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„Ist es schön und erbaulich oder nicht?“

By   /  30. August 2023  /  No Comments

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Im afo architekturforum oö findet noch bis 22. September im Rahmen der Ausstellungstrilogie schee schiach die zweite von drei Episoden statt. Innerhalb der Ausstellung, die sich u. a. mit Fragen zur Situation des Ein­familienhauses oder skurrilen Bausünden befasst, wurde auch ein Kapitel positioniert, das sich neurechten Architekturpositionen widmet. Georg Wilbertz, der Kurator dieses Ausstellungsteils, spricht im Interview über das Wiedererstarken des rechten Architekturdiskurses – und das Schöne als Ideologie.

Beispiel neurechts, gemäßigt.

„Dreißig Jahre lang hat man mit gigantischem materiellen und minimalem geistigen Aufwand nach rein ökonomischen Gesichtspunkten die schönsten Orte des deutschen Genius in graue Verkehrsinseln, in Veraltungsburgen und industrielle Wüsten verwandelt.“ „Nein, die deutsche Stadt wurde nicht von alliierten Bomben zerstört. Nach dreißig Jahren Schweiß, Tränen und unruhigem Getriebe leben wir vielmehr in den Trümmern eines falschen und gequälten Optimismus. Die überstürzte und bewußte Verdrängung der Vergangenheit hat zum Verlust der Heimat geführt. An dieser Entwicklung sind die Bauten des Dritten Reiches in keiner Weise schuld …“

Leon Krier, *1946, luxemburgischer Architekt, Stadtplaner, Architektur­theoretiker; Hauptvertreter einer relativierenden Haltung gegenüber der NS-Architektur. Text aus: „Die Angst der Architekten vor der Architektur“, Internationale Sommerakademie Salzburg 1982, Katalog ersch. 1983.

Beispiel neurechts, radikal.

„Ein Trick der Vertreter der modernen Kunst ist es, richtige Kunst als zumindest „altbacken, unkreativ und rückwärtsgewandt“, wenn nicht gleich als „faschistisch“ zu brandmarken. Mit dieser Rhetorik wird die Allgemeinheit seit langem erfolgreich dazu gebracht, sich nicht zu trauen, das auszusprechen, was eigentlich jeder denkt: Die moderne Architektur verschandelt die Städte und erzeugt dabei ein Gefühl von Bedrückung, Tristesse und entfremdender Ortlosigkeit. […] Die Moderne ist der Untergang aller Kultur, der seelische Tod der Völker und Ausdruck der kapitalistischen Vereinheitlichung der Welt.“ „Den Juden alleine die Verschandelung der Welt vorzuwerfen, wäre jedenfalls eine Ungerechtigkeit, derer ich mich nicht schuldig machen will. Einer der berühmtesten künstlerischen Verbrecher der Moderne ist der Schweizer Charles-Édouard Jeanneret, der heute vor allem unter seinem Pseudonym „Le Corbusier“ bekannt ist. Sein einflussreichstes Werk ist mit Gewissheit die „Unité d’Habitation“, ein potthässliches Gebäude, das als Archetyp des Plattenbaus gelten kann …“ „Anstatt darüber zu sinnieren, ob ein Kunstwerk nun „faschistisch“ sei oder nicht, muss man also vielmehr die eine alles entscheidende und einzig relevante Frage stellen, die in der Moderne aber so gar keine Rolle mehr zu spielen scheint: Ist es schön und erbaulich oder nicht?“

Georg Immanuel Nagel, 1986–2023, österreichischer Neonazi, Autor und journalistische Tätigkeit für verschiedene rechte und rechtsradikale Publikationsorgane. Textauszug aus: „Ist schöne Architektur schon ‚rechts‘?“ Blaue Narzisse, Januar 2020

Die Referentin: Wir beginnen dieses Interview mit einem Textauszug, der auch in der Ausstellung zu lesen ist:

