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Die Kunstuni ist 50

By   /  30. November 2023  /  No Comments

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Seit Jahresbeginn feiert die Kunstuniversität Linz ihr 50-jähriges Bestehen, mit über das Jahr verteilten Formaten wie: Open Day, Rundgang, Campus und zuletzt dem Festakt sowie der BestOFF. Zum Ausklang des Jubiläumsjahres hat die Kunstuni ein ABC über ihre Tätigkeitsfelder, Beteiligungen und ihren Kosmos beschlagwortet. Die Referentin mischt sich bei R kurz ein, bei R wie „Radical Collective“.

A wie Ars Electronica Festival: Die Kunstuni Linz eröffnet seit mehr als zwei Jahrzehnten ihren Campus im Rahmen der Ars, in Sachen Kunst, Technologie und Gesellschaft. Diesmal, im Jubiläumsjahr, machte der Campus als Ort des Austauschs mit Kunstuniversitäten aus aller Welt besonders viel her.

B wie Baukultur: Seit dem Wintersemstester gibt es an der Kunstuni Linz eine neu geschaffene Professur Baukultur, die sich mit den Verantwortlichen in Oberösterreichs Gemeinden austauscht und berät. Ziel der beiden Architekturprofis Heidi Pretterhofer und Michael Rieper, die die Professur innehaben, ist es, sozialräumliche, gesellschaftliche und ökologische Probleme anzugehen, um etwa dem Sterben von Ortskernen oder der Versiegelung von Grund und Boden entgegenzutreten.

C wie Co-Labs: In neun Co-Labs wird an der Kunstuni Linz ohne strikte Zielvorgaben transdisziplinär zusammengearbeitet. Die Forschungsinfrastrukturen beschäftigen sich mit sozialen, politischen und technologischen Zukünften, das Spektrum reicht von „Akustischer Ökologie“ bis zum „Büro für nützliche Fiktionen“.

D wie Design: Die renommierte Studienrichtung Industrial Design, die 2023 ebenfalls 50 Jahre alt wurde, begreift längst experimentelle und konzeptionelle Entwürfe als Problemlösungen für die Zukunft und kooperiert dabei mit Forschung und Industrie: Fragen rund um die Pflege älterer Menschen werden angegangen, geschlechterneutrales Spielzeug wird hergestellt.

E wie Experimentierzone für alle: Die Institute der Kunstuni Linz begreifen sich als künstlerisch-kritische Experimentierzonen für rund 1500 Studierende aus etwa 60 Ländern. Das Lehrangebot umfasst Kunst, Kultur, Design und Medien in allen Variationen. Mutiges und visionäres Denken ist gefragt.

F wie Freie Kunst: Neben Kunstwissenschaft und Kunstpädagogik wird an der Kunstuni Linz auch die angewandte Kunst und die freie Kunst hochgehalten. Dazu zählen Malerei, Grafik, Bildhauerei oder Fotografie einschließlich aller dreidimensionalen Arbeiten wie Objekte und Installationen.

G wie Gsöllpointner, Helmuth: Über viele Jahre prägte er die Kunstuniversität Linz – als Künstler und Designer, als Professor von 1973 bis 2001 und als Rektor zwischen 1977 und 1981: Unlängst feierte Helmuth Gsöllpointner seinen 90. Geburtstag. Bereits im Vorjahr verlieh ihm „seine“ Universität die Ehrenmitgliedschaft und benannte einen Präsentationsraum in der Bibliothek nach ihm. Wegen seiner vielen Arbeiten im öffentlichen Raum gilt Gsöllpointner auch als „Gestalter der Stadt“.

H wie Hübner, Ursula: 25 Jahre ist es her, dass Ursula Hübner – nach einem Studium am Mozarteum in Salzburg für Bühnenbild und einem Malerei-Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Maria Lassnig – als Professorin an die Kunstuni Linz kam. Unter ihrer Ägide wurde in der Malerei und Grafik intensiv gelehrt, gelernt und gelebt. 2023 zelebriert die Kunstuni daher auch dieses Vierteljahrhundert!

I wie ifk: Das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien, das der Kunstuniversität Linz angeschlossen ist, begeht heuer sein 30. Jubiläum. Kulturwissenschaftler*innen gehen dort ihren Forschungen nach, das ifk bietet außerdem frei zugängliche Veranstaltungen, Ausstellung und Tagungen an. Seit Mitte Oktober hat es in der Reichratsstraße 17 einen neuen Raum im Erdgeschoß, der niederschwellig zum Diskurs einlädt. Thomas Macho, der das ifk bis zum September dieses Jahres leitete, kam übrigens im November an die Linzer Uni, mit der ihn ebenfalls eine langjährige Vorlesungstätigkeit verband, und verabschiedete sich von seinen Wirkungsstätten unter dem Titel: Imaginationen, Metaphern und Routen einer Lebensreise. Eine Abschiedsvorlesung.

