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Im nächsten Land ist es gefährlich

By   /  1. März 2018  /  No Comments

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Maria Haas reist mit dem Rad. Sie fährt tausende Kilometer und nimmt sich dafür Zeit. Die in Linz lebende, gebürtige Vöcklabruckerin engagiert sich bei der Critical Mass und dem Hausprojekt Willy*Fred. Mit Johannes Staudinger plauderte sie über Fahrradreiseprojekte.

Wohin wird dich deine nächste Fahrradreise führen?

Plan ist es, im April für sechs Monate weiter in den Osten zu fahren. Es gibt dort Länder, die ich gerne sehen würde. Ich möchte auf jeden Fall nach Georgien und in den Iran. Der Weg dorthin ist aber noch unklar.

OK, der Weg ist unklar. Aus deinen Erfahrungen bisheriger Reisen, wie gehst du zum Beispiel bei der Auswahl deiner Schlafgelegenheiten vor? Spontan oder im Voraus?

Ich nutze oft das Angebot von Couch Surfing und Warm Showers. Warm Showers ist ähnlich wie Couch Surfing, nur dass es ausschließlich für Radfahrer und Radfahrerinnen ist, und es ist viel cooler, weil die Leute dort alle unglaublich freundlich sind. Bei Couch Surfing kannst du schon mal auch schräge Leute treffen, aber bei Warm Showers hat das bisher immer gepasst. Auf dieser Internet-Plattform sind einfach weltweit viele Menschen, die selber gerne wegfahren und Menschen, die gerne wegfahren würden.

Wie schnell reagieren Gastgeber solcher Plattformen, wenn du einen Schlafplatz benötigst?

Unterschiedlich. Glücklicherweise habe ich aber mein Zelt mit, und da bin ich mit dem Zelt oft schneller, einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Im Iran sind anscheinend sehr viele auf dieser Plattform angemeldet. Theoretisch könnte ich mir jetzt schon eine Route auf ein halbes Jahr vorplanen, nur interessiert mich das nicht. Bei mir müssen Gastgeber spontan sein. Wenn’s passt, dass ich mich einen Tag vorher anmelden kann, OK, wenn nicht, such ich mir ein Zimmer oder stell mir das Zelt auf. Es kann auch passieren, dass du unter Umständen fünf Unterkünfte anschreibst und keiner meldet sich zurück. Es ist grundsätzlich aber einfach supernett über diese Plattformen, weil die Gastgeber oft noch ihre Stadt herzeigen, oder es wird gemeinsam gekocht, was ein großer Pluspunkt ist, wenn du alleine reist.

Deine erste Reise führte dich dann nach?

Irland. Das war ein irrsinniges Ding, weil vermutlich bin ich vorher nie weiter als 20 km mit einem Rad gefahren. Ein Freund von mir hat damals in Dublin für zwei Semester studiert und der hat gesagt, ich soll vorbeischauen. Sämtliche Freunde von uns haben ihn auch besucht und sind alle schnell nach Dublin geflogen, für 5 Tage oder fürs Wochenende. Ich dachte mir, das ist aber komisch mit dem Flugzeug, das interessiert mich nicht, das war nicht stimmig für mich. Ich hab überlegt, wie ich dort sonst hinkommen könnte. Trampen hätte ich in Erwägung gezogen, was vermutlich auch funktioniert hätte. Hat mich dann aber auch nicht gefreut, solange in irgendwelchen Autos zu sitzen. Und der Freund in Dublin hat mir damals erzählt, wie unglaublich kompliziert es war mit dem Zug nach Irland zu reisen. Dann blieb eigentlich nur mehr das Fahrrad. Ich wollte sowieso eine Reise machen und hatte gerade ein Freisemester. Nach Dublin war ich dann zweieinhalb Monate unterwegs, die mich voll bereichert haben. Jeden Tag habe ich neue Menschen kennengelernt und du kommst in neue Städte, Dörfer und Wälder. Jedes Land hat seine kleinen Eigenheiten, die es ausmachen und die Leute sind irgendwie stolz und zeigen einem was. Und es ist auch lustig, weil manche sagen, dass es im nächsten Land voll gefährlich und zum Aufpassen ist. Und dann bist du im nächsten Land, wo sie dir wieder sagen, im nächsten Land ist es gefährlich. Die Belgier sagen, in den Niederlanden ist es voll gefährlich. Überall sagen sie dir das!

Wie sah deine Tour nach Irland aus?

