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Das mobile Umfragetool afo-Mobil

By   /  30. August 2023  /  No Comments

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Mit der afo-Ausstellung schee schiach | Epsiode 2/3 im Hintergrund taucht noch bis Ende September an unterschiedlichen Orten in Linz immer wieder das afo-Mobil auf. Konzipiert und umgesetzt wurde es von mais.arch, das sich aus den Architekturstudenten Paul Eis und Max Meindl zusammensetzt. Magnus Hofmüller streift im Interview mit den beiden die Fragen zu den KI-generierten Bilder im afo-Mobil und widmet sich ebenso den fahrradbezogenen Aspekten des Unterfangens.

Intro zu schee schiach | Episode 2/3
„Seit Jahrtausenden macht sich die Menschheit Gedanken darüber, was schee [schön] und was schiach [hässlich, unansehnlich] ist, ohne dabei jemals auf eine endgültige Definition gekommen zu sein“, schreibt das afo architekturforum oö zu seinem 3-teiligen Ausstellungsformat. Das afo hat in einer ersten, vorangegangenen Episode der Ausstellung einen Blick in die Vergangenheit gewagt. In der aktuellen Episode 2/3 wird nun die Gegenwart beleuchtet, in hier überblicksartig erwähnten Kapiteln: „Wo steckt sie, die schöne Architektur?“, „Aus der Traum vom Glück im eigenen Haus?“, “Tell me your dirty secrets!”, „Liebste Bausünden gesucht“. Der hier im Interview thematisierte Teil läuft innerhalb des afo-Kontextes unter der Fragestellung: „Architekturpreis oder Abrissbirne?“. Es heißt dazu weiter: „Max Meindl und Paul Eis schicken ein afo-Mobil durch die Stadt. Das Umfragetool wird durch Linz touren und Meinungen zu alternativen, KI-generierten Bebauungsvorschlägen einsammeln. Auf dem integrierten Bildschirm sind generische Architekturdarstellungen zu sehen und die Passant*innen sind aufgefordert, darüber abzustimmen, ob das Gezeigte schee oder schiach ist.“ Magnus Hofmüller stellt dazu in Folge die Fragen.

Magnus Hofmüller: Wie kam es zum afo-Mobil?
Paul Eis: Es war relativ spontan. Ausgehend vom Jahresthema des afo, „schee schiach“, kam die Einladung von afo-Leiter Franz Koppelstätter zur Entwicklung einer Idee, um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Da kam uns die Idee, ein Tool zu schaffen, das die intuitive Reaktion beim „schee vs. schiach“ abbilden kann. Ähnlich der Socialmedia-Logik Like/Dislike, Swipe left/Swipe right. Im Laufe der weiteren Entwicklung wollten wir in der Stadt und vor Ort sichtbar werden. Und da kam natürlich der Bedarf an einem mobilen Gerät, das schnell und unkompliziert an den verschiedenen Orten einsatzbereit ist.
Max Meindl: Ja, die Einladung zur Ideenentwicklung zum Jahresthema war wirklich toll. Wie Paul schon über den Hergang erzählt hat, kam zu dieser ursprünglichen Idee aber auch noch das Thema KI, also die Thematisierung und Integrierung von künstlicher Intelligenz, hinzu. Das hat uns sowohl beim Thema Urheberrecht als auch bei der Themenstellung, nur über Originale abstimmen zu lassen, völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Das war in diesem Frühjahr der letzte Baustein im Projekt.
Paul Eis: Hier kamen auch gleich die Fragen auf, wie geht Architektur mit KI um. Es ändert sich eine ganze Branche; vom Generieren von Ideen hin zum Umgang mit einer unendlichen Fülle von Ideen.

Inhalt eurer Umfrage sind von der KI generierte Bilder/Entwürfe – mit Antworten nach dem Schema „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“. Wir haben hier auch eindrückliches Bildmaterial für unsere Leser:innen auf diesen Seiten. Ich möchte mich aber zuerst dieser Frage widmen: Warum Fahrradanhänger und warum diese Formgebung?
Max Meindl: Der Grund ist recht einfach. Uns ging es darum, möglichst einfach und ohne großen Aufwand von Transport, Genehmigungen und sonstigen Faktoren viele Orte im Stadtraum zu bespielen. Das Thema ist auch immer: Ist es ein Bauwerk? Wenn es fährt und im Ganzen nur ein Fahrradanhänger ist, darf es überall stehen, wo auch Fahrräder stehen dürfen. Es ginge zum Beispiel auch eine Schubkarre. Aber die Idee war, eben einen Fahrradanhänger zu verwenden, ohne dass man diesen gleich erkennt. Wir haben darum auch sämtliche Hebel und Henkel abnehmbar gemacht. Die Gestalt zielt natürlich auf Aufmerksamkeit, aber arbeitet auch damit, das Thema „schee schiach“ total zu überziehen.

