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Editorial

By   /  1. März 2024  /  No Comments

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An alle kreativen, innovativen, unternehmenslustigen Leute, die in der Veranstaltungsorganisation tätig sein möchten, bewerbt euch! Und teilt das Posting, danke! Dieses Posting kam zuletzt von Wolfgang Wasserbauer, dem langjährigen und nunmehrig pensionierten Leiter des Schlachthofs Wels. Zur Ausschreibung gelangte seine Nachfolge – und hier sei besonders darauf hingewiesen, weil Wels wirklich gute Leute braucht, um der blauen Zerstörungswut nicht nur Stand zu halten, sondern dort in die Offensive zu gehen. Also, gute Leute mit klarem Auftrag für eine zeitgenössische Kunst und Kultur und mit offenen Ohren für einen musikalisch-unbegrenzten Kosmos, bewerbt euch – (Alter Schlachthofs Wels: Kaufmännischer Leiter | Künstlerische Leitung).

Davide Bevilacqua eröffnet diese Referentin mit einem Text über das Festival AMRO und seinem Festivalthema Dancing at the Cross­roads – und meint im Zusammenhang mit Netzkultur und Technologiekritik die Kreuzungspunkte von Krieg, Klimakatastrophe und totaler KI. Nicht nur lesen, sondern hingehen, bitte. Auf Thomas Raab sei hier im Gedankensprung, aber dennoch Internet-bezogen, verwiesen mit dem Zitat eines „Meer und Mehr an Information. Man darf vermuten, dass es sich dabei um jenen Müllhaufen handelt, den wir so optimistisch ‚Internet‘ nennen.“ Er schreibt über Lisa Spalts neues Buch, bitte selbst nachlesen.

Ralf Petersen stellt wiederum drei Filmemacher:innen vor, die beim Filmfestival Crossing Europe eingereicht haben und geht der Frage nach, was Filmschaffende über die Motivation zum Filmmachen und den Stellenwert von Festivals zu sagen haben. Der Autor hat auch selbst eingereicht. Und was die Sache noch interessanter macht: Zum Zeitpunkt, als der Text verfasst wurde, war noch nicht bekannt publik, welche Filme ins Programm genommen werden. Bekannt war dafür schon das Local Artist Feature zu Dagmar Schürrer – Christian Klosz hat recherchiert und nachgefragt.

Bestimmt der Tourismus die Kultur? Neiiin, wie kommt man denn darauf? Vielleicht gar, weil im Suuuuperkulturjahr Anton Bruckner aus allen Ritzen aller Regionen kriecht, aus deren meisten er wahrscheinlich gar nicht auferstehen würde wollen. Darauf beziehen sich jedenfalls gleich 2 Comics, wenn auch ganz verschieden: Die kleine Referentin stellt die schlichte, unheimliche Resurrektion fest. Der Living Dead macht sich auf. Warum und wohin, das weiß Well, der aber ein ganz anderes Szenario aufmacht. Bruckner wurde in seinem Pitch Alle Neune von Mikl-Leitner wiedererweckt und nach Ischl geschickt, um die Demütigung, dass St. Pölten schon wieder keine Kulturhauptstadt geworden ist, irgendwie zu rächen. Hier auf ein dichtes Netz von zeichnerischen Bezügen gefasst sein: Halbe Noten bei der halben Bier, 9 Schnapsgläser und 9 Kegel bei der Neunten … dies nur als kleine Hinweise auf ein dichtes Netz an Bezügen. Offensichtlicher am Ende, im Postkarten-Setting des Salzkammergut-Taumels: die Stiefelchen, für die der Anton gerne Geld ausgegeben hat. Er hat auch viel getrunken.

Auch wieder verschiedentlich konnotiert: Mehrfache Natur- und Wasserbezüge durchströmen diese Ausgabe. Christoph Wiesmayr berichtet über die Deformation eines Baumes, der im Hafen- bzw. im Linzer Industrieviertel stehend, einst als Naturdenkmal geschützt war. Über Flüsse im Kontext von Erinnerungskultur schreibt Wiltrud Hackl, sie meint: Erinnerungen bewohnen die Flüsse wie Geister. Zu beidem bitte selbst weiterlesen.

Durchzogen ist die Referentin 35 von einer Bildstrecke über mobile oder schwimmende Saunen und andere floatende Objekte. Die beispielhafte Serie über das Thema schwimmende Sauna bzw. über Protagonist:innen, die in den letzten Jahren dazu gearbeitet haben, wurde angeregt durch das aktuelle schwimmende Plattformprojekt BLO. Das feministische Kollektiv der Raumarbeiterinnen hat es im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2024 in Gmunden umgesetzt. Ralf Petersen berichtet.

Ein besonderes Vergnügen bereiten die kulinarischen Kolumnen. Wie immer ist das der Slow Dude, der sich in seinen genüsslich gesponnenen Gedanken einigelt, während er ganz nebenbei knallharte Urteile über die Linzer Gastro-Szene fallen lässt. Und eigentlich keine Gastro-Kolumne, aber mit recht köstlichem Einschlag: Ein Leberkasbattle zwischen Karla Kolumna und Hubert Humorlos bahnt sich in den Linzer Leichtigkeiten an.

Weniger humorlos, oder vielmehr weniger lustig, und auch kein Hubert, sondern ein Herbert – wir kehren damit zum Anfang zurück und sagen:

TO WHOM IT MAY CONCERN: AN ALLE, DIE NICHT WISSEN, DASS RECHTE POLITIK IN DEN UNTERGANG FÜHRT:

RECHTE POLITIK FÜHRT IN DEN UNTERGANG.

Bis zu den Wahlen ist es zwar noch eine Weile hin, aber damit ist es erneut gesagt.

Die Referentinnen,
Tanja Brandmayr und Olivia Schütz

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  • Published: 10 Monaten ago on 1. März 2024
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  • Last Modified: März 3, 2024 @ 5:51 pm
  • Filed Under: Editorial

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