Loading...
You are here:  Home  >  Kolumnen  >  Current Article

MISSION T.O.A.S.T.

By   /  5. März 2020  /  No Comments

    Print       Email

Der Dude ist ja sowas wie der Julian Assange der Linzer Gastro-Leaks. Über verschlungene Umwege, mit massivem Einsatz von mehreren Gigawatt an Entschlüsselungstechnologie und wegen linkischer Kommunikationsfallen ist der Dude an das Rezept des legendären Café-Strom-Toast gekommen. „Legendär“, so sagt der Volksmund. Und um bei der Wahrheit zu bleiben, ist das für den Dude eine bis dato völlig unbekannte Weißbrotzubereitung. Der angebliche Kultstatus wurde hier wohl erst posthum ersonnen. Der Dude denkt, das Teil geht eigentlich niemanden wirklich ab. Obwohl das Rezept schon recht hingebungsvoll und engagiert wirkt. Aber dazu später – man will ja seine WhistleblowerInnen nicht enttäuschen.

Das Intro nur als Ausgangspunkt zu einer kleinen Reise durch die meistens überschätzten kulinarischen Genüsse von Linzer Ausgehlokalen. Manchmal ein Horrortrip, oft eine Geisterbahnfahrt für den Gaumen und manchmal eine maßlose Enttäuschung. Natürlich mit kleinen Lichtblicken und Ausreißern. Meist gilt die Formel: Wo kein Toast oder ähnliche Lebensmittelzubereitungen angeboten werden, ist es meist besser. Grundsätzliche Absenz als positive Tendenz.

Station Nummer 1:
Das Schiff an der Urfahraner Lände – das Salonschiff Fräulein Florentine. Hier werden recht kreativ und mit versuchter Berliner Verve verschiedene Toast-Zubereitungen angeboten. Die Ergebnisse sind durchwachsen und von wechselnder Qualität. So sind die Varianten „Seemann“ und „Feta und der Wolf“ durchwegs gut genießbar und die Version „Junky“ (nahe am normalen „SchiKäTo“) immer eine sichere Bank. Von „Mambo Chicken“ und „Tony Vegas“ rät der Dude allerdings ab – hier besteht zu viel Restrisiko in alle Richtungen. Man erkennt hier noch die Wurzeln zu den berühmt-berüchtigten „Grand Café zum Rothen Krebs“-Toasts. Die unglaublich gut, aber nur mit unglaublich viel Alkohol zum Verzehr geeignet waren.

Station Nummer 2:
Das Aquarium. Hier wird es richtiggehend ekelhaft. Das „Baguette“ mit Formschinken, Ekelkäse und welkem, mitgetoastetem Eisbergsalatblatt ist wohl die Niederung der in Linz verfügbaren Alkoholergänzungsnahrung. Aber was will man bei der Servicekultur dieses Etablissements schon erwarten. Der Eigner (Stand Ende 2019) – bei Insidern liebevoll als schrulliger und grantiger Wirt tituliert – ist wohl eine der größten Fehlbesetzungen der Menschheitsgeschichte. Einzig das innenarchitektonische Feingefühl und die mit der Stilsicherheit eines Mies van der Rohe gestaltete Gaststätte trösten über das lukullische Dilemma hinweg. Aber wie man munkelt, steht aktuell eine Übernahme aus dem bürgerlichen Lager (Zukunft als Jägerstüberl) bzw. eine Weiterführung durch das inhouse-ausgebildete 5-Sterne-Personal zur Auswahl. In beiden Fällen sind die Dauerbrenner-CDs – laut weiteren Insider-Leaks – Teil des Übernahmevertrags bzw. gibt es angeblich sogar eine Art Abspielverpflichtung.

Station Nummer 3:
Das Café Strom. Der Auslöser dieser kleinen Reise durch die gewohnte Blase. Das Café in der STWST ist wohl eher bekannt als Ort der ausgelassenen Stimmung, wummernder Musik und Treffpunkt der Linzer Kunst/Kultur/Kreativ/Sozialworker-Szene. Weniger bekannt sind die kulinarischen Angebote. Darunter der Café-Strom-Toast. Der Dude durfte ihn selbst leider nie probieren und muss sich hier auf die Expertisen seiner WhistleblowerInnen verlassen. Hier spannt sich der Bogen von „unglaublich gut und schmackhaft“ über „eine Institution auf dem Tel­ler“ bis hin zu „Lebensretter“. Also durchwegs positiv, zugetan und scheinbar auch geschmack­lich auf der guten Seite. Der Dude ist trotzdem froh, dass sich im Strom auch der Lieferservice aus dem benachbarten Tamu-Sana etabliert hat. So kann der durch zu viel Alkohol beanspruchte Körper feinstes Sambusa schnabulieren. [Das bebilderte Café-Strom-Toast-Rezept gibt es als Onlinefeature auf der Website der REFERENTIN unter www.diereferentin.at/slowdude-online-feature]

