Das Naturdenkmal ist wegen seines sehr stattlichen, hohen und weitauslandenden Wuchses inmitten eines Industriegebiets eine eindrucksvolle Erinnerung an die ehemalige „harte Donauau“. So hieß es noch Ende der 1980er Jahre in einem Gutachten. Aber das war einmal: Die Voraussetzungen für die Feststellung als Naturdenkmal waren zuletzt nicht mehr gegeben – und ein Stammfragment bleibt übrig. Ein Essay über die Sehnsucht nach der von uns gegangenen Kulturlandschaft. Von Christoph Wiesmayr.
Während Sie nun diese Zeilen lesen, wird es vermutlich auch das Stammfragment der letzten Eiche (in) der Linzer Lustenau nicht mehr geben. Was solls? Halt wieder ein Baum weniger, mögen nun einige denken. Nun handelt es sich hier nicht um irgendeinen Baum, sondern um eine bis vor kurzem noch naturdenkmalgeschützte, auf 235 Jahre geschätzte Stieleiche (Quercus robur) mitten im Gewerbe- und Industriegebiet von Linz. Fast unbemerkt wurde der Naturdenkmalschutz der alten Eiche aufgehoben und bereits im Sommer 2023 die gesamte Baumkrone gefällt. Wie konnte es dazu kommen?
Der letzte Baum, die letzte Ackerfläche, die letzten Ureinwohner, der letzte Fischer, …Die ehemalige Lustenau mit den Protagonoist:innen ihrer ehemaligen Kulturlandschaft ist nun so gut wie verschwunden. Im Japanischen versteht man unter dem Begriff des Nagori in erster Linie einen Moment, der auf die vorhergehende Jahreszeit referenziert. Wenn etwa die letzte Kirschblüte, die gerade noch am Baum hängt, im Begriff ist, vom Baum zu fallen. Oder die Spuren an der Meeresküste, die die vorhergegangenen Wellen in den Sand gezeichnet haben. … So verhält es sich auch für mich mit diesem Baum, der sinnbildlich für die frühere Naturlandschaft stand, die es jetzt nicht mehr gibt und für nachkommende Generationen nicht mehr vorhanden ist. Es ist für mich ein zutiefst melancholischer Moment, in dem das Sterben, der Verlust und menschliches Unvermögen sich an einem einzigen Baum manifestieren.
Da und dort sind mir an diesem Baum in letzter Zeit, schon vor dem Entfernen der Baumkrone, einige abgestorbene Äste aufgefallen. Aber, dass plötzlich die gesamte Baumkrone geschnitten werden musste und nun auch der restliche Baumstamm zur Fällung freigegeben wurde, war für mich nicht ganz verständlich. Im Sommer 2023, kurz nach Schnitt der Baumkrone, machte ich mich auf dem Weg zum Tatort. Ein trauriges Bild bot sich mir vor Ort mit dem verstümmelten Baumstamm. Rund um den Baumstamm lagen die abgeschnittenen Äste noch am Boden. Einige der Äste schienen, mit freiem Auge, an den Schnittstellen noch tadellos zu wirken. Ein Teil davon war sichtlich Totholz. Etwas abseits davon ein Hinweisschild der zuständigen Abteilung der Landesregierung. Die Naturdenkmal-Plakette, verwaist, daneben in der Wiese liegend.
Standort inmitten der regulierten Zone
Die Eiche stand auf einer kleinen, ebenen Grün- und Kiesfläche im Industriegebiet von Linz, umgeben vom Gewerbebau der Firma PM Polsterungen GmbH, der A7, der Stadtautobahn und einer Bahntrasse, die zum Hafen führt. Die Kiesfläche überdeckt eine vormalige Straßenfläche (Posthofstraße). Die Bahntrasse führt etwa 1,5 Meter tiefer, westlich vorbei. Obwohl das Grundstück lt. Grundbuch seit 1985 auf die „Linz Service-GmbH“ angeschrieben ist, wird die dort seit 2013 ansässige Firma „PM Polsterungen GmbH“ als Baurechtinhaberin genannt. Diese ist demnach vor Ort, in Sachen Eigentumsrecht und Verpflichtungen, für die unter Schutz gestandene Prielmayreiche verantwortlich. Die Firma hat aus eigenem Interesse 2022 ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten soll Auskunft über Gesundheitszustand, Stabilität und Gefährdungspotential der Stieleiche geben.
Die Prielmayreiche – Relikt der früheren Aulandschaft
Das restliche Stammfragment der Eiche hat ein Alter von ca. 235 Jahren. Die Angabe des Alters beruht auf den Angaben von Wieland Mittmannsgruber, der im Jahre 1987 einen Bericht im ÖKO-L über „Die Generalisierung der Naturdenkmäler im Linzer Stadtgebiet“ erstellte und damals das Alter des als „Prielmayreiche“ bekannten Baumes mit 198 Jahren angibt. „Die Bezeichnung des Naturdenkmals geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Der in der Nähe der Stieleiche befindliche Bauernhof ‚Ober Primer‘, dessen Name sich im Laufe der Jahrhunderte einige Male änderte, hieß damals ‚Oberer Prielmayrhof‘. Im Jahre 1075 nannte man dieses Bauernhaus ‚pruel-maier‘. Das Wort pruel = Brühl bedeutet ‚sumpfige Wiese‘ und weist auf die einstige Aulandschaft und die damaligen regelmäßigen Überschwemmungen in diesem Gebiet hin.“
Die Bewohner:innen des historischen Bauernhauses, mit ihren bäuerlichen Wurzeln, leben hier noch gegenüber, in dem mittlerweile von der Autobahnbrückenabfahrt verstellten, angrenzenden Wohnhaus in der Derfflingerstraße. Sie stehen auch heute noch in Beziehung zum bekannten Prielmayerhof, dem ehemaligen familiär geführten Gasthof etwas weiter oben im Neustadtviertel, der gegenwärtig als Restaurant und Hotel betrieben wird.
Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen
Die Unterschutzstellung der Stieleiche, erfolgte bereits im Jahre 1975 mit folgender Begründung: „Das Naturdenkmal ist wegen seines sehr stattlichen, hohen und weitauslandenden Wuchses inmitten eines Industriegebiets eine eindrucksvolle Erinnerung an die ehemalige ‚harte Donauau‘ und ist daher als kultureller Wert im überwiegenden öffentlichen Interesse erhaltungswürdig“.
Wieland Mittmannsgruber hatte im Jahre 1986, durch sein Engagement für den Naturschutz samt eigens gegründeten Verein, mit Unterstützung vom Naturschutzbund und vom Land OÖ (Landesrat Habringer) ein Sanierungsbudget von insgesamt 300.000,– Schilling zur Verfügung gestellt bekommen. Aus einer Liste von 26 Bäumen wurden acht denkmalgeschützte Bäume ausgewählt, bei denen dringend Pflegemaßnahmen erforderlich waren. Neben der bekannten „Tausendjährigen Linde“ in St. Magdalena stand die Pflege für die Prielmayreiche gleich an dritter Stelle.
Die damaligen Pflegemaßnahmen für die Stieleiche beriefen sich hauptsächlich auf einen großen Rindenriss, der einige Jahre zuvor von einem Blitzschlag ausgegangen ist. Des Weiteren war ein Auslichten der Baumkrone nötig, und alte Baumstümmel eines in der Vergangenheit nicht fachgerechten Astschnitts mussten nachträglich entfernt und wieder versorgt werden. Zusätzlich wurde im Wurzelbereich ein Belüftungs- und Bewässerungssystem im künstlich aufgeschütteten und durch Schwerfahrzeuge verdichteten Boden installiert.
Neue Baumschäden und widersprüchliche Aussagen in den letzten Jahren
Es scheint seit den Pflegemaßnahmen von Mittmannsgruber keine nennenswerten Pflegemaßnahmen mehr gegeben zu haben, also seit knapp 38 Jahren. Im Gegenteil. Laut Sachverständigengutachen vermutet der für die Naturdenkmale zuständige Mitarbeiter des Landes OÖ, dass ein weiterer Rindschaden, ostseitig, auf eine Verletzung während des Baus des neuen Gewerbegebäudes der Polstermöbelfirma im Jahre 2013/2014 zurückginge. Dies wurde jedoch seitens des Firmeneigentümers bestritten und auf dokumentierte Verkehrsschäden der Geschichte verwiesen. Ein Bauzaun hätte außerdem den Bereich des Baumes während der Bauphase geschützt.
Laut Gutachter bestand zuletzt ein hohes Gefährdungspotential für Leib und Leben sowie Sachbeschädigung durch herabfallende Äste. Dem Erdstamm jedoch wurde keine relevante Bedrohung nachgewiesen. Wegen der Herstellung von Verkehrssicherheit wurde deshalb ein Einkürzen der Krone bis zum Kroneansatz empfohlen und im Sommer 2023 durchgeführt. Dieser Punkt klingt nicht ganz schlüssig, da sich der Baum hauptsächlich auf einer Restfläche neben dem Gebäude und den angrenzenden Nachbarschaften befindet und sich in diesem Bereich niemand zwingend aufhält. Man hätte über nötige Pflegemaßnahmen seitens der Behörde verhandeln können. Auch in anderen Fällen scheint das Argument „zum Schutze der allgemeinen Sicherheit“ als Totschlagargument ausreichend zu sein. Das Gutachten hat demnach empfohlen, das Naturdenkmal als nicht mehr schützenswert aufzulassen, jedoch den eingekürzten Stamm in Form eines Insektenhotels dem natürlichen Zerfallsprozess zu überlassen.
Laut Aussage des Betreibers erwartet man in den nächsten Tagen noch den positiven Bescheid zur gänzlichen Fällung des Baumes (Anm.: Der Text wurde Mitte Februar 2024 verfasst). Nachdem nun der Naturdenkmalschutz erst einmal gefallen ist, ist eine Fällung an sich nicht unerlaubt. Die Entscheidung liegt im Ermessen des rechtlichen Eigentümers. Der finanzielle Wert des Eichenstammes scheint im Verhältnis zum kulturellen Wert des Baumes nun ausschlaggebend zu sein, den Baum zu fällen.
Vom Wert des Baumes
- Wirtschaftliches
Zum Zeitpunkt des Lokalaugenscheins des Gutachters hatte der Baum einen mittleren Kronendurchmesser von 13 Meter. Einen Stammumfang von 5,19 Meter und eine Höhe von 22 Meter. Die Eiche ist ob ihres Hartholzes im Möbelbau sehr begehrt. Eichenschnittholz hat einen Wert zwischen 1000 bis 1800 Euro pro Kubikmeter. - CO2-Speicher
Bäume absorbieren Kohlendioxid. Aus CO2 machen Bäume mit Hilfe der Photosynthese Kohlenstoff. Diesen Kohlenstoff lagern Bäume in ihrem Holz ein. Sauerstoff wird dann wieder abgegeben. Wälder sind damit bedeutende CO2-Speicher. Bäume zu erhalten und zu pflanzen sind effiziente Maßnahmen gegen die Klimakrise. Eine Eiche speichert bis zu 18,87 kg CO2 pro Jahr. Die alte Prielmayreiche hat demnach in ihrem Leben über 4 Tonnen CO2 gespeichert. - Lebensraum
für zahlreiche Insekten und Vögel. - Schattenspender
Es benötigt viele Jahre, bis ein Baum zu einer stattlichen Größe heranwächst. Die Baumkrone mit ihrem Blattwerk wirkt durch ihren Schattenwurf auf Fassaden und Dächer aktiv gebäudekühlend. Im Winter wiederum, wenn sich die Baumkrone lichtet und die Blätter abgefallen sind, kann die Sonnenenergie positiv zur Erwärmung eines Gebäudes eingefangen werden. - Kulturspeicher
Die Prielmayreiche war zuerst Teil und ist am Ende ein Relikt des früheren Landschaftsbildes. Was hätte dieser Baum uns alles erzählen können? Von Napoleons Truppen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Stadt belagerten. Vom Ersten und Zweiten Weltkrieg, und den vielen Bomben, die neben ihr eingeschlagen sind. Über die enorme Transformation der Naturlandschaft durch fortschreitende Industrialisierung und damit verbundene, allmählichen Verdrängung der Natur im Gebiet. Vom Verlust seiner Familie, dem Auwald, der sich hier über weite Strecken ausdehnte. Von den vielen Hochwässern der Donau und den Blitzeinschlägen, dem sie Stand gehalten hat. - Landmark
Die Prielmayreiche war durch ihre stattliche Größe und die saftig grüne Baumkrone eine willkommene Erscheinung im tristen Gewerbegebiet und auch Landmark am Weg zum Hafen, zur Arbeit oder in den Posthof. „Immer wenn ich vorbeigefahren bin, dann habe ich mich an ihr erfreut und gehofft, dass sie mich überleben wird“, so eine Echostimme auf Social Media.
Umgang mit alten Naturdenkmälern
Schnitt, vergessen, aus und vorbei? Zu beklagen sind fehlendes Umweltbewusstsein und mangelnde Pflegemaßnahmen in den letzten Jahrzehnten. Fachleute fordern generell ein stärkeres Baumschutzgesetz im Land und kritisieren die aktuell eingeschränkten Ressourcen zur Pflege von naturdenkmalgeschützem Baumbestand. Besonders schmerzlich ist, neben dem Verlust des Baumes, in Zeiten des voranschreitenden Klimawandels am Ende der Lebenszeit auch die Neutralisierung seines über Jahrhunderte angesammelten CO2-Speichers. Speziell inmitten der Hitzeinseln eines Stadtgebietes fehlt es an zukunftsorientierten und klimawandelangepassten Ausgleichsmaßnahmen. Aus den Erkenntnissen meiner langjährigen forschenden sowie planerischen Auseinandersetzungen mit dem Linzer Donauraum werden beispielsweise Kompensationsmaßnahmen bei Verbauung von Wasserflächen durchgeführt. Grundsätzlich ist das sehr begrüßenswert. Jedoch ein negativer Trend, den ich dabei in den letzten Jahren vielerorts bemerke, ist ein zügelloser Verwertungsdruck auf dem Immobilienmarkt. Bei aktuellen Naturschutz- und Ausgleichsverfahren verlieren Menschen erlebbare Erholungsräume und klimawirksame Naturräume in der Stadt. Diese werden in weiter entferntere, ländliche Gebiete ausgelagert. Das Projekt „Neuland“ der Linz-AG im Linzer Hafen, führt uns diese Situation vor Augen. Es wurden in der Stadt wertvolle Wasserflächen zugeschüttet und ein Naturraum, 18 Kilometer außerhalb der Stadt, wurde zwar ermöglicht, aber hat der Stadt unattraktiven Lebensraum für Mensch und Tier, sowie zusätzliche versiegelte Flächen und Verkehr eingebracht. Der daraufhin, am Gelände der Linz-AG entstandene und letztes Jahr eröffnete, nur teilweise öffentlich zugängliche Garten am Dach eines Pharmazielagers aus Stahlbeton und Blech, ist eine erste Bemühung in Richtung positive Entwicklung. Jedoch genauer und gesamtheitlich gesehen ein etwas plumper Versuch, der eher einer plumpen Greenwashing-Aktion nahekommt.
Radikalere und klimagerechtere Forderungen wären meiner Ansicht nach längst nötig. Man könnte in diesem Zusammenhang beim Fällen eines Baumes veranlassen, dass äquivalent neue Bäume im nahen Umfeld nachgesetzt werden müssen, um eine lebenswerte Zukunft, Sauerstoff und Lebensraum für die Bürger:innen der Stadt sicherzustellen. Das meint, dass beispielsweise bei der Fällung der 235jährigen Prielmayreiche, 235 Eichen-Jungbäume nachgepflanzt werden sollten. Und wenn der Raum dafür nicht gegeben ist, wäre auf bereits versiegelten Flächen wie auf Parkplätzen mit Bäumen nachzupflanzen, Es wäre ebenfalls möglich, Straßenzüge mit Alleen zu versehen oder Gewerbefassaden, Restflächen und auch Dächer klimafreundlicher zu gestalten.
