Ein vielstimmiger Nachruf auf den Künstler, Kulturarbeiter und Umweltaktivisten Karl Katzinger, John Tylo.
„Nach dem Tod unseres Vaters haben uns zahlreiche Mails mit Worten der Anteilnahme, Erinnerungen und Fotos erreicht. Speziell für die Referentin ist nun aus den Zusendungen eine Collage aus Textfragmenten entstanden.“ Zusammengestellt von Franziska, Nana, Leon und Kurt
Fadi Dorninger „Ich habe Karl als John 1999/2000 im OK kennengelernt. Mit schrillem Outfit und gewagten Aktionen, was ihn mir gleich sympathisch gemacht hat. Ich bin damals nach Vilnius geflogen, John ist ewig lang und abenteuerlich mit dem Zug gefahren. Ich habe abgekürzt, er wollte aus dem Vollen schöpfen, wenn es schon um den DIALOG Vilnius – Linz ging. Das habe ich an ihm bewundert. Den eigenen Weg gehen, sich nicht anpassen oder sich kaufen lassen, kostet sehr viel Kraft, weil dafür im System Kunst nichts vorgesehen ist. Seine für mich ‚verwegenen‘ Veranstaltungen im eigenen Haus haben ihm sicher jene Energie gegeben, sich immer wieder der Kunst zu stellen, sich immer wieder einzubringen, meist kompromisslos. […]“
Fritz Diesenreiter „[…] Karl war ein extrem wichtiger Mensch für mich, der mich als Jugendlicher alleine schon durch sein Auftreten neugierig auf seine Person gemacht und beeindruckt hat. […] Karls Veranstaltungen in der Garage waren immer ein Garant, liebe, spannende und neue Leute zu treffen, besondere Musik zu hören, oder andere aufregende Projekte zu sehen. Unglaublich wie er das geschafft hat, sowas in einem Nest wie Harrachstal aus dem Boden zu stampfen und so lange Zeit am Leben zu halten. […] Ohne Karl und seine backwoodsman association würde es backlab nicht geben. Und ohne backlab würde es ganz viele Freundschaften nicht geben. […]“
Lorenz Posch „[…] Ich war 2012 als damals 12-Jähriger bei dem „verbotenen“ Landlertanzkurs dabei und habe später Karl immer wieder auf diversen Festen (sunnseitn etc) getroffen und immer wieder sehr anregende Gespräche mit ihm führen dürfen. Karl war menschlich ein großes Vorbild für mich, seine Art, das Leben zu leben hat tiefe Spuren in mir hinterlassen und in mir einige Gedanken ausgelöst, wie ich denn mein Leben leben möchte.“
Antonella Pulicicchio „Ich war seine Italienischlehrerin in der VHS Freistadt, die Gruppe war für mich wie eine Familie, deshalb bin ich von Linz jeden Dienstag dorthin gefahren, zwei Jahre lang. Karl war immer dabei, mit seiner Ironie, Intelligenz, Sympathie, Sensibilität, Eleganz – er war geliebt von uns allen, […]“
Mischa Jäger & Elisabeth Loibl „[…] Er passte gut in unsere etwas kopflastige Gründermannschaft, weil er offen war, zupackend, witzig und widerständig – a ‚wüda Hund‘, wie wir damals zu sagen pflegten. Was im Übrigen nicht nur dem sprachlichen Eigensinn seiner gelegentlichen redaktionellen Beiträge zugutekam, sondern auch seiner Einsatzbereitschaft im damals angesagten Kampf gegen das polizeiliche Unverständnis für allerlei Besetzungs- und Befreiungsaktionen im öffentlichen Raum. Unvergesslich: Katzingers Siegerlächeln bei einem Auftritt in der Redaktion mit angeknackstem Nackenwirbel und Halskrause, die er nach einer spätsommerlichen Schlacht um Rasenfreiheit im Wiener Burggarten wie eine Trophäe trug. Und dann war da noch diese Schrift an der Wand, die uns jeden Morgen auf dem Weg in die Redaktion von der Gartenmauer eines Innenstadt-Palais entgegenlachte, und sich rasch in der ganzen Stadt verbreitete. […] ‚Ölt die Frösche!‘. […]“
Peter und Hedi Kuthan & ARGE Zimbabwe Freundschaft „[…] Wieder daheim in Österreich war Karl mit seiner Backwood Association und der Garage Drushba wiederholt Partner und Anlaufpunkt im Kulturaustausch, den insbesondere unsere afrikanischen Gäste geschätzt haben, weil damit ein ganz anderes Bild von Europa als das so oft verklärte vermittelt wurde. Mit Karl ist ein widerständiger und rastloser Geist von uns gegangen, der zwar meist ‚im Hinterwald‘ gelebt, aber doch weltoffen und weltläufig war, nicht zuletzt aufgrund seiner Reisen in Afrika und auf dem Balkan.“
Günther Rabl „Es gibt Menschen, die alleine durch ihre Existenz Ruhe und Frieden verbreiten. Auch wenn es in unmittelbarer Nähe nicht immer so ausgesehen haben mag – Karl war für mich so jemand! Wir haben uns oft Monate nicht gesehen oder gesprochen. Ich konnte mich darauf verlassen: es gibt ihn! Und das soll jetzt nicht mehr sein!!! Mir fehlt ein Ästhet, ein Philosoph, ein begnadeter Fotograf und vielfach (sogar von ihm selber) unterschätzter Schriftsteller – ein Mensch!“
