Loading...
You are here:  Home  >  Kolumnen  >  Current Article

Aus dem Inneren meiner illegalen Party

By   /  3. September 2020  /  No Comments

    Print       Email

„Weißt du eigentlich, dass Hunde den Corona-Virus erschnüffeln können?“ frage ich meine Freundin. Sie bejaht und ergänzt die Studien, von denen sie auch gelesen hatte. „Sie riechen auch diverse Krankheiten …“, und „… bekannt war ja bisher eher das Erschnüffeln von Drogen und Sprengstoff“. Ende des Informationsaustauschs. Wir haben eine kleine Inlandsreise gemacht und sitzen in einem City-Gastgarten einer Bar. Dort ist es, abgesehen vom Straßenlärm und etwas Geschirrgeklappere, ruhig. „Unser fucking soziales Leben musealisiert sich grad selbst“ redet sie in die Geräuschkulisse. „Ein großer Teil des öffentlichen Lebens hat sich ohnehin schon ins Netz verzogen“, wischt sie auf ihrem Telefon herum, und: „Der Rest ist eine Liveschaltung ins Freilichtmuseum des zivilisierten Lebens des 21. Jahrhunderts“. Die Veranstaltungen auf ihrem Smartphone vor Augen … nicht mal mehr zu einem ganzen Satz fähig: „Die Situation der Clubs, Konzerte, Shows … all die pulsierenden Nachtaktivitäten … die Cancel Culture“ steigert sie sich kurz und ausweglos rein, und dann: „… ein Desaster!“. Jedenfalls: Im Inneren meiner illegalen Party finden die wirklich interessanten Gespräche immer noch in öffentlichen Sphären statt. Bei den guten Konzerten im Netz zerschlagen die Musiker statt den Gitarren ihre eigenen Wohnzimmer und am Ende den Laptop, bis nichts mehr am Monitor übrigbleibt. Als Lösung für die Nachtleben-Misere halluzinieren wir im Inneren unserer illegalen Party Corona-Hunde an den Eingang von Nachtlokalen, die die nicht infizierte Crowd in die Nachtzonen eintreten lassen. Die Infizierten werden zwar nicht eingelassen, aber trotzdem NICHT gleich in die Luft gesprengt. Wuff! Am Ende fahren wir wieder nach Hause, mit dem Regionalzug und zweimal umsteigen. Auf der Fahrt erzählen wir uns dann noch von unseren inneren Urlauben, von Erlebnissen in dunklen Erinnerungshöhlen oder von Fernweh nach den imaginierten Fidschi-Inseln. Mehr geht grad nicht.

    Print       Email
  • Published: 4 Jahren ago on 3. September 2020
  • By:
  • Last Modified: September 3, 2020 @ 2:17 pm
  • Filed Under: Kolumnen

About the author

Die Fidschi-Belle ist exzentrisch-unaufgeregte Streunerin und lieber in ferneren als näheren Sphären unterwegs.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert