Unser Adabei Slowdude.
Die Referentin #7
Nicht nur das Essen ist zum großen Teil schlecht. Linz und sein pulsierender oberösterreichischer Zentralraum sind auch gastrojournalistische Ödnis. Ja, wieder mal – Grant, Ärger und schlechte Stimmung beim Dude. Aber darf eine Kolumne eines Dilettanten so sein? Ja, sie darf – in Zeiten wie diesen. Und überhaupt: der Slowdude darf sich das erlauben. Der hat Recht. Alles andere ist falsch. Aber nun zum Thema: Die deprimierte Stimmung und resignative Einstellung resultiert aus Jahren des hoffnungsvollen Beobachtens der heimischen Medienlandschaft, gepaart mit einem ernsthaften Interesse an gutem Essen und den Menschen, die dieses ermöglichen, produzieren, bereitstellen – und die darüber schreiben.
Die größte Falle der journalistischen Auseinandersetzung mit KöchInnen, Küche, Nahrungsmitteln und kulinarischen Produkten ist das Ego der handelnden Personen. Denn dieses Ego wird früher oder später durch die Adabei-Sehnsucht gefangen genommen und ist danach nur mehr in Fotos gegossen in zweit- oder drittklassigen Tageszeitungen wahrzunehmen: Idiotisch lächelnd neben einem Koch in Uniform, mit einem hippen Winzer mit neckischer Frisur oder einer coolen Küchenboygroup. Um Credibility zu behalten, werden dann noch Fotos und Berichte von der Qualität eines Schulaufsatzes aus der Gefängnisküche beigestellt. Oder Bildstrecken mit meist alten, „urigen“ Menschen – denen man das harte Leben, aber auch die „echte“ Passion ansieht – in deren genuiner Umgebung. Keep it real. Das Niveau wird aber noch weiter runtergeschraubt: Wenn ganze Seiten über das Wunder der Tischwäsche unter dem Motto „Ich bin für Opulenz“ abgedruckt werden. Das ist die völlige Kapitulation vor dem Anspruch auf ein wenig Qualität und Aussage, was das Essen selbst betrifft.
Sieht man sich das gesammelte gastrojournalistische Potential des sogenannten Landeshauptblattes an, so müssen wir folgendes feststellen: 1. Ein armer Koch, der schon genug Sorgen mit dem ewigen Wirrwarr von Vor- und Nachnamen hat und selbst ein Restaurant betreibt, das wie aus den 70er Jahren gefallen scheint. 2. Ein Mensch mit einer Art Bobtailfrisur, der versucht, den eigentlich radikalen und politischen Content der Slowfood-Bewegung auf launiges Weinkostniveau zu senken. Und dies auch bravourös meistert. 3. Eine Dame, die ihre sprachbeschränkten Tagebucheinträge auf Zeitungspapier bringt und sich allen Ernstes beim Profilfoto mit einem Küchenutensil ablichten lässt.
Der Slowdude fühlt sich da in Facebookforen deutlich wohler. Hier wird pragmatisch berichtet und analysiert – ohne große Umschweife. Oder gefakenewst oder geschleichwerbt, was das Zeug hält. Aber: Es geht einfach nur ums Essen. Das Adabei-Getue ist – bis auf ein paar ModeratorInnen der Foren, die gerne etwas schulmeisterlich kommentieren und auch ab und an im fahlen Scheinwerferlicht der lokalen Presse stehen – kein Thema.
Redaktionell geführte Veranstaltungstipps der Referentin