Künstlerische Mittel gegen das Verdrängen und Vergessen von Naturlandschaft
- 7000 Eichen
Ab 1982 pflanzte Josef Beuys mit der Hilfe von freiwilligen Helfern zur Documenta 7 im Verlauf mehrerer Jahre 7000 Bäume zusammen mit jeweils einem begleitenden Basaltstein an unterschiedlichen Standorten in Kassel. Das Projekt war im Hinblick auf die allgemeine Verstädterung eine umfangreiche künstlerische und ökologische Intervention mit dem Ziel, den urbanen Lebensraum nachhaltig zu verändern. Beuys selbst bezeichnete es als Soziale Plastik. Es war anfangs umstritten, hat sich aber zu einem stadtbildprägenden Bestandteil des öffentlichen Raums der Stadt Kassel entwickelt.1 - tree 2020
Der international renommierte Künstler Ai Weiwei erlangte mit seiner Arbeit „tree 2010“ an der Tate Modern in London Aufmerksamkeit. „Tree 2010“ ist eine monumentale Skulptur, die aus trockenen, toten Ästen, Wurzeln und Stämmen zahlreicher Baumarten wie Kampfer, Zeder und Ginkgo zusammengesetzt ist, die Ai Weiwei in der gebirgigen südlichen Region seiner Heimat China gesammelt hat. Die Skulptur ahmt die Form eines echten Baumes nach, obwohl die Schnitte und Verbindungen sichtbar bleiben und die verschiedenen Arten der Rinde hervorheben. Sein sensibler Umgang mit Material und Geschichte hat Vorbildwirkung.2
Hat ein Baum eine Seele?
Viele Menschen mögen rein nüchtern die Welt betrachten, andere wiederum erkennen in jedem Pflänzchen ein beseeltes Wesen. So ist es mir letzten Sommer widerfahren, dass wegen meines Eintrags auf Social Media prompt eine alte Bekannte auf die aktuelle Situation reagiert hat und wieder mit mir in Kontakt treten wollte. Sie wie auch ich waren sehr betroffen über den traurigen Vorfall, dass die ganze Baumkrone der Prielmayreiche über Nacht gefällt wurde und jetzt ein kahler, verkrüppelter Baumstumm übriggeblieben ist. Kurze Zeit später rief sie mich an, dass sie am Schauplatz war und mir von einem besonderen Ereignis berichten wollte. Kurzerhand trafen wir uns bei mir im Klimaoase-Garten, indem ich erst vor kurzem einen jungen Mikroauwald angelegt hatte. Etwas unsicher und mit leiser Stimme erzählte sie, dass sie beim Überrest der alten Eiche einem Baumgeist begegnet ist. Er sei sehr zornig gewesen, berichtete sie. Der Baumgeist wollte nicht mehr länger am alten Standort bleiben, und sie nahm ihn auf ihre Schultern, um ihm woanders eine neue Bleibe zu geben. Nun stand sie da, bei mir im Garten und fragte mich, ob der Geist hier weiterleben dürfte. Etwas verblüfft und betreten ob ihrer Geschichte brauchte ich eine Weile, um auf ihre Frage zu reagieren. Wir fanden gemeinsam eine geeignete Stelle im kleinen Wäldchen und ließen den alten Baumgeist inmitten seiner neuen Familie von jungen Weiden, Pappeln, Ahorn, Holunder und vielen anderen Artverwandten, gleich neben einer jungen Stieleiche, wieder frei.
1 7000 Eichen zitiert nach Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/7000_Eichen
2 Tree 2010 teilweise zitiert von der Webseite der Tate Modern: tate.org.uk
Hinweise:
Dokumentation von dorf.tv; 2023. Gernot Ritter im Gespräch mit Christoph Wiesmayr beim Stammfragment der alten Prielmayreiche. www.dorftv.at/video/42758
Wieland Mittmannsgruber: „Die Generalsanierung der Naturdenkmäler im Linzer Stadtgebiet“; in: ÖKO-L 9/3, 1987. www.zobodat.at/pdf/OEKO_1987_3_0018-0023.pdf
Ryoko Sekiguchi: „Nagori: Die Sehnsucht nach der von uns gegangenen Jahreszeit“; Matthes & Seitz, Berlin, 2020