„Die teilweise legitime Kritik der Postmoderne an der Nachkriegsmoderne bildet den Ausgangspunkt für die heute vehement von Neurechten und Identitären propagierte Antimoderne. Ihre Protagonisten vertreten einen historisierenden, heimattümelnden Schönheitsbegriff. Dabei wird die zunächst ästhetisch begründete Ablehnung der architektonischen Moderne von den Neurechten selbst nur als ein Teil ihrer Vision einer konservativen (neofaschistischen) ‚Revolution‘ gesehen. Diese soll zu einer antidemokratisch ausgerichteten Gesellschaft der Ordnung, der Identität, der Heimatverbundenheit, der volksnahen, allen verständlichen Schönheit und kulturellen Homogenität führen.“

Du beschreibst darin eine neurechte Gegenbewegung zur Architektur der Nachkriegsmoderne, aber im weiteren Sinn geht es gegen die Moderne allgemein, sprich gegen liberale Gesellschaft und Demokratie. Die außerdem hier einleitend angeführten Zitate, die du uns zur Verfügung gestellt hast, sprechen für sich. Die radikale Quelle ist dabei die „Blaue Narzisse“, ein rechtes Online-Magazin, die gemäßigtere Quelle ein Katalog der Salzburger Sommerakademie. Kannst du zwischen all dem kurz auf dein Ausstellungskapitel re-VISIONEN eingehen? Beziehungsweise auf die in der Ausstellung angeführten antimodernistischen Zeitschnitte 1978, 1993, 2023?
G.W.: Zunächst: Architektur weist eine lange, fast unendliche Geschichte der „Visionen“ auf. Ohne darauf im Einzelnen eingehen zu können, verbindet sich mit Architektur und Städtebau häufig die Idee einer besonderen gesellschaftlichen Relevanz. Da das Gebaute den möglicherweise sichtbarsten und „stabilsten“ physischen Rahmen für Leben und Gesellschaft bildet, glauben Planer*innen bis heute, dass sie mit ihrem Tun gesellschaftliche Realitäten (mit-)bestimmen können. Diese Vorstellung gilt in besonderem Maße für die Epoche der Moderne vor und nach dem 2. Weltkrieg. Alle möglichen Konzepte und Planungsideen wurden und werden entwickelt, um ein bestimmtes Gesellschaftsbild „in Form“ zu gießen, z. B. die demokratische, offene Gesellschaft, oder umgekehrt bestimmte gesellschaftliche Dynamiken anzustoßen oder voranzutreiben. Dies galt und gilt natürlich auch für extreme oder totalitäre Systeme. Insofern haben die neuen Rechten nicht nur von den Diktaturen des 20. Jahrhunderts, sondern von der Moderne selbst „gelernt“. Für die Rechten heute entscheidet die gebaute Lebenswelt – bis hin zum Design – mit, wohin die gesellschaftliche Reise geht oder gehen könnte. Kein rechter Theoretiker macht ein Hehl daraus: steht erstmal genug national-identitärer Architekturkrempel in den Städten herum, wird sich auch das Volk, wer immer das sein mag, zum „richtigen“ Geschmack bekennen und für diesen auf die Barrikaden gehen. Außerdem möchte man es ja auch ein bisschen heimatlich, national und gemütlich haben. Noch eine Randbemerkung: Ob und wie weit bauliche Visionen tatsächlich all diese Wirkungen entfalten können, ist höchst umstritten.
Zu den Zeitschnitten: 1978 wurde gewählt, weil es mit dem Erscheinen von „Die Sprache der postmodernen Architektur“ von Charles Jencks die Konsolidierung der architektonischen Postmoderne markiert. Hier muss ich mich – sehr grob komplexe Diskurse vereinfachend – auf den Aspekt der Wiederaufnahme historischer Formen beschränken. Dies löste vor allem in Deutschland aufgrund seiner Geschichte bereits damals heftige Debatten aus. Gegner der Postmoderne witterten das Ende der demokratisch aufgeklärten Architektur. Dabei war diese Postmoderne vielfach noch spielerisch, bunt, ironisch, gebrochen.
1993 wurde es dann – zumindest in Deutschland – deutlich ernster. Nach der Wiedervereinigung ging es nun wirklich um die Diskurshoheit, die architektonischen und städtebaulichen „Leitgedanken“ und die Frage, wie konservativ oder „deutsch“ das Bauen sein dürfe. Und es ging um eine neue alte Begrifflichkeit, die nicht nur die traditionellen Werte der Architektur aufwärmte – wie Regionalität, Heimat, Identität, Geschichte, Solidität, Stabilität, Handwerk, Verständlichkeit etcetc. Zugleich identifizierte man Anfang der 1990er genau diese Qualitäten z. B. in der Antimoderne der 1920er Jahre und sogar – mit aller gespielten oder tatsächlichen Naivität – in der „Baukunst“ des Hitler­regimes. Jetzt galt es nur noch, diese Qualitäten von den Verbrechen und Millionen Toten abzukoppeln. Das Vehikel hierzu ist ein argumentativer „Klassiker“: Speer, Troost und all den anderen NS-Planern ging es in dieser Lesart „nur“ ums Bauen, quasi die Verwirklichung ihrer künstlerischen Seele. Schon Speer hatte sich wohlüberlegt mit diesem verlogenen Zynismus in Nürnberg vor dem Strang gerettet. Dieser unhaltbare Quatsch ist nicht nur zynisch, er war in den letzten Jahrzehnten höchst erfolgreich. Womit wir bei 2023 wären. Heute geht dies alles wieder begrifflich und praktisch weitgehend unwidersprochen durch. Sogenannte neurechte Denker und Theoretiker propagieren ein auf Fassaden und Stimmungen hin orientiertes Architekturschauspiel, das im Wortsinn hohl ist. Es geht wirklich in fast allen Fällen nur um architekturatmosphärische Stimmungsmache. Die komplexen architektonischen Zusammenhänge von Gestalt, Geschichte, Typologie, Funktion usw. spielen überhaupt keine Rolle oder werden schlicht nicht begriffen. Für mich sieht eine gesellschaftlich relevante Haltung von Architektur anders aus.

