Versuch Pop dreidimensional darzustellen. Für Jänner 2016 ist die Veröffentlichung der EP „Fantasm“ geplant, 5 Songs mit 5 dazugehörigen Videos, die jeweils von einem/einer FilmemacherIn stammen sollen. Verhandlungen mit interessierten Labels laufen bereits. Das Video der ersten Vorabveröffentlichung „Alaska“3 wurde dabei von Thurnhofer selbst produziert. Inhaltlich wird sich „Fantasm“ dem Spannungsfeld zwischen Traum und Traumata widmen, Persönliches mit der irrealen Realität die nur in Traumwelten möglich ist, verwoben. Der Einfachheit halber, lassen wir FRIDA VAMOS selbst sprechen, Lyrics hier sozusagen als Lyrik anführen:

ALASKA
the dust on my books has turned into ashes since I ripped the pages out last night I’m writing this song on my skin cause it matches did you need my paint or claim your pride?
why’d you keep me up last night oh why’d you keep me up?
you owe me your lips cause I like your face this is not about you bitch better behave it was meant to be fun so stop putting up a fight 57, 56, 55 …
why’d you keep me up last night,
oh, why’d you keep me up?
and the dust on my books it has turned into ashes since I ripped the pages out last night I’m writing this song on my skin­ cause it matches did you need my paint or claim your pride?
don’t forget about your girl Alaska
don’t forget about your girl
don’t forget about your girl Alaska
don’t forget about the scrap on my lips has turned into rust since I gave myself up to the sea to wash me ashore what ever the cost and tame this storm inside of me

Musikalisch bleibt Lisa Maria Thurnhofer auch mit FRIDA VAMOS dem Universum des Pop treu, allerdings verschiebt sich der Schwerpunkt Richtung elektronischer Mu­­sik. Der Fokus wird nicht mehr auf Gefälligkeit und Eingängigkeit gelegt, stattdessen herrschen in sich verschränkte Arrangements vor, außerdem wird das altherge­brachte Songschema von Strophe, Bridge und Refrain aufgebrochen, die Kompositionen dadurch um einiges komplexer und zugleich fesselnder. Sparsam, aber nicht minimalistisch werden sowohl die Instrumentierung wie auch die Beats eingesetzt, über allem schwebt der – durchaus mit dem etwas kitschigen Attribut „wunderschön“ zu beschreibende – Gesang Thurnhofers und rückt so den Inhalt wieder ins Zentrum. Bei „Alaska“ gelingt es der Künstlerin die musikalische Beschreibung der Kapitulation zugleich zum Triumph über das Geschehen werden zu lassen. Oder, um mit Tolstoi zu sprechen, Musik wird zur „Stenographie der Gefühle“. Natürlich ist das jetzt nicht alles neu, man kann durchaus Anleihen von Künstlerinnen wie DINKY oder BJÖRK finden, da jedoch die persönliche Note dermaßen stark ausgeprägt ist, wäre es meiner Meinung nach falsch, gleich die Neuerfindung des Rades zu fordern. Vor allem, da man annehmen kann, dass sich auf der gesamten EP „Fantasm“ noch die eine oder andere musikalische Überraschung verbergen wird.
Doch zurück zu „Alaska“ und zum visuellen, künstlerisch gleichwertigen bzw. gleich wichtigen Teil des Projekts. Auf dieser Ebene arbeitet Lisa Maria Thurnhofer konsequenterweise mit einer, unmittelbar an Traumsequenzen denken lassenden Bild­sprache. Dabei verwendet sie, in einer speziellen Abwandlung der Stock Footage Methode, Material aus ihrem reichhaltigen Archiv eigener Aufnahmen und kreiert damit das optische Pendant zu Text und Musik. Basierend auf einer mittels statischer Kamera gedrehten Aufnahme küstennaher Inseln im Nieselregen, führt die Reise durch Wohnungen, zu Feuerwerken und Badenixen, in Tiergärten und mittels Eisenbahnfahrt zurück zum Meer. Nach Alaska?
Natürlich möchte Thurnhofer weiterhin live spielen und arbeitet daher neben der Produktion der EP an einer bühnentauglichen Formation, mit der die FRIDA VAMOS Songs dem Publikum direkt vor Ort präsentiert werden können. Gemeinsam mit DJ TACTIK – der auch bei einem Song auf „Fantasm“ mitarbeiten wird – und zwei weiteren Musikerkollegen wird zur Zeit in diese Richtung experimentiert, konkrete Konzerttermine gibt es momentan daher noch nicht. Dafür kann man sich die Wartezeit bis zum Erscheinen von „Fantasm“ im Jänner mit dem neuen Soloalbum des HINTERLAND-DJs ABBY LEE TEE „byaccident“4 versüßen, auf dem es unter anderen auch den Gesang von FRIDA VAMOS zu hören gibt.

1    Online bestellbar bei SUBSTANCE Records unter: www.substance-store.com/news/new-releases/?tx_ttproducts_pi1[begin_at]=80&tx_ttproducts_pi1[backPID]=29&tx_ttproducts_pi1[product]=40452&cHash=e63cffa518 oder einfach beim Rothen Krebs Nachfolgelokal, dem Salonschiff Fräulein Florentine nachfragen
2    Besetztung: Dominik (Git), Grilli (Drums), Jana (Voc/Chimes), Jürgen (Bass), Lisa (Voc/Keyboard/Ukulele), Toni (Git)
Link: www.facebook.com/elisaworks
3    ALASKA auf Vimeo: vimeo.com/124198971
4    abbyleetee.bandcamp.com

Daniel Steiner
Linz, Musiker, Schreiberling und TV-Moderator und als Brotberuf Sozialbetreuer.
Archivierte Ausgabe
Dezember 2015/Jänner/Februar 2016
Die nächste Ausgabe erscheint am 6. Juni 2025
Das professionelle Publikum

Redaktionell geführte Veranstaltungstipps der Referentin

7. März 2025 bis 28. März 2025
KAPU
2. April 2025 16:00
Kunstraum Goethestrasse xtd
5. April 2025 20:00
Stadtwerkstatt
8. April 2025 bis 9. April 2025
Theater Phönix
11. April 2025 21:00
Sirup
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Die Referentin ist ein freies Zeitungsprojekt und veranstaltungsbezogenes Print- und Onlinemedium, das zeitgenössische Kunst und Kultur in Linz und darüber hinaus fokussiert. Die Referentin erscheint vierteljährlich und bietet: zeitgenössische Bezugsrahmen, längere Texte, inhaltliche Auseinandersetzungen, beste Referenzen – in der Stadt, aus der Stadt und darüber hinaus!

Die Referentin liegt in diversen kulturellen Institutionen und anderen Szene-Knotenpunkten in Linz und darüber hinaus ständig auf.

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Das Vorgängerprojekt der Referentin war die Zeitung spotsZ

Von 2006 bis 2010 sind 42 Ausgaben des Heftes spotsZ erschienen, die monatlich in Form von unabhängiger redaktioneller Berichterstattung das Kultur- und Kunstgeschen in Linz thematisieren.