Anatol Bogendorfer „[…] Im Winter 2018 sind meine Freundin und ich spontan einer Einladung gefolgt, […], man möge doch die wunderbaren Apfelsorten, die aus einem nahegelegenen Obsthain stammen und nun in seinem Obstkeller lagerten, zu einem günstigen Kilopreis bei ihm kaufen. In seiner Oldschool-Küche hat er uns dann die alten Sorten verkosten lassen. Wir haben wieder Kaffee getrunken, haben Äpfel en masse mitgenommen und sind aufgrund eines heftigen Schneesturms nur beschwerlich zurück in die Stadt gekommen. […]“
Josef Gaffl „[…] und das mit nur einer Hand am Lenker, denn mit der anderen winkte er mir freundlich zu, ganz so als würden wir uns jeden Morgen an dieser Stelle begegnen. Noch immer sehe ich seine langen Haare und sein offenes Hemd um die Wette im Wind flattern, noch immer sehe ich sein freundliches Lächeln, und noch immer erinnere ich mich an die unbändige Leidenschaft, die ihn in diesem Moment vorwärtstrieb. Später hab ich erfahren, dass sich Karl an diesem sonnigen Morgen auf den Weg nach Albanien gemacht hatte. So war er eben. Unglaublich. […]“
Titus Feuerzwang „Der Karl und ich haben uns über die Sensenmähkurse, die er im Schaugarten der Arche Noah in Schiltern gehalten hat, kennengelernt und sofort wunderbar verstanden. […] Er war ein unverwechselbarer Mensch mit großem inneren Reichtum und einer starken Ausstrahlung, der es geschafft hat, sein Leben nach seinen Überzeugungen zu leben.“
Claudia Ascher-Cuscoleca „[…] Gestern fiel mir durch Zufall oder eben doch nicht Karls Buch ‚Ein Familienausflug nach Somalia und Jemen‘ in die Hände und ich habe begonnen es zu lesen!“
Uli Böker „Durch das Festival der Regionen lernte ich Karl Katzinger kennen. Ob als Backwoodsman oder als John Tylo, beim emissionslosen Sensenmählehrgang gemeinsam mit seinem Vater, oder in der Garage in Harrachstal, ein zutiefst Suchender und Finder, ein Mensch, der mich in seiner Kompromisslosigkeit, in seiner Art zu leben fasziniert hat, oftmals ausbrechend aus dem doch oft sehr engen Mühlviertel, ein sich gegen den vorgeschriebenen, gesetzlichen Kanal-Anschlusszwang Kämpfender, ein besonderer, ein faszinierender Mensch, der sich davon gemacht hat … ich danke dafür, dass ich ihn zumindest ein bisschen kennen lernen durfte – ich drücke mit diesen Zeilen mein Beileid aus, ich wusste nichts von seiner Krankheit … das Mühlviertel, die Welt braucht viel mehr Karl Katzingers […]“
Thomas Pflügl, Alpenverein Freistadt „Ich hatte ab und zu die Gelegenheit mit ihm zu diskutieren, meistens auf der Braunberghütte. Er war ein interessierter und interessanter Mann, der nicht nur klassische Wege beschritten hat.“
Peter Arlt „[…] hab immer wieder mit ihm zu tun gehabt, privat wie ‚beruflich‘. fürs festival der regionen habe ich ein hörfeature zu karls kanalanschlußzwang (‚karl k. und der behördenapparat‘) angefertigt – personen und orte leicht anonymisiert, aber ausschließlich aktenverkehr verwendet, mit schauspieler (u. a. mit ferry öllinger) und eigener musik aufgenommen. […] oder mein ‚vortrag‘ am 19. 10. 14 in der garage drushba, auf meiner webseite hab ich dazu festgehalten: ‚wenn man leute einlädt, die alle etwas machen – kochen, musizieren, bauen – dazu ein paar sachen (materialien) zur verfügung stellt sowie fürs leibliche und seelische wohl sorgt, dann entsteht etwas, wovon die alten fluxus-künstler immer geträumt haben, aber mit ihrem kunststress kaum hinbekommen haben: REAL FLUXUS ! … Und für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: im gar nicht so stillen harrachstal lebt seit ewigen zeiten OÖ größter fluxus-meister ever. ämter aller abteilungen: gebt ihm endlich das goldene verdienstkreuz und eine professur gleich noch dazu. aber schnell! das ist natürlich nicht passiert.“
Volodja Vorontsov „Ich bin tiefst mit dieser Nachricht geschlagen. Karl ist mein näherster Freund zu wem ich absolute Vertrauen habe. Er ist Mensch und eine der beste Teil der Menschheit. Meine Frau hat immer über ihn gesagt, dass mit ihm war immer einfach zu unterhalten wie mit niemanden von Österreicher. Ich stimme es auch zu. Er war wirklich ein großer Mensch in unserem Erdevolk. Mein Beileid zu euch. Ich bin momentan in Moskau. […]“
Gottfried Gusenbauer „[…] Karl, bzw John, war so ein toller Typ, und er war mir in Sachen Kunst + Kulturarbeit ein großes Vorbild. Schade, dass ich ihm das nie gesagt habe. Vielleicht auch deshalb, weil er für mich ohnedies immer war und sein wird. Auch jetzt.“
Herbert Zellhofer „[…] eine Bereicherung für die Welt, die nun um einen Karl ärmer ist und sehen muß, wo sie sowas wieder herkriegt. Denn er wird fehlen. Euch, die ich so gut wie nicht kenne, vermutlich, und mir bestimmt. Er verdient einen Preis für sein Lebenswerk (aber dafür ist es jetzt zu spät) und ein Museum. […] Behaltet ihn in euren Herzen.“
Andi Wahl „Karl war wirklich ein wunderbar widerborstiger Mensch wie er einem nur selten unterkommt. Mit seiner Widerborstigkeit und seiner Originalität hinterlässt er euch ein reiches ideelles Erbe.“