In diesem Abschnitt der afo-Ausstellung fällt auf, dass keine beispielgebenden Bilder hängen. Ich meine konkret damit auch: keine Bilder von der angesprochenen, neurechten Architektur. Warum wurden keine Bilder gehängt?
G.W.: Dies war eine bewusste, für viele vielleicht unverständliche Entscheidung – Ausstellung klingt ja zunächst mal nach „Bild“. Ich hatte bereits eine Vielzahl von Beispielen ausgesucht, als mir bewusst wurde, dass diese innerhalb der Ausstellungserzählung eine, das Gesamtbild verzerrende Dominanz bekommen hätten. Außerdem gibt es inzwischen derart viele Richtungen und Ausprägungen im neurechten Bauspektrum, dass ein repräsentativer, Differenzierung ermöglichender Überblick kaum zu machen wäre. Das Etikett „neurechte Architektur“ ist für sich genommen sehr problematisch, da von den Rechten sehr vieles vereinnahmt wird, was nichts mit der Ideologie an sich zu tun hat, z. B. regionales oder handwerklich orientiertes Bauen. Diese Unschärfen in der Grenzziehung werden ebenfalls gerne propagandistisch missbraucht, etwa wenn es um ökologisches Bauen geht. Auf exemplarische Einzelanalysen habe ich verzichtet, da sie den Rahmen gesprengt hätten. Sicherlich kein Grund war die Angst vor der überzeugenden „Wirkungsmacht“ der Beispiele. Gerne würde ich einmal eine Ausstellung zu diesem Komplex machen, um differenziert darstellen und diskutieren zu können, womit wir es eigentlich zu tun haben.