Gibt es, was den Inhalt der Umfrage anbelangt, ob der jeweilige Entwurf der KI schee oder schiach ist, schon erste Ergebnisse bzw. Tendenzen oder erwähnenswerte Abstimmungsmuster?
Paul Eis:
Die Ergebnisse sind ambivalent – es gibt nicht DIE eine Geschmacksrichtung. Der Ort der Aufstellung beeinflusst das Abstimmungsverhalten sehr stark. So sind zum Beispiel die Ergebnisse bei einer afo-Veranstaltung, beim Pflasterspektakel oder bei einer Vor-Ort-Befragung in der Grünen Mitte komplett unterschiedlich. Im Architekturforum wird zu Beispiel mehr auf die Ironie geachtet, während beim Pflasterspektakel das Verhalten eher konservativer war. Bei der Abstimmung in der Grünen Mitte zum Beispiel hat das Wohnbauprojekt Lenau Terrassen im Gegenspiel zum Citytower auf voller Länge gewonnen – obwohl beide moderne und eher funktionale Gebäude sind. Was sich auch herauskristallisiert hat, ist, dass eher fade Gestaltungen im Gegensatz zu bunten experimentelleren Ansätzen nicht gut abschneiden.

Wie werden die Ergebnisse präsentiert?
Maximilian Meindl: Die Ergebnisse der Umfragen werden auf zwei Arten präsentiert. Zum einen während der Ausstellung in Echtzeit auf einem Ausstellungs-Tisch und zum zweiten in gedruckter Form als Archiv – auch im afo. Zusätzlich wird das Projekt auch via Instagram unter @afomobil begleitet. Hier werden nach Ende der Abstimmung der einzelnen Projekte die jeweils „Most liked“, „Most disliked“ und „Most discussed“ gezeigt.

Mit dem afo-Mobil durch Linz – was sagt ihr zur Fahrradstadt?
Paul Eis: Wir fahren beide viel Rennrad und bemerken schon viele ausbaubare Punkte im Fahrradwegenetz. Viele Kreuzungen sind nicht gut gelöst, die Markierungen vieler Fahrradstreifen sind schlecht gemacht, Einbahnsituationen sind nicht optimal und vieles mehr. Mit dem afo-Mobil ist es jedenfalls fast unmöglich, über die Nibelungenbrücke zu kommen – da müssten wir schieben – weil zu schmal und schlechter Belag.
Maximilian Meindl (lacht): Es ist auch ein Tool, um die Langsamkeit der Radwege zu testen. Wir schaffen auf keinen Fall eine einfache Ampelschaltung mit dem afo-Mobil.
Paul Eis: Wir haben jedenfalls aber noch keinen Zorn von Autofahrer:innen auf uns gezogen – sondern eher positives Interesse.

Danke für das Gespräch!

 

Das Architekturkollektiv mais.arch wurde 2019 von Paul Eis und Maximilian Meindl gegründet.

Paul Eis wurde 1998 in Berlin geboren. Seit 2016 Architekturstudium an der Kunstuniversität in Linz. Neben dem Studium arbeitet er für verschiedene Architekturbüros in Österreich und im Ausland. Seit 2015 ist Paul Eis international als Architekturfotograf und Künstler tätig.

Maximilian Meindl wurde 1997 in Schärding, OÖ geboren. Er besuchte in Linz die HTL für Bau und Design. Seit 2017 Architekturstudium an der Kunstuniversität Linz. Seit 2019 arbeitet er im Architekturbüro Tp3 und ist nebenbei als Tutor an der Kunstuniversität tätig.

 

schee schiach | Episode 2/3
06. 07. – 22. 09. 2023

www.afo.at

instagram.com/afo.at

facebook.com/architekturforum

Nach einer Umbaupause wird die dritte und letzte Episode am Mittwoch, dem 11. Oktober, eröffnet:

Eröffnung | schee schiach | Episode 3/3
Mittwoch | 11. 10. 2023 | 19:00 Uhr

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About the author

ist Präsident von cycling matter – Club für Radfahren, Landschaft und Kultur und beschäftigt sich privat und ehrenamtlich mit eben der Trias aus Radfahren, Landschaft und Kultur.

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