Der Slowdude hat genug von der Realität. Klimakrise, Wahlkampf dort und da, das deprimierende Weltgeschehen und die ewig gleichen Krisenherde. Er flüchtete sich stattdessen ins sommerliche Lesevergnügen und damit in eine angenehm entkoppelte Parallelwelt. So lässt es sich aushalten. Und da der Slowdude natürlich vorrangig gastrosophische Themen behandelt, lässt er natürlich hier keine Literaturkritik vom Stapel, sondern destilliert Kulinarisches aus drei geschmeidigen Krimis. Von drei Autoren, die sogar der literaturbeflissene Besserwisser als „akzeptable Schreiberlinge“ durchgehen lassen kann. Der Fokus liegt hier auf den Lieblingsspeisen der Protagonisten. Manch Büchergourmet beurteilt die Werke nach ihrer soziokulturellen Relevanz, nach der Tiefe der Recherche oder wie der Autor das Lokalkolorit und die Eigenheiten der jeweiligen Bevölkerung herausgearbeitet hat. Der Slowdude ist einzig am Geschmackssinn der Schreiberlinge interessiert.
Zuallererst zieht es den Dude nach Spanien. Hier wirkt der von Manuel Vazquez-Montalban ersonnene Privatdetektiv Pepe Carvalho. Ein Feinschmecker und selbst begnadeter Koch, der sich und sein Umfeld gerne und oft bekocht. Eine der einfachen, schnellen und ungeheuer köstlichen Gerichte sind grüne Bohnen mit Muscheln. Das Gericht kommt eher beiläufig im Band „Die Rose von Alexandria“ vor. Beiläufig wie viele Speisen in Vazquez-Montalbands Büchern, aber dennoch immer einen Verkostungsversuch wert. Das eigenartige Tier aus Poseidons Garten und das triviale Gemüse aus dem Bauerngarten verzücken als köstliches Paar den Dude.
Rezept für 2 Portionen:
1 kg Venusmuscheln
1 Handvoll Fisolen (Grüne Bohnen)
1 1/4 Liter trockener Weißwein
1 Zitrone
1 Bund Petersilie
1 Knoblauchzehe
2 TL Olivenöl
Salz & Pfeffer
Fisolen kurz in heißem Wasser vorkochen und mit kaltem Wasser abschrecken. Muschel gut waschen. In einer großen Pfanne die Fisolen in Olivenöl kurz schwenken und die Muscheln dazugeben. Dann mit Weißwein ablöschen, Knoblauch hineinpressen und mit Salz und Pfeffer würzen und ein wenig frisch gepressten Zitronensaft untermischen. Petersilie kleinhacken und beim Servieren drüberstreuen.
Als nächstes verschlägt es den Slowdude an die Stadt der Bora – Triest. Hier ermittelt der Comissario Proteo Laurenti von Veit Heinichen – ebenfalls Feinschmecker, aber weniger ein Koch. Die Triestiner Restaurantszene kennt der Kommissar gut und ist Stammgast in Bars, Cafés und den so typischen Buffets. Auch die Osmize im slowenischen Teil des Karsts besucht der kultursinnige Bulle gern. Auch hier ein Rezept, bei dem sich Meer und Acker treffen – das in Osterien und Buffets allseits beliebte Antipasti Polpo e Patate.
Rezept für 6–8 Personen:
4 große gekochte Kartoffeln (festkochend)
1 kg Polpo (TK oder aus der Dose)
1 Bund Petersilie
Olivenöl
Weißweinessig
Zitronensaft
Salz & Pfeffer
Polpo in mundgerechte Happen schneiden – ebenso die Kartoffeln. Petersilie fein hacken und mit den Kartoffel- und Polpowürfeln vermengen. Zitronensaft, Essig und Öl untermischen – Menge anpassen – die ganze Mischung sollte nicht zu flüssig werden. Danach mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Als Dritten im Bunde möchte der Dude den Ermittler John Rebus – ersonnen von Ian Rankin – aufs Tapet bringen. Die Genüsse des Inspektors sind meist eher von flüssiger und hochprozentiger Natur – das bringt wahrscheinlich das schottische Klima mit sich. Und da der Slowdude schon den Herbst spürt, möchte er der geneigten LeserInnenschaft gerne den Milchtee mit Whiskey aus dem Band „Blutschuld“ ans Herz legen. Der wärmt und sorgt für Wohlbefinden von Geist und Körper.
Rezept für 2 Tassen:
1 Tasse Schwarztee nach Wahl (nicht zu stark)
1 Tasse Milch
2 TL Zucker
1 TL Zimt
1 Prise Ingwerpulver
1 Sternanis
In den heißen Schwarztee Zucker, Zimt und Ingwerpulver auflösen und den Sternanis hineingeben und das ganze für ein paar Minuten stehen lassen. Danach den Sternanis entfernen und mit der Milch aufgießen. Dann nach Lust, Laune oder Bedarf guten schottischen Whisky beimengen.
Der Slowdude hat etwas gemacht, was er noch nie gemacht hat: Eine Kulinarik-Kolumne mit mehreren Rezepten. Das macht scheinbar die Tiefenentspannung seiner Sommerfrische.
Er hofft, es gefällt und wünscht in herzlicher Altersmilde gutes Gelingen beim Nachkochen!