Station Nummer 4:
Das Solaris. Café und Fortgehtempel im OK-Centrum-Kulturquartier-OÖ-Areal. Sollte Mann oder Frau es an den Security-Fachkräften am Vorplatz vorbei geschafft und die Rauchertraube im Eingangsbereich ohne Atemschutz überlebt haben, erwartet eine/n das Gastroangebot in gewohnter Qualität. Das Solaris hat nach dem Umbau etwas den Charme einer Flughafenlobby verloren und an Gemütlichkeit gewonnen. Massiver Vorteil ist es, ein Teil der Stern-Kroko-Solaris-Holding zu sein. Packt einen der Fortgeh-Hunger, steht die Speisekarte des Gelben Krokodils parat. Und das ist ein massiver Wettbewerbsvorteil. Auch wenn das musikalische Programm manchmal die Kleinstadt zu deutlich herausstreicht.

Station Nummer 5:
Das Mezzanin. Der Benjamin unter den Kandidaten – der Jungspund. Eine sympathisch geführte Bar, die den Linzer Horizont um ein paar hundert Meter Richtung Süden ausdehnt. Dahinter ist nur mehr das Theater Phoenix und das WIFI. Gutes Flair und mutiger Vorposten in einer verschlafenen Ecke der Stadt. Auch hier ein massiver Wettbewerbsvorteil: Outsourcing. Der Fortgeh-Hunger wird hier durch das benachbarte Tom Yam gestillt – und das durchwegs auf positive und unkomplizierte Art. Ein Ort zum Treffen und Feiern. Eine echte Bereicherung.

Station Nummer 6:
Zurück nach Urfahr und zu einem Fixstern der richtigen Linzer Seite in der wunderschönen Reindlstraße: das Golden Pub. Hier hat er noch ein Zuhause und wird unaufgeregt zelebriert: der Schinken-Käse-Toast. Heiß, etwas fettig und mit Ketchup serviert, ist er der ideale Snack für davor oder danach. Oder auch mitten drin. In einem Setting, das unverändert erscheint und um­geben von einem Publikum, das angenehm he­te­rogen ist: Urfahraner Grantler und Originale, StudentInnen, SporterInnen, Junge, Alte. Das, was scheinbar eint, ist eine gewisse Skepsis ge­genüber antialkoholischen Getränken, und das, ohne eine flache Saufhütte zu sein. Pubkultur, so wie sie in OÖ halt möglich ist. Und immer freundliches Personal. Findet sich auch selten. Der Dude ist beglückt.

 

Die T.O.A.S.T.-Angebote bzw. deren Substitute:

Salonschiff Florentine (7 von 10 Punkten)
Heinrich-Gleissner-Allee, 4040 Linz
SEEMANN (Räucherforelle, Karotte, Koriandersaat, Gouda), MAMBO CHICKEN (Huhn, Limette, Mango, Erdnuss, Kokos, Chilli, Gouda), WARMER TEU­FEL (Speck, Paprika, Zwiebel, Ajvar, Bergkäse), TONY VEGAS (vegan) (Melanzani, Shiitake, Walnuss, Marille, veganer Käse), FETA UND DER WOLF (Feta, Oliven, Lauch, Zucchini, Oregano, Minze) JUNKY (Schinken, Gouda)

Aquarium (1 von 10 Punkten)
Altstadt 22, 4020 Linz
BAGUETTE (Pressschinken, Käse, Eisbergsalat)

Strom (8 von 10 Punkten)
Kirchengasse 4, 4040 Linz
STROM-TOAST (Kastenvollkornbrot von der Bäckerei B****l, Kräuterbutter, Bio-Toastschinken, Bio-Mozzarella)

Solaris (6 von 10 Punkten)
OK-Platz 1, 4020 Linz
Speisekarte vom Gelben Krokodil, empfohlenes Toast-Substitut: TORTILLAS (mit Rinderfaschiertem-Gemüse-Chilifülle), Fairness-Punkteabzug wegen der Outsourcing-Lösung

Mezzanin (9 von 10 Punkten)
Johann-Konrad-Vogel-Straße 11, 4020 Linz
Speisekarte vom Tom Yam, empfohlenes Toast-Substitut: GYOZA PAK (gefüllte Teigtaschen), Fairness-Punkteabzug wegen der Outsourcing-Lösung

Golden Pub (9 von 10 Punkten)
Jahnstraße 9, 4040 Linz
SCHINKEN-KÄSE-TOAST (Schinken, Käse, Toastbrot)

    Print       Email
  • Published: 4 Jahren ago on 5. März 2020
  • By:
  • Last Modified: März 5, 2020 @ 2:16 pm
  • Filed Under: Kolumnen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert