Das Wiener Literaturhaus bietet derzeit die Video-Ausstellungen KEINE | ANGST vor der Angst, die zum Internationalen Literaturfestival Erich Fried Tage im November 2019 entstanden ist, sowie das schicke Nachfolgermodell KEINE | ANGST vor der Angst – revisited. Letzteres präsentiert bis Juni jede Woche ein neues Exponat zum situationsadäquaten Thema. Das Institut für poetische Alltagsverbesserung, vertreten von Lisa Spalt, zeigt in diesem Rahmen einen Ausschnitt aus dem gerade entstehenden Text „Die grüne Hydra“. Ein Kollektiv dieses Namens stellt dem Geschäft mit der Angst unverfroren eine Neuordnung des Vokabulars in den Weg, das Experiment einer Sprache, die zuerst einmal erfunden und dann erst gedeutet wird.
Alle Videos auf erichfriedtage.com
Lisa Spalt ist Autorin, lebt als derzeit einzige feste Mitarbeiterin des Instituts für poetische Alltagsverbesserung in Linz, hin und wieder Referentin-Autorin und stellt der Referentin außerdem einen Literatur-Tipp zur kontagiösen Normalität zur Verfügung:
Das passende Werk zur Pandemie? Empfohlen sei Wilfried Ihrigs Band „Literarische Avantgarde und Dandysmus. Eine Studie zur Prosa von Carl Einstein bis Oswald Wiener“. Hier paradiert, was die Welt für kontagiös hält, was den Alltag, die Frau, den Einfluss, jegliche Vermischung wie Krankheitserreger fürchtet. Wer sich je über Leute geärgert hat, die Abweichung per se für einen Wert halten, findet hier die selbstherrlichen Originale der Attitude. Carl Einstein predigt aus Angst, mit „Normalität“ angesteckt zu werden, Enthaltsamkeit, Baudelaire brilliert in allen Fächern der Unberührbarkeit. Die Frau ist ihm scheußlich, läufig und vulgär. Und: „Kann man sich einen Dandy vorstellen, der zum Volk spricht, außer, um es zu verhöhnen?“ …
Literarische Avantgarde und Dandysmus. Eine Studie zur Prosa von Carl Einstein bis Oswald Wiener. Athenäum 1988.