J wie JugendKreativUni: Neben den regulären Studien bietet die Kunstuni Linz ein Studien- und Weiterbildungsprogramm für künstlerisch und/oder technisch interessierte Jugendliche an. Für Kinder werden seit 2010 Kreativitätskurse angeboten.

K wie Kannonier, Reinhard: Der Musikwissenschafter, Publizist und ehemalige Leiter der Musikdirektion des Linzer Brucknerhauses war ab der Jahrtausendwende Rektor der Kunstuni Linz bis Oktober 2019 – Fortsetzung, siehe unter R wie Rektorat!

L wie Lily-Renée-Hof: Der Hof im Brückenkopfgebäude West wurde heuer nach der Comiczeichnerin Lily Renée benannt, die einst vor den Nationalsozialisten mit einem Kindertransport nach England flüchten musste. Lily Renée trug in den 1940er-Jahren zum Goldenen Zeitalter des Superheldencomics bei. Sie starb im August 2022 mit 101 Jahren, nachdem sie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik bekommen hatte.
Die Brückenkopfgebäude sind einst nach NS-Vorstellungen erbaut worden. Rektorin Brigitte Hütter: „Als Mieterin von zwei Gebäuden mit NS-Vergangenheit tragen wir besondere Verantwortung im Umgang mit Österreichs Geschichte. Mit der Benennung des Innenhofes nach Lily Renée erinnern wir an Menschen, die aufgrund der Gräuel und Verfolgung während der Zeit des NS-Regimes flüchten mussten und setzen uns mit deren Lebensweg auseinander.“

M wie Medieninstitut: Zum Beispiel „ubiquitous computing“ oder „sonic interfaces“ – das Medieninstitut widmet sich Phänomenen rund um Internet, künstliche Intelligenz & Co. Dort werden Medien analysiert, die uns mittlerweile rund um die Uhr umgeben und Fragen zur eigenen Gestaltung gestellt.

N wie Nachhaltigkeit: Für die nächsten 50 Jahre haben Lehrende und Studierende nachhaltige Gestaltung als ihr Ziel definiert – bei der Wahl der Werkzeuge und Materialen, aber auch bei allen Schaffensprozessen, von der Modeindustrie, der Kreislaufwirtschaft über das nachhaltige Bauen und die Baukultur bis hin zum Industriedesign und zur Kreativen Robotik.

O wie Open Day: Zum Angebot der Kunstuni Linz gehören 12 Bachelorstudien, 14 Masterstudien, ein Diplomstudium sowie ein PhD-Programm an vier Instituten. Der Tag der offenen Tür lockte heuer so viele Interessierte wie noch nie an. 2024 findet der Open Day zu Frühlingsbeginn am 20. März statt. P wie Postdigitale Kulturen: Mit digitalen Technologien von Artificial Intelligence bis Robotik wird an der Kunstuni Linz an neuen Kunstformen gearbeitet. Diese Werkzeuge zu verwenden, zu gestalten, aber auch zu hinterfragen, sieht man als einen zentralen gesellschaftlichen Auftrag. Die Mensch-Maschine-Interaktion sowie die Verbindung von digital und analog gelten weiterhin als Prämisse.

Q wie Quader: Etwa 60 Quader aus Beton in Schwarz und Gelb zieren den Vorplatz der Kunstuni Linz am Hauptplatz. Von den „Caramel Architekten“ entworfen, laden sie tagsüber und in der Nacht zum Platznehmen ein.

R wie Rektorat: Die Juristin Brigitte Hütter steht seit Oktober 2019 an der Spitze der Kunstuniversität Linz, davor war sie schon interimistische Rektorin am Mozarteum Salzburg sowie Vizerektorin an der Johannes Kepler Universität Linz. 2022 wurde sie vom Senat und Universitätsrat für eine weitere Amtszeit bis 2027 bestätigt. Ebenso wiederbestellt sind die Vizerektor*innen Erik Aigner, zuständig für Finanzen und Ressourcen, Gitti Vasicek für Kunst und Lehre sowie Karin Harrasser in der Forschung, die derzeit auch das ifk, das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien der Kunstuniversität Linz leitet.

