May you live in interesting Times. Ein Wunsch, der noch nie etwas Gutes verheißen sollte. Eine Realität, in der wir angelangt sind.
Notieren wir einige Highlights. Menschen verkünden derzeit zu Hauf, lieber ins Gefängnis gehen zu wollen, als sich impfen zu lassen. Manche davon haben sich früher zwar schon mal gegen Tropenkrankheiten impfen lassen, Urlaubsreise und so, macht aber nix. Andere drohen, zwischen Querdenker-Demo und Widerstands-Schweinsbraten die Krankenhäuser zu sabotieren, dort ist eh fast nichts los. Oder behandeln sich gleich selbst mit Entwurmungsmittel, auch nicht schlecht. Herpferd hats schließlich gesagt. Na gut. Das sind die Zeiten zwischen Lockdown und Knockdown.
Vor dem allgemeinen Lockdown hat in der Szene der Begriff „professioneller Kulturbereich“ nochmal kurz aufhorchen lassen, bzw. der Umstand, dass kleinere Kulturinitiativen im halben Lockdown nicht veranstalten oder spielen sollten, größere aber schon durften. Ein Kommentar zu dieser unterschiedlichen kulturellen Systemrelevanz aus der Szene, dem wir zweifelsohne zustimmen könnten: Der Begriff „professioneller Kulturbereich“ bedeutet mit anderen Worten wieder einmal: Die von der Politik determinierte Unterscheidung zwischen Hochkultur und freie Szene und die Privilegierung der Ersteren. Dies ist die Diskussion, die hier zu führen ist.
Ja, die Unterschiede bestehen, dazu aber ein andermal. Wir kommen nun nämlich zu Familie Seif. Die Redaktion möchte die geschätzte Leser*innenschaft über ein Linzer Weihnachtsmärchen, das sich im nahen Umfeld zugetragen hat, informieren und gleichsam darauf hinweisen, dass Spenden unter dem angegebenen Konto jederzeit willkommen sind.
Frau Seif ist 2015 mit ihren zwei kleinen Kindern im Zuge der Flüchtlingswelle am Landweg nach Österreich geflüchtet. Ein Fluchtgrund neben Krieg, fehlender Nahrung und Grundversorgung war auch der Mord an ihrem Ehemann durch den IS. Die Familie war mit dem Leben bedroht. Valarie Serbest kennt die Familie, sie schreibt:
Ich durfte Frau Seif 2018 durch die Schule kennenlernen. In einem ersten Schritt haben sich unsere Söhne in der Nachmittagsbetreuung angefreundet. Schnell haben sich auch wir Mütter und unsere beiden Töchter kennengelernt. Seit 2018 war ich auf der Suche nach einer sicheren Wohnungssituation für die Familie, wo Ankommen und Integration ermöglicht werden kann. Aufgrund des Flüchtlingsstatus schieden Genossenschaftswohnungen aus, „leistbare“ Privatwohnungen sind mir – trotz intensiven Suchens – kaum untergekommen; und wenn, wurden Sie nicht an eine Familie, die unter Existenzminimum leben muss, vermietet. Die Erstwohnung in Linz war eine privat vermietete Kellerwohnung mit hohem Schimmelbefall für 680 Euro im Monat. Aus Kostengründen musste die Familie dann in den Spinatbunker umziehen und auf 20 m² unter widrigsten Bedingungen, die weder mit Kinderschutz noch Kinderwohl zu vereinbaren waren, leben. Nach drei Jahren intensiver Suche konnte ich nun glücklicherweise endlich im September eine Wohnung finden, bei der die Vermieterin bereit war, an Familie Seif mit marktüblichen, aber erschwinglichen Konditionen zu vermieten. Die Wohnung befindet sich im Franckviertel mit familiärem Umfeld. Die Familie ist überglücklich und das erste Mal – nach sechs Jahren – in einem sicheren Umfeld in Österreich angekommen. Die private Vermieterin hat sich auch bereiterklärt nur zwei Monatsmieten Kaution einzuheben und die Küche, Schränke, Mikrowelle, Lampen ohne Ablöse an die Familie abzutreten.
Die Mutter kann sich nur das Notwendigste zum Überleben leisten. Der gesamte Besitz der Familie besteht aus einer sehr alten Couch, zwei Klappbetten für die Kinder, einer Waschmaschine und einem Fernseher. Da der Bezugstermin in der neuen Wohnung im Franckviertel erst später möglich war, konnte die Kündigungsfrist im Spinatbunker nicht eingehalten werden. Es mussten noch zwei Monatsmieten an den Vermieter abgegolten werden, der leider nicht bereit war, auf diese zu verzichten. Die Gesamtkosten für die Übersiedlung bestehend aus den zusätzlichen Monatsmieten, der Kaution für die neue Wohnung, dem Ankauf von noch notwendigem Mobiliar und einer Basisausstattung an Geschirr, Bettwäsche und Wasserkocher, war für die Familie unmöglich selbstständig aufzubringen. Meine persönliche Verantwortung verstand ich darin, für die alleinerziehende Frau diese Kosten, rund 3.000 Euro, privat zu übernehmen und ihr eine Starthilfe zu ermöglichen, die sie und ihre Kinder schon lange verdient haben.
Die Referentin ersucht nun mit Valarie Serbest um Unterstützung, jeder Betrag ist willkommen.
Spendenkonto: Frauenlandretten
AT78 5400 0000 0070 4643
HYPO Oberösterreich
Verwendungszweck: Familie
Die Referentinnen, Tanja Brandmayr und Olivia Schütz