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Baden und Essen parteipolitisch

By   /  29. August 2024  /  No Comments

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Das Politische ist privat, lehrten uns die 1960er Jahre. Das Kulinarische ist politisch, meint der Dude. Im unsäglichen Vorwahlgeplänkel des heißen Sommers 2024 fällt der analytische, aber rein kulinarisch gelenkte Denkstrahl des Dudes auf die Bade- und Ernährungsgewohnheiten unserer Wählergruppen und ihrer gewählten VertreterInnen. Diese geben einen schönen Blick auf die Verfasstheit der Gruppierung – die Parameter waren für den Dude wie immer rein subjektiv. In den Fokus zieht er die im Parlament zu Recht oder zu Unrecht befindlichen politischen Parteien und die Kommunisten – aus reiner Folklore.

Das Politische ist privat, lehrten uns die 1960er Jahre. Das Kulinarische ist politisch, meint der Dude. Im unsäglichen Vorwahlgeplänkel des heißen Sommers 2024 fällt der analytische, aber rein kulinarisch gelenkte Denkstrahl des Dudes auf die Bade- und Ernährungsgewohnheiten unserer Wählergruppen und ihrer gewählten VertreterInnen. Diese geben einen schönen Blick auf die Verfasstheit der Gruppierung – die Parameter waren für den Dude wie immer rein subjektiv. In den Fokus zieht er die im Parlament zu Recht oder zu Unrecht befindlichen politischen Parteien und die Kommunisten – aus reiner Folklore.

Nehmen wir uns zuerst die Partei der selbstdefinierten Mitte vor – die ÖVP. Gebadet wird vornehmlich im eigenen Pool im Speckgürtel oder in der zersiedelten Ortslage an Land. Das Sonnensegel schützt die auf 70 Grad erhitzte Vollbeton-Terrasse nur schwach, aber der Rasen ist fein getrimmt und das Setting mit feinstem Gasgrill ausgestattet. Hier kommt das gute Steak auf den Grill, was man sich nicht nehmen lässt und das (ziemlich) sicher aus Österreich stammt oder zumindest in Österreich zerlegt oder zumindest in Österreich verpackt wurde. Und immer gewahr, dass Karl Nehammer mit breitem Grinser hemdsärmelig über den Zaun lugt und kurzzeitig alle etwas verstört.

Im Freibad hält die FPÖ Hof für sich selbst und den kleinen Mann. Wo die kleine Frau bleibt, ist nach wie vor ungeklärt – eventuell in der Umkleide. Die harte Stammgruppe bevölkert das Freibad-Resti, nicht den Gastgarten oder die Liegewiese, und tut die Infos von diversen Telegram- oder Facebookgruppen meist im Innenraum kund. Abwechselnd wird über Greta, Klimakleber oder Klimapanik geschimpft und darüber geredet, wie gut es der Russe meint. Die tieferen sozial-, wirtschafts- oder umweltpolitischen Konzepte werden selten analysiert. Gelabt wird sich an hellen Pommes, dem hellen Blonden oder dem weißen Spritzer. Hier ist die Gesinnung schon an äußeren Merkmalen der Nahrungsmittel und Ge­tränke manifest.

Die SPÖ liegt mit Blau-Weiß-Linz-Kunstfaser-T-Shirt am Pleschinger See. Immer leicht nervös, ob Babler nicht doch noch mit seinem crazy Wohnmobil aufkreuzt und die „Mit Dosko wäre es besser“-Wehklagen stört. Getrunken wird kühles Zipfer aus der Dose oder lauwarmes „Linzer“-Flaschenbier – dieses hält die für den Sozialdemo­kraten aushaltbare Waage zwischen Tradition, Kommerz und Ortverbundenheit. Gegessen wir volksnah – die Maurerforelle – und diese wird auch immer und immer wieder erwähnt. Auch lustige Mundartschreibweisen wie „Mauraforön“ sind bei den Genossen sehr beliebt. Ob eine Knacker mit Zwiebeln und Senf und lauwarmes Bier die Kraftnahrung für den Kraftakt der bevorstehenden Wahl sind, bleibt fraglich.

Die Grünen sitzen im Epizentrum des provinzstädtischen Bobostans, nämlich am Urfahraner Donaustrand oder an der Alturfahraner Coastline und finden das wunderbar. Der Komplex aus Stadt, Natur, Multikulti und Kulinarik ist das gelebte Ideal. Getrunken wird gerne Wasser aus der Klean-Kanteen-Flasche oder Bier von lokalen Lokalen, um die Lokalität zu fördern. Gegessen wird selbstgemachter Hummus oder Hummus von Billa Bio aus der Plastikschale, die beim nächsten Mal „sicher“ vermieden wird. Manche bundespolitischen Entscheidungen oder die Koa­litionsräson führen im direkten Gespräch mit den WählerInnen oft zu Unbehagen, was die som­mer­liche Hitze nicht erträglicher macht. Aber die Donau verschafft allen Anwesenden Abkühlung.

Die Neos-Abteilung weilt – egal, ob WählerIn oder FunktionärIn – am Atter- oder Traunsee. Im eigenen geerbten oder befreundeten Sommerdomizil lässt es sich so richtig gutgehen. Der Stress in der Consultingbude oder der Kanzlei geht eh wieder bald genug los. Getrunken werden ausschließlich Naturweine aus Österreich oder Geheimtipps aus Frankreich. Gekocht werden ausschließlich Dinge, die von Instagram kom­men und sich dann wieder gut auf Instagram machen. Gerne One-Pot, Bowl und Wraps. Wenn man es „echt“ haben möchte, kocht der Neos-Mensch gerne die Shorts von Pesssch nach und kommentiert diese launig.

Über das Bade- und Essverhalten der Kommunisten ist dem Dude nicht viel bekannt. Eventuell ist der Badespaß aufgrund der Knechtschaft in den örtlichen Minen und Fabriken nicht oft möglich. Aber einmal jährlich finden sich Proletariat und die echten Genossen am Donaustrand ein und „reclaimen“, was das Zeug hält. Da wird „Hammer-und-Sichel“-Merch ausgepackt, der Griller angemacht und feinste Bratwürste unters Volk gebracht. Nebenbei wird über die Fehler des Westens gegenüber Russland diskutiert, aber selten über die geringe Lernfähigkeit und Vergangenheitsbewältigung der eigenen Gesinnung.
Aber egal – geschmeckt hat es und satt sind alle. Freundschaft!

Dieser Bade-Bestandsaufnahme vor den Wahlen folgt eine ebensolche nach den Wahlen. Der Dude hofft auf unterhaltsame Erweiterung im Parteienspektrum.

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  • Published: 4 Monaten ago on 29. August 2024
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  • Last Modified: August 29, 2024 @ 2:00 pm
  • Filed Under: Kolumnen

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