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Suburban Round Trip – Part One

By   /  1. September 2018  /  No Comments

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karte

Der Slowdude ist hin und weg. Und möchte mit einem Zitat des Philosophen, Naturalisten und Schriftstellers Henry David Thoreau beginnen: „Wer Fehler finden will, findet sie auch im Paradies“. Nach Jahren des aufreibenden, kräftezehrenden und fokussierten Forschens, Recherchierens und Probierens im städtischen Terrain wagt der Slowdude einen herrlichen Roundtrip im Umland der wunderbaren Irgendwas-mit-Medien-UNESCO und Kulturhauptstadt dekorierten oberösterreichischen Donaumetropole. Und das hat er sich verdient. Ganz genau dem Titel „Heute Disco, morgen Umsturz, übermorgen Landpartie“ von F. S. K. folgend ist der Slowdude im Übermorgen angekommen. Endlich. Disco hatte er schon zu Genüge und der Umsturz war ihm viel zu anstrengend. Darum die Landpartie: Beginnend im Linzer Norden wurden kulinarische Perlen gesucht und gefunden – Ottensheim, Lichtenberg und Pelmberg sind die wahren Orte von Genuss, Entspannung und Selbstfindung. Ja, der Slowdude ist esoterisch geworden – was bleibt ihm auch anders über – in Zeiten wie diesen. Egal. Start. Das im gleichnamigen Pelmberg (1) gelegene Stüberl mit angeschlossenem Freilichtmuseum ist das, was man sich unter einem gelungenen Ausflugslokal vorstellt: wunderbare Aussicht, kleine Karte mit lokalen Spezialitäten und Mehlspeisen, die einem – im positiven Sinne – die Tränen in die Augen treiben. Da schlägt der vom Monopolkonditor Jindrak verseuchte Geschmacksinn für Süßes wahre Purzelbäume und macht Luftsprünge. Der Standard „Schweinsbratl“ ist ein Gedicht und selbst die für FleischverächterInnen kredenzten Spinatknödel sind kein bloßes Alibi, sondern ein wahrer Genuss. Das sympathisch von Frau und Herrn Döberl geführte Stüberl ist ein wahrer Schatz im Linzer Umland. Tipp vom Slowdude: Die Herbstsaison. Fährt man die Urfahraner Hügelkette wieder herunter und biegt nach dem malerischen Hohlweg ab zum berühmten „Exenschläger“ (2), sinkt das Niveau keinesfalls. Der 2015 neu übernommene Ausflugsgasthof bietet eine breite lokal-kulinarische Palette. Der faschierte Braten, die Leinölerdäpfel oder die zum Nachtisch servierten Bauernkrapfen sorgen für ein wohliges Gefühl in der Seele und für Zufriedenheit im Bauch. Die nette Crew beschert dem Slowdude jedes Mal einen gemütlichen Aufenthalt in der romantisch gelegenen Talschwelle – nebst Kinderdistraktion mit Spielplatz und Möglichkeit zur Ziegenfütterung. Tipp vom Slowdude: Zu Fuß zum Exenschläger – eine traumhafte Stadtwanderung. Aber auch an der Donau gibt es Balsam für das geschundene Gourmetherz. In Ottensheim – der bio-konservativen Boboenklave im Westen von Urfahr – bietet das Gasthaus zur Post (3) Bodenständiges aus heimischen Gewässern, Gutes von der Weide und aus dem Garten. Hier wird Lokales mit Weltküche kombiniert – so begegnen sich auf der Speisekarte Ingwer und Kohlrabi genauso wie das Wallerfilet seiner guten Freundin, der Polenta. Und die ganze Pracht der guten Küche genießt man in einer wunderbaren Wirtshausstube – so wie man sie leider nicht mehr oft zu Gesicht bekommt. Tipp vom Slowdude: Genug Zeit mitnehmen und den wunderbaren Gastgarten genießen und ordentlich chillen. Paradiesische Zustände in Urfahr-Umgebung. Hier kommt nun das eingangs erwähnte Zitat zu tragen: Der Slowdude wäre nicht der Slowdude, würde er nicht ein Haar in der Suppe finden. Und er gibt es zu: Er musste wirklich suchen! Aber sonst wäre die Kritik ja keine Kritik, sondern platte Promo – und das wäre eines Slowdudes nicht würdig. Deshalb kurz und schmerzlos: Das Salatbüffet im Gasthof zu Post würde besser ohne Dosengemüse dastehen, beim Exenschläger wäre ein richtig regionales Bier auch fein im Angebot (Hofstetten, Neufelden, Aigen oder Freistadt lassen grüßen) und beim Pelmbergstüberl könnte man beim Kaffee etwas „tunen“. Aber: Das ist Jammern auf hohem – ja höchstem – Niveau. Die drei machen das wirklich sehr, sehr gut. Und vor allem sympathisch und unaufgeregt! Keine inszenierte Urtümlichkeit oder gespielte Lederhosenzünftigkeit. Ein wunderbarer und lebensnotwendiger Kontrapunkt zu den marodierenden Eventgastrohütten im Zentrum der Linzer Stadt. Hier wird der Begriff „Landflucht“ umgekehrt und neu gedeutet. Also raus aus den idiotisch benannten, Klebeschrift verseuchten und mit Ekelbier gefüllten Systemgastrostätten und rein ins kulinarische Vergnügen der suburbanen Sphäre.

 

1 Pelmbergstüberl www.pelmbergstueberl.at
2 Exenschläger Waldschänke www.exenschläger.at

3 Gasthof zu Post www.facebook.com/GHzPOST

 

+++ EILT! +++ AUS AKTUELLEM ANLASS +++
Kurz vor Redaktionsschluss entdeckte der Slowdude bei seiner Routineinspektion der Linzer Innenstadt einen neuen Player der innerstädtischen Gastroszene: Der frisch renovierte Kunstuni-Bau am Hauptplatz beherbergt seit Anfang August die Cafeteria Frédéric. Kurzkritik: Sehr, sehr netter Service, gutes frisches Essen, gutes Ambiente drinnen wie draußen, aber Nachholbedarf bei den Getränken: Bier bitte regional und nicht das Industriebrackwasser namens Gösser, und für die sommerlichen Mixgetränke nochmals ins Rezeptbuch gucken. Aber beide Daumen hoch. Ein Lichtblick. Unbedingt hingehen!

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  • Published: 6 Jahren ago on 1. September 2018
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  • Last Modified: Dezember 4, 2018 @ 4:38 pm
  • Filed Under: Kolumnen

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