Es kostete mich Überwindung, über meine Erfahrungen mit Ärzt*innen in Österreich zu schreiben. Ich bin bereit, mehr zu bezahlen, um Respekt zu erhalten. Aber was machen Leute, die sich das nicht leisten können?
Ich bin Teil einer internationalen Frauen-Gruppe, die über soziale Medien kommuniziert und die mir sehr geholfen hat, weil sie als eine Art emotionale und kulturelle Unterstützungsgruppe fungierte. An einem Ort, an dem man nicht aufgewachsen ist und neuangekommen alles von Grund auf neu kennenlernen muss, kann es ziemlich anstrengend werden. Besonders, wenn es um Gesundheitsfragen geht. In dieser Gruppe internationaler Frauen bin ich auf viele Kommentare über schlechte Erfahrungen mit Ärzt*innen gestoßen und mir wurde klar, dass das, was ich erlebt habe, kein Einzelfall war.
In den fünf Jahren, seit ich als Erwachsene nach Österreich zurückgekehrt bin, habe ich einige Erfahrung mit Ärzt*innen: Der erste hat mir überhaupt keine Aufmerksamkeit geschenkt und hat mich kaum angesehen. Der zweite Arzt, den ich aufsuchen wollte, war von Patient*innen so überrannt, dass ich trotz Termin immer sehr lange warten musste. Trotzdem wurden die Sprechstundenhilfen böse, wenn man selbst nur fünf Minuten zu spät kam. Meine letzte Erfahrung beginnt fast genauso, nur, dass ich fünf Minuten zu früh zu meinem Termin kam. Ich begrüßte die neue Assistentin, woraufhin sie mich ignorierte und warten ließ, obwohl sie nichts anderes tat. Nach einigen Minuten nahm sie meine E-Card und schickte mich ins Wartezimmer. Nach 20 Minuten fragte ich sie, wann ich dran wäre, da ich zur Arbeit zurückkehren musste und außerdem einen Termin hatte. Sie lachte spöttisch und sagte, dass ich zu spät gekommen sei und daher warten müsse. Ich antwortete ihr, dass ich sogar fünf Minuten vor meinem Termin gekommen sei. Für mich sah es so aus, dass sie mich einfach hat warten lassen, weil sie das konnte.
Während ich mittlerweile nun mit zwei anderen Personen im Infusionsraum war, nahm ich mein Buch und meine Kopfhörer, für mich war die Sache eigentlich erledigt. Nach einigen Minuten kam allerdings die Assistentin wieder herein und sagte vor den anderen Patient*innen, dass man bei allen Ärzten warten müsse. Ein Schlagabtausch begann: Als ich antwortete, begann sie laut zu werden. Ich sagte ihr, dass ich diejenige sei, die respektlos behandelt worden sei. Sie sagte, dass sie sich bei der Ärztin beschweren würde, weil ich eine unhöfliche Person sei – und dass die Sache nicht so stehen bleiben könne.
Wenn ich keine Nadel in meiner Vene gehabt hätte, wäre ich sofort gegangen. Aber so schlug SIE die Tür zu und beklagte sich so lautstark bei der Ärztin, die im Nebenraum war, dass es alle hören konnten. Ich ärgerte mich und fühlte mich hilflos. Nach der Infusion ging ich zur verordneten ersten Akupunktursitzung zur Ärztin. Ich bat sie, vorher mit mir zu sprechen und begann, ihr vom Vorfall vorhin zu erzählen, zumal es auch einen weiteren Assistenten gab, der mir und auch anderen schon länger aufgefallen ist, unfreundlich zu Patient*innen zu sein. Sie ließ mich nicht ausreden und begann laut zu werden und sagte, dass ich gehen solle, wenn ich nicht damit einverstanden sei, wie ihre Assistent*innen mich behandeln. Es folgte der zweite Schlagabtausch: Ich sagte ihr, dass ich ein Recht auf medizinische Versorgung hätte und dass ich, genauso wie ihr mir schon länger als unfreundlich aufgefallener Assistent, das Recht hatte, mich zu beschweren. Sie öffnete die Tür und rief über den Gang diesem Assistenten zu, dass er mich aus dem System löschen und mich aus der Praxis werfen solle. Ich sagte ihr, dass es nicht notwendig sei, ich wüsste, wie ich hinauskomme.
Dies ist kein isolierter Fall, ich habe viele Geschichten über Ärzt*innen hier gelesen und gehört. Ich erwarte keine spezielle Behandlung, will aber auch nicht schlecht behandelt werden, besonders nicht, wenn ich eine Nadel in meinen Venen stecken habe. Ich persönlich fühle mich immer noch so betroffen und beleidigt, dass ich mir seit diesem Vorfall vor einigen Monaten keinen Hausarzt bzw. keine neue Hausärztin gesucht habe. Ich frage mich immer noch, wie etwas so Dummes so eskalieren konnte und denke aber: Wenn man dauernd zulässt, dass jemand wegen jeder Dummheit laut wird, vermehrt sich die Dummheit. Ich empfehle Menschen, die schlecht behandelt wurden und werden, sich nicht unterkriegen zu lassen.