In einen subtilen, aber bewusstseinsbildenden Kampf im Sinne einer gendergerechten Sprache, begibt sich eine App namens „Gender Changer“, die Texte automatisch gendergerecht lesbar macht. Ein Umstand, der manchmal vergessen lässt, dass in Wirklichkeit sehr wenige Texte gegendert werden. Warum gendern? Weil ich mich als Frau im generischen Maskulinum nicht angesprochen fühle. Liebe Männer und jene, die sich als solche fühlen und denken, mir genügt es nicht, ‚mitgemeint‘ zu werden. Schon kleine Buben empörten sich bei so manchen Versuchen in der Volksschule, wenn Texte in weiblicher Form geschrieben wurden oder wenn Lehrpersonal darin sprach, und beklagten sich, sich nicht angesprochen zu fühlen. Aber von mehr als der Hälfte der Bevölkerung verlangt ihr genau dies. Dem Argument der Lesbarkeit entgegne ich das Üben. Und wie bei vielen Dingen, die wir lernen mussten (Laufen, Reden, …) mündet das anfänglich schwere Mühen in eine Selbstverständlichkeit. Diese App ist ein Übungsinstrument zur Sensibilisierung und zum Einschleusen der Thematik in die neuronalen Netzwerke. Manchmal ergeben sich auch lustige Konstellationen wie „Frau* und Mann* övirieren“, über die ich gerne schmunzle, weil die App mitunter auch sinnlose Ergebnisse liefert, und die mich auch wieder zurück in die Realität holen. Herzlichen Dank an das Linzer Künstler*innen-Duo Vala Oona Serbest & Ufuk Serbest, die diese Browsererweiterung entwickelt haben. Verfügbar ist sie für Firefox und Google Chrome. Leider wegen Weiterfinanzierungsfragen noch nicht voll ausgearbeitet, ein Umstand der nach einer Crowdfunding-Aktion ruft.
Sprache schafft Struktur. Und gewisse Strukturen verschaffen Macht. Macht, die gerne ausgenutzt wird. Die weltweite Diskussion zu sexueller Belästigung bringt die Machtverhältnisse dieser Welt an die Oberfläche. Täter, zu 90% männlich, werden von einer Wolke des Schweigens gedeckt und lernen, dass vieles durchgeht. Opfer lernen oftmals keine Sprache des Widerstands, viel eher wird ihnen eingeredet, dass sie selbst schuld seien. Manchmal sind die Opfer so jung, dass sie ihre eigene Sexualität noch nicht kennengelernt haben und erben ein lebenslanges Trauma. Die österreichische Sportwelt hatte bereits mit Peter Seisenbacher ihren Skandal. Eine öffentliche Diskussion gab es kaum. Im Gegenteil, die Ermittlungen dauerten zweieinhalb Jahre, weil die Glaubwürdigkeit der mittlerweile erwachsenen Frauen besonders eingehend überprüft wurde. Jetzt ist er auf der Flucht. Ja, Finanzminister oder Judo-Olympiasieger sollte frau* oder mann* in Österreich sein, dann ticken die Uhren der Justiz besonders langsam. Schnell ist die österreichische Polizei hingegen beim Umsetzen einer sehr populistisch geführten Gesetzesänderung. Unter dem Vorwand des Burka-Verbots gibt es fortan eine 24/7-Vollzeiterkennung für alle Bürger*innen – hurra die Gams! Und die staatliche Gewalt bestimmt zum Beispiel fortan auch über das Kälteempfinden der Bürger*innen beim Radfahren, was erträglich und zumutbar ist. Individuelles Empfinden wird abgewürgt.
Zum Abschluss noch zu den konkreten Spielen im Sport bzw. zu den Fußballfrauen: Auf die Beine stellten sich die heimischen Akteurinnen des F_IN-Frauen im Fußball-Netzwerks und hielten das „1. Österreichische F_IN-Treffen“ in Linz bei der Gastgeberin SKVrau ab. Die Präsidentin des Fanclubs Salon Blauweiss stellte die Räumlichkeit zur Verfügung – für einen sehr interessanten Erfahrungsaustausch aus den verschiedenen Gegebenheiten in den Fangruppierungen der Antifa Döbling, Vienna Wanderers oder Tornados Rapid. Eines der nächsten Treffen wird anlässlich der Ausstellung „Fan.Tastic Females – Football Her.Story“ stattfinden. Ein vielfältiges Porträt weiblicher Fußballfans in Europa und ihrer Initiativen. Ich freu mich darauf!
App Tipp: Gender Changer by Vala Oona Serbest & Ufuk Serbest