Die Donau stromaufwärts nach Donau­eschingen, von dort nach Basel. Dann wollte ich eigentlich quer durch Frankreich fahren. Hab mich aber anders entschieden und bin nach Luxemburg. Luxemburg ist eine total abstrakte Stadt. Es geht dort einfach beinhart um Kohle. Ich würde die Stadt, glaube ich, kein zweites Mal mehr besuchen. Weiter bin ich über Belgien nach Niederlande bis Rotterdam, von wo ich auch noch kurz nach Amsterdam rauf bin. Von Rotterdam mit der Fähre nach England. In London bin ich das letzte Stück mit dem Zug ins Zentrum gefahren, weil in den Londoner Vorstädten der Verkehr ziemlich arg ist. Aus London raus fuhr ich eine halbe Stunde wieder mit dem Zug. Weiter mit dem Rad nach Wales, wo ich leider krank wurde und dadurch gezwungen war, ein weiteres Mal auf den Zug umzusteigen. Das ist mir ziemlich auf die Nerven gegangen, weil ich in Wales unbedingt mit dem Rad fahren wollte. Wales, Großbritannien sind für mich absolutes Traumland zum Radfahren. Die Landschaft dort ist unglaublich schön.

Die Vorbereitungen für eine erste Reise solcher Art sind sicherlich aufwendig?

Die ganzen Sachen fürs Rad aufzutreiben war relativ aufwendig. Welche Taschen kaufe ich, welchen Gaskocher, solche Sachen eben. Dazu hab ich mich relativ intensiv mit Basics beschäftigt, wie zum Beispiel einen Patschen zu flicken. Was mich gar nicht interessiert hat, war das Routenplanen. Ich hab das nur überschlagsmäßig im Vorfeld betrieben, aber meine Schwester hat mich dann dabei unterstützt.

Und letztes Jahr bist du mit dem Rad zu deiner Schwester nach Rumänien gefahren?

Ja! Meine Schwester hat den Europäischen Freiwilligendienst über Erasmus+ dort gemacht, sprich, sie war zehn Monate in Rumänien. Ich hab das einfach super gefunden und hab gesagt, ich besuche dich mit dem Fahrrad. So bin ich eben nach Cluj in Transsylvanien gefahren. Ich bin über den Donauradweg bis nach Budapest, dann parallel zur Donau und weiter bis Arad, wo ich über die Grenze von Ungarn nach Rumänien bin.

Wie gehst du mit der Organisation deines Gepäcks um?

Ich benütze Packtaschen vorne wie hinten am Rad seitlich montiert. Ich brauche einfach viel Zeugs. Ich habe auch Kochsachen mit, die in einer vorderen Tasche sind, die zweite kleine Tasche vorne beinhaltet meine Waschsachen und das Werkzeug. Hinten ist dann eine Tasche mit Gewand und in der zweiten Tasche stecken Isomatte, Schlafsack und der Regenschutz. Das Zelt liegt hinten quer über dem Gepäckträger. Meine Taschen haben Zimmernamen: Küche, Badezimmer, Schlafzimmer und Gewandkasten.

Deine Reise in den Iran, was beschäftigt dich dazu besonders?

Das spannende an dieser Reise wird sein, dass ich dieses Mal niemanden gezielt besuchen werde. In Dublin besuchte ich einen Freund, in Rumänien meine Schwester und bei einer kürzeren Reise nach Slowenien bin ich zu einem Konzert gefahren. Jetzt ist es zum ersten Mal unklar, welches Land das Zielland ist, ob es das für mich überhaupt gibt, ob es eine Rundreise wird, oder ob ich einfach solange fahre bis ich kein Geld mehr habe und nachhause fliegen muss. Ich habe auch schon überlegt, was ich mache, damit ich am Weg bleibe. Das Ziel bei den bisherigen Reisen war schon immer wichtig für mich. Freunde von mir haben mir gesagt, ich solle mir in Teheran ein Kaffeehaus aussuchen, irgendeines, und es mir als Ziel setzen, dort einen Kaffee zu trinken. Einfach aus dem Grund, damit ich nach eventuell drei schlechten Tagen nicht einfach den Hut draufhau und sag, ich fahr heim. Das ist nämlich ein wenig die Befürchtung, die Angst vor einer Kurzschlusshandlung, die ich habe, ohne Ziel.

 

Links: Internet-Plattform Warm Showers:
www.warmshowers.org

Radio-FRO Radiointerview mit Maria Haas von Michi Schoissengeier:
www.fro.at/wir-radeln-mit-maria-nach-rumaenien

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About the author

ist Kolumnist in Angelegenheiten rund ums Fahrrad, Sprecher des Vereins Velodrom Linz und Mitglied der Band MerkerTV.

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