R wie Radical Collective: So lautet das Motto der Kunstuniversität 2023 – weil man das 50. Jubiläumsjahr mit allen Instituten und in Kooperation mit der Linzer Kunst- und Kulturszene feierte: beim Open Day im Frühjahr, beim Rundgang zu Sommersemesterende, beim Campus während der Ars Electronica, beim Festakt und bei der BestOFF im Herbst. Dass viele teilgenommen haben, also die Beteiligung „radikal hoch“ war, hat etwa, was zuletzt die BestOFF betraf, das transdisziplinäre Künstlerinnenkollektiv raumarbeiterinnen geschafft: Simone Barlian, Theresa Muhl, Sophie Netzer und Kerstin Reyer sind hier nach dem Prinzip Inside-Out & Outside-In vorgegangen. Man wollte die Feierlichkeiten der Kunstuni öffnen und über die Stadt verbreiten: Studierende stellten auch in Häusern der Stadt aus, Externe in der Uni. Die R wie Referentin hat hier einige wenige visuelle Eindrücke platziert – und zwei weitere Inside-Out-Arbeiten im Heft als Bildrubriken verstreut. Es gab zweifelsohne viel mehr zu sehen. Ein spezieller Hinweis hier auf die Eröffnung der BestOFF durch die Linzer Philharmonie.

S wie splace: Die Galerie am Hauptplatz, direkt beim Haupteingang der Kunstuni, ist Ausstellungsraum für Studierende und Absolvent*innen. Das splace kommt ebenfalls dem Gedanken des größeren Ganzen nach: Es ist Schauplatz zahlreicher Kooperationsveranstaltungen mit anderen Kunst- und Kulturinstitutionen der Stadt.

T wie Transformative Forschung und Bildung: Ihre wissenschaftlichen und künstlerischen Forschungsbeiträge stellt die Kunstuni Linz seit jeher der Öffentlichkeit zur Diskussion. Dazu kommt man weiterhin dem Auftrag nach, dass Kunstpädagog*innen da ausgebildet werden, wo auch Künstler*innen und Gestalter*innen ihre akademische Heimat haben.

U wie Unigebäude: Derzeit findet man die Kunstuni Linz an vier Standorten – in den beiden Brückenkopfgebäuden am Linzer Hauptplatz, in der Domgasse, erkennbar an der großen Metallplastik am Dach, der einst skandalumwitterten Nike der Architekten- und Künstlergruppe Haus-Rucker-Co., sowie in der Linzer Tabakfabrik – siehe dazu

V wie VALIE EXPORT Center: Beim Festakt zum 50er der Kunstuni Linz gab Rektorin Brigitte Hütter im Audimax ein weiteres Gebäude in der City „als Vision“ aus. V wie VALIE EXPORT Center: Die Medien- und Performancekünstlerin sowie Filmemacherin ist mit der Kunstuniversität Linz eng verbunden, seit 2009 ist sie Ehrendoktorin, seit dem Vorjahr Ehrenmitglied. Das VALIE EXPORT Center, das seinen Sitz in der Linzer Tabakfabrik hat, erschließt, vermittelt und digitalisiert ihren kontinuierlich anwachsenden Vorlass. Das Forschungszentrum entstand 2017 in Kooperation mit dem Lentos Kunstmuseum Linz.

W wie WHA: Die Galerie WHA versteht sich als experimentelle Galerie im Unigebäude in der Domgasse und zeigt in kurzen Abständen aktuelle Projekte der Studierenden. Der Name der Galerie erinnert an den 1959 gegründeten, legendären Szene-Treffpunkt in Greenwich Village, Manhattan. Eigentlich sollte der improvisierte Keller-Club den Namen „WHAT“ tragen, doch das „T“ der schäbigen Leuchtbuchstaben ging verloren.

X wie X-Chromosome & Y wie Y-Chromosom: Geschlechtergerechtigkeit ist an der Kunstuni Linz permanent relevantes Thema. An allen vier Standorten der Kunstuni gibt es etwa im ersten Stockwerk All-Gender-Toiletten.

Z wie Zeitgenössische Kunst: Die Kunst­uni Linz sieht zeitgenössische Kunst als Form der kritischen Auseinandersetzung und des mutigen und überdisziplinären Neu­denkens von Gegenwarts- und Zukunftsfragen. Die Fächer sollen in den kommenden Jahren in ihrem Spektrum erweitert werden – im Bereich der Performance, der Kunst im öffentlichen Raum, in der Verbindung von plastic&environment sowie in allen Bereichen der Medienkunst.

 

Das ABC wurde von der Kunstuni von mehreren Menschen gemeinsam, sozusagen im kollektiven Ansatz formuliert. Mehr zu 50 Jahre Kunstuni und zu Radical Collective: kunstuni-linz.at

Die hier abgedruckten Fotos von der BestOFF wurden von der Referentin ausgewählt.

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