Eine neurechte Architekturdebatte ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, meine ich. Ist das so? Ist sie unbedeutend? Oder nur unterm Radar? Ich meine, auf einer Skala von Wiederbetätigern, wo am einen Ende diejenigen mit tätowierten NS-Symbolen im Schwimmbad herumliegen, finden sich dann am anderen Ende die intellektuell verbrämten Architekt*innen, die versteckteren Mitplaner*innen der so genannten konservativen Revolution? Wo bewegen wir uns hier?
G.W.: Darauf eine Plattitüde: in einer Grauzone. Dies wird am deutlichsten in den Debatten um die Rekonstruktionen verlorener Bauten, Stadträume und Quartiere bzw. den Auseinandersetzungen mit und um die Rekonstruktionsbewegung. Sie dürfte inzwischen von allen konservativen Konzepten die breiteste öffentliche Resonanz erfahren. Erstmal klingt es ja nicht schlecht, wenn – aus welchen Gründen auch immer – engagierte, meist konservative Bürger*innen ihren Mitmenschen deren Heimat, Geschichte etc. zurückgeben wollen. Den Umstand, dass dies eigentlich unmöglich ist, lassen wir jetzt mal außen vor. Mit den Rekonstruktionen verbinden sich oberflächlich betrachtet positive Aspekte: Bildung, Geschichtsbewusstsein, Heimatgefühl, bürgerliches Engagement usw. In der Regel entstehen allerdings bis auf wenige Ausnahmen völlig geschichtsfreie Kulissen, in denen dann, siehe das Beispiel Frankfurter Altstadt, smartphonezückende Besucher*innen herumlaufen und das, was sie ablichten, für ein authentisches Stück Deutschland halten. Diese Projekte werden nicht primär von neurechten Initiatoren betrieben. Aber diese reiten gerne propagandistisch mit: Schaut, wir setzen sie durch, die gute, alte, unschuldige (weil vor 1933) Stadt. Was darin dann passiert, spielt für uns keine Rolle, wir wollen es eigentlich auch gar nicht genau wissen. Die Neurechte geht allen Ernstes davon aus, dass es sich vor allem um ein quantitatives Problem handelt: sind erstmal genug historische Bauten und Räume „rekonstruiert“, wird sich das geschmackliche Stimmungsbild schon wenden und der neurechten Revolution ist im Wortsinn der Boden bereitet. Zum Glück ist es nicht so einfach, aber es ist ein Baustein unter vielen.

Ich meine, dass das „scheene“ und „schiache“ in der afo-Ausstellung auch ein ironisch gemeintes Herunterbrechen und eine Selbstreflexion bezüglich „abgehobener“ Architektur-Fachdiskurse meint. Aber dein Part in der Ausstellung sagt ganz klar, das Schöne ist auch Ideologie. Dass die ideologische Grenze bei einer, ich zitiere: „Seelenlosigkeit, die Identität verhindert“, schon überschritten wurde, ist klar. Aber mit welchen Graduierungen spielt sich hier die Debatte ab? Wo ist zum Beispiel der Unterschied einer rechten Ideologie zu Menschen, die einfach etwas nur irgendwie beurteilen? „Schee“ und „schiach“ ist ja sicher auch Geschmack, Vorliebe, persönliche Situierung, Beschäftigung etcetera.
G.W.: Damit ist eigentlich die Kernfrage des dreiteiligen Ausstellungszyklus gut getroffen. Franz Koppelstätter hat als Leiter des afo bei den beiden bisherigen Eröffnungen betont, dass das Spannungsfeld zwischen objektiven und sehr subjektiven Beurteilungsmustern nicht geklärt oder entschieden werden kann. Die Graduierungen der Debatten und Diskurse sind derart komplex, dass man sie hier nicht darstellen kann. Aber eins kann festgehalten werden, es gab und gibt in der Kunst und auch in der Architektur immer wieder Tendenzen, Konzepte oder Theorien, die versuchen, Rezepte zu formulieren, nach denen DAS „Schöne“ herstellbar ist. Dabei geht es auch um die allgemeine Verständlichkeit dessen, was uns in künstlerischer Produktion begegnet. Nicht umsonst appellieren die Neurechten mehr und mehr an den „guten“ oder „wahren“ Geschmack des Volkes. Mir war es beim Ausstellungsteil zu den neurechten Bewegungen vor allem wichtig, zu zeigen, dass derartige Fragen nicht nur nach wie vor relevant sind, sondern von manchen Kreisen propagandistisch und manipulativ in die aktuelle politische Agenda integriert werden. Allerdings haben bisher alle Versuche, das Schöne politisch zu instrumentalisieren und gesellschaftlich verbindlich zu definieren, zu Destruktion und Chaos geführt. Die 1945 in Trümmern liegenden Altstädte waren sicher nicht das Resultat eines offenen, respektvollen Ästhetikdiskurses.

Du schreibst an einer Stelle: „Die Blut-und-Boden-Ideologie und der Rassismus der ersten antimodernen Welle um 1930 erhalten heute durch das Konzept des Ethnopluralismus (Identitäre) ein gemäßigtes Gewand. Architektonische und städtebauliche Rekonstruktionen werden seit den 1990er Jahren bewusst als Symbole und Vehikel einer antimodernen Haltung eingesetzt.“ Oder du analysiert auch: „Neurechte und identitäre Theoretiker beziehen in den letzten Jahren immer radikaler Stellung gegen nahezu alle Ausprägungen der Moderne. Die Neurechten nehmen an, dass ihre Haltung einem stillen, medial unterdrückten „Volkswillen“ entspricht. Dieser wird sich irgendwann in einer antimodernen, antidemokratischen „Revolution“ Bahn brechen.“ Und immer wieder findet sich der Gradmesser des Antisemitisimus – auch du hast in der „Modernekritik“ neurechter Autoren*innen und Gruppierungen antisemitische Unterlegungen gefunden?
G.W.: Die Frage des Antisemitismus ist eines der vielen Begriffsfelder, bei denen neurechte Protagonisten und Ideologen das große sprachliche Ausloten betreiben. Auch hinsichtlich ästhetischer Diskurse. Diesbezüglich ist man in Deutschland und Österreich noch etwas vorsichtiger als beispielsweise in Ungarn. Aber durch die internationale Vernetzung der Rechten werden an verschiedenen Orten antisemitische Klischees und Muster aus der Mottenkiste geholt und andernorts wirksam gemacht. Wenn Orban in Ungarn den Wirtschaftsliberalismus, an dem er sich selbst bestens bereichert, oder die weltweiten Wirtschaftsstrukturen unmittelbar mit antisemitischen Bildern belegt, reicht in Deutschland oder Österreich der „harmlose“ Hinweis auf die Weltwirtschaft, um bei manchen antisemitische Reflexe auszulösen. Ähnlich verhält es sich mit der künstlerischen oder architektonischen Moderne. Nicht nur für die Nazis war die Moderne vor allem ein antideutsches „Projekt“ jüdischer, volksfremder Intellektueller. Erinnert der neurechte Theoretiker also bewusst an den Konnex zwischen der „bösen“ Moderne und dem Judentum, so ist die inhaltliche Konsequenz schon fast ein Selbstläufer. Neurechtes Denken und Reden funktioniert heute, in Zeiten von digitalem Irrsinn und aggressiver Begriffsverschiebung, häufig in dieser Weise. Die Modernekritik neurechter Denker schließt also, häufig unter dem Vergießen rhetorischer Krokodilstränen, automatisch einen antisemitischen Impuls mit ein. Selbst dann, wenn man augenzwinkernd betont, beileibe nichts gegen jüdische Mitbür­ge­r*innen zu haben. Es ist zu erwarten, dass auch in den weiteren ästhetischen Debatten, die die Neurechte betreibt, diese Tendenzen sehr bewusst intensiviert werden. Die Blaupause dürfte – da bleibt man sich treu (oder wenig erfinderisch) – der Antimodernediskurs der Jahre zwischen 1918 und 1945 liefern. Alles andere wäre verwunderlich.

 

Tanja Brandmayr hat das Interview für die Referentin geführt.

Georg Wilbertz ist Architektur- und Kunsthistoriker und lebt in Linz, schreibt als solcher immer wieder für die Referentin und wurde in dieser Ausgabe als einer der Kuratoren von „schee schiach Episode 2/3“ interviewt.

schee schiach Episode 2/3
Ausstellung
afo architekturformum oberösterreich
noch bis 22. September 2023

afo.at/ausstellungen/schee-schiach-episode-2-3

Das afo hat die Ausstellung schee schiach in drei Episoden geplant: schee schiach Episode 3/3 folgt.

afo.at

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